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Der langsame Tanz

Der langsame Tanz

Titel: Der langsame Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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kleiner Triumph.
    Weit besser als das Wegschmeißen der Uhr.
    Rudi ist im Laden und poliert einen Biedermeiertisch.
    »Das kann man schon versuchen«, sagt er, »aber ob es klappt ? Ich bin nicht Peggy Guggenheim.«
    »Tja, aber versuchen ist doch schon was«, sagt Martin.
    »Und Geld wirds auch kosten.«
    »Geld hab ich. Vielleicht springt ja sogar noch was raus dabei. Kann doch sein.«
    »Kann. Muß nicht.«
    Rudi sieht eine Weile aus dem Fenster, putzt an einer Lampe herum und sagt schließlich : »Also, interessant wär’s schon. Wer will nicht wissen, ob er den Markt beeinflussen kann ? Ein Experiment wär’s.«
    »Also komm, versuchen wir’s«, drängt Martin. »Ich bring das Geld und du die Kontakte.«
    »Und die brillanten Ideen.«
    »Ja, die auch.«
    »Hälfte ?« Rudi lacht ihm ins Gesicht.
    »Drittel.«
    »Hälfte.«
     
    *
     
    »Aber erwarte nicht zuviel«, sagt Rudi am nächsten Morgen. »Das kann auch gründlich schiefgehen. Ist eher ein Experiment als sonst was. Keine sichere Sache. Wenn wir Pech haben, dann bist du bloß dein Geld los.«
    »Dann bin ich halt ihr Sammler«, sagt Martin, »ist doch auch nicht schlecht. Ich wollte schon immer ein Kunstsammler sein.«
    »Aber Sammler behalten noch was von ihrem Geld für die nächsten Bilder.«
    »Oh, keine Angst. Bei den Preisen, die sie bis jetzt nehmen kann, werd ich nicht arm.«
    »So gestopft bist du ?«
    »Schwer gestopft.«
    »Kannst Rudi zu mir sagen. Und meine Lieblingskuh werden.«
    »Zum Melken ?«
    »Mhm.«
     
    *
     
    »Heh, Kuh, ich brauch noch bißchen Milch«, sagt Rudi später am Tag, als er kurz vom Laden in die Wohnung kommt. »Kannst wieder was dazuverdienen.«
    Einer seiner Zuträger, ein Anwalt, den er für jeden Tip bezahlt, hat ihm die Konkursmasse eines Uhren-geschäftes angeboten, und er will ein paar alte Uhren daraus haben.
    »Die könnte ich schon allein bezahlen«, sagt er, »so flüssig bin ich. Aber da liegt eine Unmenge alter Swatch-Uhren herum, die steigen immer noch im Wert. Wenn ich die ein halbes Jahr liegenlasse, bringen sie Geld.
    Und so lang kann ich mir kein totes Kapital leisten.
    Nicht bei meiner Finanzlage.« Er braucht achttausend Mark.
    »Aber eins sag ich dir gleich : Mehr als ein Drittel vom Gewinn kriegst du nicht.«
    »Hälfte«, sagt Martin.
    Rudi grinst und stöhnt.
     
    *
     
    In einer Trattoria am Largo Chigi beraten sie abends, wie man am besten an die Bilder käme.
    »Du bist der Strohmann«, sagt Martin, »und hast ihre Ausstellung in Hamburg gesehen. Du arbeitest für mehrere Sammler und bietest ihr an, ihr gesamtes bisheriges Werk zu einem Sonderpreis zu kaufen. Wenn deine Sammler anbeißen, sagst du, steigt ihr Marktwert und ihr Ruf, oder so.«
    »Von dir darf sie nichts wissen ?« fragt Rudi.
    »Nein, ich bin tot.«
    »Oh, tot ? Gehts nicht ’ne Nummer kleiner ?«
    »Nein. Und lock sie nicht auf meine Spur. Nix von Rom. Du kommst aus irgendeiner andern Stadt.«
    »Das klingt ein bißchen kriminell . Willst du der Dame eins auswischen ?«
    Martin überlegt. Will er das ? Er weiß es nicht. Fest steht nur, er will die Bilder und versuchen, sie bekannt zu machen.
    »Nein, wo denkst du hin.«
    »Ich meinte, das aus deinem Engagement irgendwie rauszuhören.«
    »Na ja, insofern vielleicht, als ich so viel wie möglich an ihr verdienen will. Mehr als sie mitkriegt mindestens.
    Wenn mans so betrachtet, ist das ihr eins ausgewischt.
    Sie schuldet mir was.«
    »Ihr helfen und sie bescheißen, das willst du, stimmt’s ?«
    »Ein bißchen ruppig ausgedrückt, aber kommt in etwa hin, ja.«
    »Na ja«, sagt Rudi skeptisch, »wenns klappt, machts vielleicht Spaß. Wenns nicht klappt, haust du Geld raus und dekorierst deinen Slum mit den Bildern. Ist doch auch was.«
    »Eben«, sagt Martin und will sich gerade zufrieden zurücklehnen, als ihm einfällt, daß das Ganze an Hanischs Anwesenheit scheitern könnte. Wenn der sich als Beschützer und Manager aufspielt, kann man sich den Kauf wohl in die Haare schmieren.
    »Professor ist der ?« fragt Rudi. »Dann muß er ja auch mal was arbeiten. Man kann ihn vielleicht umgehen.
    Laß mich probieren. Hamburg wollte ich schon lang mal wieder sehen. Der Prof muß keine Hürde sein. Du darfst nicht gleich schlappmachen. Wenn ihre Preise dir zu hoch sind, kannst du ja mit weniger Bildern anfangen.«
    »Nein, ich will alle, die sie hat. Zu einem gescheiten Preis.«
    »Hm, na ja, dein Geld. Ich hau’s gerne raus.«
    »Wenn du Hanisch rumkriegst, dann bist du ein

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