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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Bruchsteinen belegt und geeignet war, dem fremden Besucher Respekt einzuflößen vor so viel Wohlstand.
    Am Eingang wurde Howard von einem Butler empfangen und mit aufgesetzter Höflichkeit nach seinem Begehren gefragt und wen er melden dürfe. Nach einer Weile kehrte er zurück und ließ Carter wissen, er bedauere, der junge Herr, so drückte er sich aus, sei nicht zu Hause, er könne gerne eine Nachricht hinterlassen.
    Howard schüttelte den Kopf und wandte sich um. Er glaubte dem Butler kein Wort. Vor dem Eingangstor stieß Carter auf den Gärtner und fragte diesen, ob er wisse, wohin Robert Spinks gegangen sei.
    Er habe ihn gerade noch gesehen, erwiderte der Gärtner, weit könne er nicht sein.
    Carter tat so, als zöge er sich zurück, doch ihm stand nicht der Sinn danach aufzugeben. Und so stieg er, außer Sichtweite des Hauses, über die Mauer, die den gesamten Besitz umgab, und näherte sich dem Anwesen schließlich von der Terrassenseite, wo ihm Robert Spink direkt in die Arme lief.
    Für beide kam die Begegnung so unverhofft, daß sie sich eine Weile wortlos gegenüberstanden, beide etwa gleich hochgewachsen, Robert Spink jedoch kraftstrotzend und von kerniger Gesundheit, Howard Carter hingegen schmal und von schwächlichem Äußeren. Was nun geschah, hatte wohl keiner von beiden erwartet: Carter holte aus und verabreichte Spink eine klatschende Ohrfeige.
    Der Mut des Schwächeren mußte Spink wohl so überrascht haben, daß er sich überhaupt nicht wehrte und betroffen auf den Boden starrte, wie ein Kind, das soeben bei einer Lüge ertappt wurde.
    »Warum hast du das getan?« fragte Howard tonlos, und aus seinen Augen blitzte offene Wut.
    Es schien, als habe Robert sich von dem Schock erholt, denn mit einem Mal setzte er ein zynisches Grinsen auf und meinte verächtlich: »Zweifelst du etwa, daß ich nicht in der Lage gewesen wäre, das Mädchen aus dem brennenden Haus zu holen?«
    »Warum hast du es dann nicht getan?« Howards Stimme wurde lauter.
    »Ich hab es doch getan! Du kannst es in allen Zeitungen nachlesen.«
    »Du weißt genau, daß das gelogen ist! Du bist ein erbärmlicher Lügner!«
    »Das behauptest nur du, Carter!«
    »Ja. Das behaupte ich.«
    »Niemand wird dir glauben, hörst du, niemand!«
    Howard wischte sich mit der flachen Hand über das Gesicht. Der Kerl hatte recht. Ihm würde wirklich niemand glauben. Nicht jetzt, da das Ereignis bereits eine Woche zurücklag.
    Aus Spinks Gesicht verschwand das unverschämte Grinsen. »Ich mache dir einen Vorschlag, Carter. Du bekommst von mir zwei Sovereign, und wir vergessen die Sache. Einverstanden?«
    Und noch ehe Howard antworten konnte, noch ehe ihm bewußt wurde, wie demütigend das Angebot war, zählte Spink ihm zwei Sovereign in die Hand. Dann wandte er sich um und machte Anstalten zu gehen. Schließlich drehte er sich noch einmal um, und mit ausgestrecktem Arm und erhobenem Zeigefinger rief er Carter zu: »Und wenn ich dir noch einen Rat geben darf, versuche nie mehr deine Hand gegen mich zu erheben. Nie mehr, hörst du!«
    Betreten blickte Carter auf die zwei Sovereign in seiner Hand, während er dem Eingangstor zustrebte. Zwei Pfund, das war viel Geld für einen Jungen wie ihn. Aber schon im nächsten Augenblick kam ihm der Gedanke: Hast du denn überhaupt keinen Stolz, Howard? Die Wahrheit ist nicht käuflich.
    Auf halbem Weg kam ihm der Gärtner entgegen. Er nickte ihm freundlich zu.
    Carter hielt ihn an, drückte ihm die zwei Sovereign in die Hand und sagte: »Richte dem jungen Herrn aus, ein Carter läßt sich nicht kaufen. Nicht von einem Spink!«
    Mit ihrem ersten Gehalt, das ihr Gertrude von Schell korrekt und pünktlich ausbezahlte, suchte Miss Jones den Besitzer des »George Commercial Hotel« auf, um ihre Mietschuld zu begleichen.
    Mr. Hazelford, ein listig blickender, kleiner Mann von großer Freundlichkeit, erkundigte sich, ob sie sich denn in Swaffham schon eingewöhnt habe und ob es immer noch keine Spur gebe von dem Gelddieb.
    »Was das Eingewöhnen betrifft«, antwortete Miss Jones betont freundlich, »so wird es wohl noch eine Weile dauern. Und von der Polizei habe ich seit zwei Wochen nichts mehr gehört. Ich hoffe nur, sie haben die Suche nicht aufgegeben.«
    Hazelford nickte beflissen, dann räusperte er sich, als wollte er etwas sagen, schließlich rief er nach hinten in den Gang, der zum Hof führte: »Owen, Miss Jones ist hier!«, und an Sarah gewandt, meinte er: »Ich weiß nicht, ob es Sie interessiert, Miss,

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