Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Hand die andere Handfläche hielt und immer noch versuchte, den Blutfluss zu stillen, und immer noch bemüht war, mich wieder ins Bewusstsein zurückzuholen.
    Ich habe dich geliebt, Mom.
    In jener Nacht bin ich in meinem Zimmer ganz allein im Dunkeln aufgewacht.
    Ich konnte Flüstern hören.
    Als ich mich umsah, war da nichts außer Schwarz, Schwarz, Schwarz.
    Und dann sah ich links oben von mir, an der Stelle, wo zwei Wände auf die Decke treffen, einen Lichtpunkt. Und dieses Licht war es, von dem das Flüstern kam. Es fing an, sich langsam, ganz langsam, im Kreis zu drehen. Stell dir einen winzigen Lichtpunkt außen an einem Windmühlenflügel vor, dann weißt du, was ich meine. In einem immer größer werdenden Kreis drehte er sich rund und rund und rund. So als würde es sich auf mich zu schrauben.
    Ich kann mich erinnern, dass ich mir die Decke über die Nasenspitze gezogen habe.
    Dann wartete ich wie gebannt und beobachtete den Lichtpunkt, bis er die Hälfte der Strecke zu mir zurückgelegt hatte.
    Und da sah ich das Gesicht.
    Ein winzig kleines Miniaturgesicht, das sich ganz langsam im Kreis drehte und das von innen heraus in einem unheimlichen Licht leuchtete.
    Seine Gesichtszüge waren die des Großen Weißen Jägers und er flüsterte mir zu: »Pass auf! Pass auf! Pass auf! Ich hole sie mir auch noch.«
    In jener Nacht konnte ich nicht wieder einschlafen, nicht bis die Morgenröte durchs Fenster hereinspähte.
    Jimbo war es, der die Lösung entdeckte. Dafür muss ich ihm dankbar sein. Die Chance, diese Lösung zu finden, hatte ihm eine gebrochene Nase eingetragen.
    »Okay, wir machen Folgendes«, sagte Jimbo zuversichtlich. »Ich geh hinein und seh mich um, bis ich den Zeitschriftenständer gefunden habe. Dann komm ich raus und sag dir, wo er ist. Und dann gehen wir alle drei hinein. Du, ich und Corry. Du dazwischen. Kapiert? Okay?«
    Nein, es war nicht okay.
    »Und sobald wir durch die Tür gehen, halte ich meine Jacke hoch, damit du den Zeitschriftenständer nicht sehen kannst. Wenn du versuchst hinzuschauen, packt dich Corry, ich werf dir die Jacke über den Kopf und wir zerren dich wieder hinaus. Und dann versuchen wir es noch einmal.«
    Sie brauchten eine halbe Stunde, bis sie mich überredet hatten und wir drei dann schließlich durch jene Tür gingen.
    Aber es hat funktioniert, weiß Gott. Irgendwie hat es den Bann gebrochen.
    Vielleicht war es aber auch nur deshalb, weil ich nie wieder einen Magazinumschlag gesehen habe, der von diesem ganz bestimmten Künstler gezeichnet worden war.
    Und so kam es, dass Jimbo – in einem Triumph der Amateur-Psychologie – das mit dem Drugstore für mich ins Lot gebracht hat und mit den Zeitungsständen und den Süßwarenläden.
    Aber das mit dem Blut hat er nicht ins Lot gebracht.
    Herrgott, ich glaub’s nicht! Ich denke, ich hab mich verliebt!
    Ich bin in das Seminar gegangen, weiß der Himmel, warum – vielleicht, weil Ruryk es vorgeschlagen hat und vielleicht, weil ich dachte, ich würde dort einen Schlüssel finden, um damit ein weiteres Stück von mir aufzuschließen, mich besser kennenzulernen. Wer weiß schon, warum! Und wen kümmert es!
    Großer Gott, was für eine Frau! Du solltest sie sehen!
    Genevieve, Genevieve, GENEVIEVE – wo warst du mein ganzes Leben lang?
    Mein Glück, dass sie verheiratet ist – aber was macht’s schon, wenn es einseitige Liebe ist.
    Oh Gott, wieder dieses Gefühl zu empfinden.
    Genevieve DeClercq – ICH LIEBE DICH.
    Ich bin echt glücklich.
    Also, wollen wir wieder über abgeschnittene Köpfe reden.
    Das menschliche Gehirn kann mit seinem Blutsauerstoffvorrat jederzeit bis zu einer Minute überleben. Wenn man den Kopf vom Körper abtrennt, lebt der Geist weiter. Das Bewusstsein überlebt.
    Weshalb haben Menschen solche Angst vor einem abgeschnittenen Kopf?
    Ist es deshalb, weil wir instinktiv wissen, dass unser Verstand weiterlebt, wenn wir enthauptet werden? Aber dann möchte ich eines wissen:
    Wenn das eine Angst ist, die alle empfinden, weshalb muss sie dann ausgerechnet mich tausendfach quälen?
    Weshalb muss diese Angst außerdem ausgerechnet meine ganz spezielle Neurose sein? Kannst du mir darauf Antwort geben, DU DA DRINNEN IN MIR?
    Genevieve, Genevieve, Genevieve! Wirst du meine Erlösung sein?
    Ich habe heute Abend auf jedes Wort gelauscht, das du in dem Seminar gesagt hast. Habe ich das richtig mitbekommen? Genevieve, wirst du meine geheime Therapeutin sein? Ich hoffe, dass du das sein wirst – solange du es