Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
der sowohl Ungestörtheit als auch einen Tisch bot.
    Trotz der Ärmlichkeit ihres Ruheortes und obwohl das Unwetter die Tücher durchnässt hatte, die sie bedeckten, hatten Arthurs und Guineveres Überreste die Würde bewahrt, die allen Toten in stummer Reglosigkeit eigen ist.
    Sie wurde gestört, als Adelia mit einer gemurmelten Entschuldigung das Tuch von Arthurs Füßen entfernte und die Laterne zwischen sie stellte. Dann entweihte sie Guinevere ebenso, indem sie die Kiste zwischen ihre Füße platzierte.
    Sie ließ die Hüttentür offen, um zusätzlich zum Licht der Laterne das spärliche Licht von draußen hereinzulassen.
    Es machte tatsächlich Krach. Die Schwertspitze unter die Haspe zu schieben war nicht leicht und ging mit viel Gekratze und seitens Adelia auch mit zahlreichen keuchend ausgestoßenen Flüchen einher.
    Endlich lockerte sich die Haspe und gab den Stift frei. Adelia legte das Schwert beiseite und hob den Deckel der Kiste an.
    Keine Juwelen. Knochen. Beckenknochen.
    Hinter ihr hustete jemand.
    Adelia fuhr herum, als hätte sie ein schlechtes Gewissen, schirmte die Kiste mit ihrem Körper ab.
    Godwyn stand im Eingang. Godwyn der Gute, dem sie ihr Leben und das Rowleys und vielleicht auch das Emmas verdankte. Godwyn der Böse, der zugelassen hatte, dass seine außer Kontrolle geratene Frau versuchte, diejenigen zum Schweigen zu bringen, die ihr in die Quere kamen. Godwyn, der nicht verhindert hatte, dass Millie niedergeschlagen wurde.
    »Was wollt Ihr?«, blaffte sie. Sie wurde mitten in einer Entdeckung gestört, und sie wollte nicht, dass er die Kiste sah. Die mochte ihm gehören, aber ihr Inhalt ganz sicher nicht.
    Überhaupt, diesem Mann haftete eine entsetzliche Geduld an, die ihre Nerven strapazierte. Er bewegte sich nicht, und sein Gesicht war teilnahmslos. Nur seine Augen ließen die Ergebenheit eines Ochsen erkennen, der darauf wartet, dass das Schlachtbeil fällt.
    »Ihr werdet Euch für sie einsetzen, nicht wahr, Lady?«, sagte er. »Der Bischof hält viel von Euch. Sagt ihm, dass sie nix dafür kann, was sie getan hat. Wenn sie vor Gericht kommt, ein Wort von Seiner Lordschaft an die Richter … das würd mächtig was bewirken …«
    Adelia schüttelte den Kopf, nicht ablehnend, sondern um ihn zu klären. Sie fühlte sich dem Mann gegenüber irgendwie verpflichtet, weil er die Menschen gerettet hatte, die diese Frau hatte töten wollen, für die er sich einsetzte.
    Er sprach weiter, hatte sich wahrscheinlich die halbe Nacht um die Ohren geschlagen, um dieses Verteidigungsplädoyer vorzubereiten.
    »Wenn Ihr sie gesehen hättet, als sie noch jung war, Haare wie Feuer, immer geschwätzig, ein kleines Plappermaul … Sie war damals nett anzusehen, meine Hilda. Als sie elf war, hat sie angefangen, die Kühe vom gnädigen Herrn zu melken …«
    Konzentrier dich. Da war irgendwas, irgendeine Erklärung dafür, warum ein hübsches Milchmädchen mordgierig geworden war.
    »Der gnädige Herr?«, fragte Adelia nach. »Meint Ihr Abt Sigward?«
    »Damals noch Lord Sigward, Abt is er jetzt. Ich hab bei ihm als Stallbursche angefangen, wisst Ihr, hab für seine Familie gearbeitet wie schon mein Vater und davor mein Großvater. Sie waren gute Herrschaften, alle, solange wir unsere Arbeit gemacht und ihnen treu gedient haben. Ich bin später Stallmeister geworden, und Hilda hat es zur Wirtschafterin gebracht.«
    »Habt Ihr sie immer geliebt?« Die Frage war unverfroren. Adelia nutzte jemanden aus, der sich als hilfloser Bittsteller an sie wandte, aber sie war gezwungen, sie zu stellen. In der Beziehung zwischen diesem Mann und seiner Frau musste ein Anhaltspunkt für das, was geschehen war, zu finden sein.
    Er war verblüfft, gekränkt. Wenn er Adelia nicht um Hilfe angefleht hätte, wäre er einfach gegangen. »Eine gute Arbeiterin war sie, Hilda«, sagte er. Das war die einzige Antwort, die er geben konnte. Liebe war ein Wort, das dem Adel und den Dichtern vorbehalten blieb. Er versuchte zu lächeln. »Hab ihr den Hof gemacht, weil sie’s wert war. Musste mich ganz schön anstrengen, jawohl. Die ersten Jahre hatte sie überhaupt keine Augen für mich.«
    »Weil sie den Herrn geliebt hat?« Adelia drang tief ein, aber irgendwo unter ihrem Skalpell war der Entzündungsherd.
    Godwyn war brüskiert und reagierte empört. »Zwischen denen is nie irgendwas Unreines gewesen«, sagte er. »Nie. Die halbe Zeit hat er nich mal gemerkt, wenn sie da war. Bis heute nich.«
    Ja, das stimmte. Adelia hatte es

Weitere Kostenlose Bücher