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Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Titel: Der kleine Freund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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fügte er hinzu, als er sah, wie Harriet ihn anschaute. »Oder wegen Einbruch. Nicht das, wovon du hier redest. Wenn sie irgendetwas mit Robin zu tun gehabt hätten, dann hätten die Cops das schon vor Jahren aus ihnen rausgeprügelt.«
    Er nahm Harriets Scheck, der immer noch auf der Theke lag. »Okay, Kleine? Das hier ist für dich und Allison?«
    »Ja.«
    »Wo ist sie?«
    »Zu Hause.«
    »Was macht sie?« Pem lehnte sich nach vorn und stützte sich auf die Ellenbogen.
    »Guckt Dark Shadows .«
    »Meinst du, sie kommt diesen Sommer mal zum Pool?«
    »Wenn sie Lust hat.«
    »Hat sie einen Freund?«
    »Einige Jungen rufen sie an.«
    »Ach ja?«, sagte Pemberton. »Wer denn zum Beispiel?«
    »Sie spricht nicht gern mit ihnen.«
    »Wieso nicht?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Meinst du, wenn ich sie mal anrufe, spricht sie mit mir?«
    Unvermittelt sagte Harriet: »Rate mal, was ich diesen Sommer machen werde.«
    »Was?«
    »Ich werde unter Wasser durch das ganze Becken schwimmen.«
    Pemberton, der allmählich genug von ihr hatte, verdrehte die Augen. »Und was kommt als Nächstes? Dein Foto auf dem Rolling Stone ?«
    »Ich weiß, dass ich es schaffe. Gestern Abend hab ich fast zwei Minuten die Luft angehalten.«
    »Schlag’s dir aus dem Kopf, Sweetie.« Pemberton glaubte kein Wort. »Du wirst ertrinken, und ich muss dich aus dem Pool fischen.«

    Den Nachmittag über saß Harriet auf der Vorderveranda und las. Ida war mit der Wäsche beschäftigt, wie sie es montags nachmittags immer war, und ihre Mutter und ihre Schwester schliefen. Sie war mit König Salomos Minen fast zu Ende, als Allison barfuß und gähnend auf die Veranda getappt kam. Sie trug ein geblümtes Kleid, das aussah, als gehöre es ihrer Mutter. Seufzend legte sie sich auf die Kissen der Verandaschaukel und stieß sich mit dem großen Zeh am Boden ab.
    Sofort legte Harriet das Buch weg und setzte sich zu ihrer Schwester.
    »Hast du bei deinem Mittagsschlaf irgendwas geträumt?« »Ich erinnere mich nicht.«
    »Wenn du dich nicht erinnerst, hast du aber vielleicht etwas geträumt.«
    Allison antwortete nicht. Harriet zählte bis fünfzehn und wiederholte dann – diesmal langsamer –, was sie gerade gesagt hatte.
    »Ich habe nichts geträumt.«
    »Ich dachte, du erinnerst dich nur nicht.«
    »Nein.«
    »Hey«, sagte ein nasales Stimmchen tapfer auf dem Gehweg.
    Allison richtete sich auf den Ellenbogen auf. Harriet, die über die Störung erbost war, drehte sich um und sah Lasharon Odum, das schmutzige kleine Mädchen, das Mrs. Fawcett ihr am Morgen in der Bibliothek gezeigt hatte. Sie hielt das Handgelenk eines kleinen, weißhaarigen Geschöpfs von unbestimmbarem Geschlecht in einem fleckigen T-Shirt, das den Bauch nicht ganz bedeckte, umklammert, und auf ihrer anderen Hüfte saß rittlings ein Baby in einer Plastikwindelhose. Wie kleine wilde Tiere, die Angst hatten, allzu nah heranzukommen, standen sie da und starrten mit stumpfem Blick, die Augen in ihren sonnenverbrannten Gesichtern gespenstisch silbern, zur Veranda herüber.
    »Ja, hallo.« Allison stand auf und ging vorsichtig die Treppe hinunter, um sie zu begrüßen. Bei all ihrer Schüchternheit liebte sie Kinder – ob weiß oder schwarz, und je kleiner, desto besser. Oft fing sie mit den schmutzigen Gören, die von den Hütten am Fluss herausgewandert kamen, Gespräche an, obwohl Ida Rhew es ihr verboten hatte. »Du wirst sie nicht mehr so niedlich finden, wenn du Läuse oder Ringelflechte hast«, sagte sie.
    Die Kinder behielten Allison wachsam im Auge, aber sie blieben stehen, als sie näher kam. Allison strich dem Baby über den Kopf. »Wie heißt er?«
    Lasharon Odum antwortete nicht. Sie schaute an Allison vorbei zu Harriet hinauf. So jung sie war, ihr Gesicht hatte doch etwas Verkniffenes, Altes. Ihre Augen waren von einem klingenden, primitiven Eisgrau wie die Augen eines Wolfsjungen. »Hab dich in der Bibliothek gesehen«, sagte sie.
    Harriet erwiderte ihren Blick mit steinerner Miene, aber sie
antwortete nicht. Sie interessierte sich nicht für Babys und kleine Kinder, und sie war mit Ida einer Meinung, dass sie sich nicht ungebeten in den Garten zu wagen hatten.
    »Ich heiße Allison«, sagte Allison. »Und du?«
    Lasharon trat von einem Fuß auf den andern. »Sind das deine Brüder? Wie heißen sie? Hm?« Sie ging in die Hocke, um dem kleineren Kind ins Gesicht zu schauen. Es hielt ein Buch aus der Bücherei am hinteren Umschlagdeckel, sodass die offenen Seiten über den Gehweg

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