Der Lange Weg Des Lukas B.
Büffelwolf, der Charly, als die Banditen die letzten Tiere wegtrieben. Gekocht hat er ganz gut, hat Jones gesagt. Lauter deutsche Spezialitäten, wenn er mal gute Laune hatte. Aber manchmal hatte er keine Lust, war dann nicht von seinen Pinseln und Farben wegzuschlagen. Das Komische war, sagte Jones, die Boys haben sich das gefallen lassen. Jeden anderen Koch hätten sie durchgewalkt, wenn er nicht zur rechten Zeit das Essen fertig gehabt hätte. Aber wenn Charly the Cook malte, dann hätten sie nicht mal rumgemault, hätten sich vielmehr selbst Eier in die Pfanne gehauen und Steaks gegrillt. Hätten nur gestaunt, wie ihm die Bilder unter seinen Händen hervorwuchsen. Ich kann es zwar selbst kaum glauben, Massa Luke, denn die Texasboys sind raue Burschen. Unter ihren Brasadahüten steckt im Allgemeinen nicht viel Sinn für Bilder. Aber Don Jones hat’s gesagt, so wahr mich meine Mama Jeremy gerufen hat. Und schön sind die Bilder ja, wirklich schön. Schau dir die Schubladen an, Massa, entdeckst immer neue Sachen. Die Longhorns auf dem Trail auf der rechten Schublade, schau sie dir an, Massa. Was wirst du sehen? Du siehst, ob du’s glaubst oder nicht, du siehst die Fliegen auf dem Fell der Rinder, Massa. Hat mit seiner Malerei die Boys verzaubert, denk ich.«
»Weiter.«
»Was weiter, Massa Luke?«
»Wo ist Charly geblieben, Jeremy? Hat Don Jones davon kein Wort gesagt?«
»Doch. Hat er. Für einen Rinderboss aus dem Osten hat Charly the Cook ein großes Bild malen müssen. Lauter Longhorns, eine ganze Herde Longhorns. Dafür soll er ‘ne Menge Dollars gezahlt haben. Charly the Cook hatte jedenfalls genug, um mit der Eisenbahn bis Kansas City oder sogar bis St. Louis zu fahren. Das soll er auch gemacht haben. Sagte jedenfalls Don Jones.«
»Hoffentlich hat er noch viele Bilder gemalt, Jeremy.«
»Warum hoffst du das, Massa?«
»Wenn du je nach Masuren kommst, Jeremy, dann wird man dir sagen, diese Häuser hat der Friedrich Bienmann gebaut. Man wird dir einen Kirchturm zeigen und sagen: Der ist von Friedrich Bienmann errichtet worden. Und die Schule ist sein Werk und der Dachstuhl auf dem Rathaus von Ortelsburg, der ist auch von ihm. Seine Arbeiten führen dich schließlich nach Liebenberg, genau dorthin, wo die Bienmanns zu Hause sind.«
»Ich werde nicht nach Masuren kommen, Massa«, neckte Jeremy den Jungen.
»Nein. Aber wie das Zimmerholz dich zu meinem Großvater führen würde, so werden mich die Bilder auf die Spur meines Vaters bringen.«
»Ziemlich verweht, diese Spur«, sagte Jeremy. »Jedenfalls nicht so deutlich wie die Wagenspuren nach ›Sugar Hill‹. Sieh mal, dort drüben auf der Anhöhe liegt die Plantage.«
Die Tiere witterten den Stall und fielen in schnellen Trab. Die beiden Fuhrwerke bogen in die halbkreisförmige sauber gepflasterte Auffahrt ein, die ein gepflegtes Rosenbeet umschloss und an deren Scheitelpunkt eine Freitreppe zum Herrenhaus hinaufführte.
»Da steht Massa James schon«, sagte Jeremy. Mr. Turber schritt die Treppe hinab, den Zimmerleuten entgegen. Er war elegant gekleidet, trug einen hellgrauen Tuchanzug und einen passenden Zylinder dazu.
»Sie sind früh da«, sagte er. »Aber das ist mir recht. Ich bin froh, wenn wir mit der Arbeit bald beginnen können.«
Er ließ den Zimmerleuten ihre Quartiere zeigen, die sich in einem festen, lang gestreckten Steinhaus befanden. Den alten Mann führte er selbst an den etwas abseits gelegenen Bauplatz im Tal.
»Ziemlich sumpfig hier«, sagte der alte Mann. »Weshalb bauen Sie nicht weiter oben am Hang?«
»Durch das Tal fließt ein breiter Bach. Die Wasserkraft wollen wir für ein Brechwerk benutzen. Das hilft uns die Zuckerrohrernte zu verarbeiten. Fast alle behaupten ja, hier wachse kein Zuckerrohr, aber ich werde denen beweisen, dass es außer Tabak auch noch andere Möglichkeiten für dieses Land gibt.«
»Wir werden Stämme in die Tiefe treiben müssen«, sagte der alte Mann. »Das macht den Grund tragfähig. Was meinen Sie?«
»An Holz mangelt es nicht«, antwortete Mr. Turber. »Wann werden Sie mit der Arbeit beginnen?«
»Gleich nach Weihnachten, Mr. Turber. Je schneller es losgeht, umso besser für uns.«
Sie gingen wieder den Hügel hinauf. Ein Schwarzer kniete sich nieder und putzte Mr. Turber den Schmutz von den Schuhen. Mr. Turber schien ihn gar nicht zu sehen.
»Wir sollen Ihnen übrigens noch Grüße bestellen«, sagte der alte Mann. »Ein Major Krick hat uns den Weg gezeigt.«
»Danke«, antwortete
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