Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
eine auffallend attraktive Erscheinung. Sie schien jedoch keine Ahnung von ihrer Schönheit zu haben. Dora hätte wetten können, dass sie schon häufig von Männern enttäuscht worden war, nicht nur von dem Kerl, der sie nach Hamburg geholt hatte. Frauen wie Xenia forderten durch ihr Verhalten heraus, dass Männer sie wie Fußabtreter behandelten. Dora beschloss, ihrer neuen Freundin ein wenig auf die Sprünge zu helfen, wenn sich die Gelegenheit bot.
Xenia hatte inzwischen ihren Skizzenblock aufgeschlagen.
Nachdem Dora Sekt nachgeschenkt hatte, sah sie zu, wie die Freundin mit raschen Strichen ein schmal geschnittenes Kleid mit einem tief auf der Hüfte sitzenden Gürtel aufs Papier warf.
Als das Handy auf dem Fensterbrett läutete, ließ Xenia den Stift fallen, sprang nervös auf und warf einen Blick aufs Display. Als hätte sie sich verbrannt, legte sie das Telefon hastig wieder weg.
»Jemand, mit dem du nicht sprechen willst?«, erkundigte sich Dora.
»Markus.« Xenia war blass geworden.
»Du musst ja nicht drangehen«, beruhigte Dora sie.
Xenia setzte sich wieder und starrte unbewegt auf ihren Skizzenblock hinab, bis das Handy aufhörte, zu läuten.
»Du solltest etwas gegen deine Angst tun.« Dora konnte nicht umhin, der Freundin erneut diesen Rat zu geben.
»Auf keinen Fall!« Offenbar erinnerte Xenia sich daran, dass Dora ihr schon einmal empfohlen hatte, mit Markus zu reden. Sie griff nach ihrem Glas und stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter. »Ich will ihn nie mehr sehen.«
»Du bist der Boss in deinem Leben. In diesem Fall solltest du dich möglichst schnell wieder verlieben. Oder wenigstens richtig guten Sex haben.« Dora füllte die Gläser neu.
Anstatt empört gegen diesen Vorschlag zu protestieren, sah Xenia sie einen Moment mit großen Augen an, bevor sie mit schwungvollen Strichen ein weiteres Kleid skizzierte. Dabei zog eine leichte Röte über ihre Wangen.
»Du hast dich doch nicht etwa schon frisch verliebt?« Staunend nippte Dora an ihrem Glas.
»Nein. Natürlich nicht. Allerdings …« Entschlossen griff Xenia ebenfalls nach ihrem Sekt und schüttete ihn hinunter wie Wasser. »Ich hätte nie gedacht, dass ich nach der Sache mit Markus überhaupt noch Interesse an Sex haben könnte«, sagte sie dann mit leiser Stimme. »Aber seit ich in dieses Haus gekommen bin, habe ich Träume, die … ziemlich eindeutig sind. Und dann diese Briefe. Ich finde sie erregend, und seit ich weiß, von wem sie sind, denke ich tatsächlich oft an Sex.«
»Gut!«, lobte Dora sie. » Welche Briefe meinst du?«
Xenia stand auf und ging hinaus in den Flur. Gleich darauf kam sie mit zwei geöffneten Briefumschlägen zurück, die sie Dora in die Hand drückte. »Sie sind von meinem Nachbarn. Und sie sind … schön. Und aufregend.«
»Dann ist ja eigentlich schon klar, mit wem du demnächst schönen, aufregenden Sex haben wirst«, erklärte Dora, nachdem sie die Briefe gelesen hatte. Ihr Stil war seltsam altmodisch, aber ihr Inhalt durchaus erregend. »Am besten noch heute Abend. Du ziehst dir ein sexy Outfit an und stattest deinem attraktiven Nachbarn einen kleinen Besuch ab.«
Xenia fuhr so heftig mit den Händen durch die Luft, dass sie fast ihr Sektglas umgestoßen hätte. »Das mache ich auf keinen Fall!«
Dora konnte ihr Lachen nicht unterdrücken, weil ihre Freundin genau so reagierte, wie sie es erwartet hatte.
»Oh«, entfuhr es Xenia plötzlich, und sie streckte den Arm vor. Auf ihrem Handgelenk saß ein schwarzer Schmetterling, dessen Flügel tintenblau schimmerten.
»Ich glaube, da ist wieder ein Brief gekommen.« Eilig verließ Xenia das Zimmer. Dabei streckte sie den Arm mit dem Schmetterling vor, als würde das Tier ihr den Weg weisen.
Sie wusste nicht, wie Erik es machte, aber inzwischen hatte Xenia begriffen, dass immer, wenn er ihr einen Brief vor die Tür legte, der schwarze Falter zu ihr kam. Obwohl sie also darauf vorbereitet war, dass wieder ein Brief vor der Hintertür liegen würde, begann ihr Herz bei seinem Anblick heftig zu klopfen. Bevor sie sich bückte und ihn aufhob, sah sie hinüber zum Nachbarhaus. Alle Fenster waren geschlossen, und hinter keiner der Scheiben entdeckte sie Eriks breitschultrige Gestalt.
Schließlich griff sie hastig wie eine Diebin nach dem Brief, trat eilig zurück in die Küche und drückte die Tür wieder ins Schloss. Dann öffnete sie den Umschlag, zog den Bogen heraus und las ihn im Stehen.
Meine Liebste,
wo ich gehe und stehe, und was auch
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