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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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nicht bei Kräften und bei guter Laune, denn das Gegengift, mit dem sie ihm im Heinersdorfer Lager das Leben gerettet hatten, steckte noch in ihm und war mit Wein nicht auszuschwemmen. Immerhin, er hatte überlebt und wußte jetzt, wer Freidank, den verkommenen Klosterbruder, zum Giftmord angestiftet hatte: Coppekin. Der lief noch immer frei herum, während sie Freidank längst gefunden und aufgeknüpft hatten. Trotz allem, plötzlich war sie da, die große Idee.
    »Man muß es anders machen, Ludwig …«
    »Wie anders?«
    »Karl nicht die Suppe versalzen, sprich: die Mark Brandenburg, sondern das ganze Meer.«
    Der Bayernherzog stieß einen Laut des Unmuts aus. »Geh her, ich kann dir da nicht folgen.«
    »Das Meer versalzen – was ich damit sagen will: Die Königswürde müssen wir ihm nehmen.«
    »Und wie?«
    »Indem wir ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen.«
    »Da wird er nie zu schlagen sein. Was will der Löwe gegen den erreichen, der Fuchs und Schlange und Adler in einem ist? Wie willst du den packen?«
    »So wie er dich gepackt hat. Schön, es können auch die Anhaltiner gewesen sein, diese Gräfin Matilde oder der Erzbischof von Magdeburg – vielleicht auch alle zusammen –, aber manchmal glaub' ich doch, daß er's selber war: Karl – und so, wie er urplötzlich einen anderen Markgrafen aus dem Hut gezaubert hat, so setzt du ihm ebenso unerwartet einen Gegenkönig vor die Nase!«
    Ludwig war aufgesprungen. »Das sind doch nichts als wirre Träume!«
    »Nein, das ist eine kühne Strategie – und auf die ist er nicht gefaßt. Vier Kurfürsten mußt du auf deiner Seite haben, um rechtmäßig einen neuen König wählen zu lassen – und die wirst du gewinnen können, denn zu sehr fürchten sie Karls Übermacht und Ränke.« Meinhards Eifer nahm noch zu. »Alle wollen einen Kaiser, der sie atmen läßt und ehrlich ist zu einem jeden. Nun?« Auffordernd sah er Ludwig an.
    Doch der faßte sich nur an die Stirn. »Mich willst du zum Gegenkönig machen: Irrsinn ist das. Laß König sein, wer immer will, ich will's nicht.«
    Nun hatte sich auch Meinhard erhoben. »Nein, du nicht, diese Last will ich dir nicht aufbürden. Da müssen wir schon einen anderen suchen.«
    Ludwig winkte ab. »Wen immer wir finden, Karl kauft ihn mit seinem Gold. Wer von Deutschlands Fürsten kann da schon widerstehen?«
    »Günther von Schwarzburg beispielsweise.«
    Ludwig lachte abfällig. »Der kleine Graf?«
    »War Rudolf von Habsburg größer? Nicht auf die Macht kommt es in diesem Falle an, sondern auf Ansehen und Ehre.«
    »Dieses Spiel soll er wagen für mich?«
    »Vielleicht nicht für dich, aber für die Sache allemal. Reden wir mit ihm!«
    Am 7. Dezember 1349 saßen sie dann tatsächlich in Dresden im Palais des Markgrafen Friedrich von Meißen beisammen und beredeten Günther von Schwarzburg, sich um die Römische Königskrone zu bemühen.
    Doch der lehnte das Ansinnen brüsk ab.
    Ludwig rang die Hände. »Friedrich, dann mußt du es werden!«
    Der so Bedrängte wehrte sich mit Händen und Füßen. »Der Meißener Spatz in der Hand ist mir allemal lieber als die gekrönte Taube auf dem Dach.«
    Die Versammlung verfiel in Schweigen. Anwesend waren neben den beiden Fürsten noch Landgraf Ulrich von Lichtenberg, Friedhelm von Kackwitz, Heinrich von der Than, allesamt bayerische Ritter, Otto der Wend von Ilburg, ein Ritter aus der Lausitz, sowie die bayerischen Ritter Hilpold von Stein, Ulrich Wilbrand, Schwicker von Gundelfingen und Berthold von Ebenhausen, die lange mit Ludwig in der Mark gewesen.
    Meinhard von Attenweiler, der mit am Tische saß, kam wieder auf Günther von Schwarzburg zurück und verwies auf dessen hohe Moral. »Wer sonst hat solche Qualitäten? Wie ein Held aus alter Zeit ist er: freundlich und gerecht, aufrecht und kein Pfaffenknecht. Und die Fürsten sehnen sich nach einem solchen Mann als primus inter pares, seit Karl sie mit diesem nachgemachten Waldemar zum Narren hält.«
    Ludwig sprang nun auf und legte dem Thüringer feierlich die Hand auf die Schulter. »An dir liegt es, ob wir alle Karls Vasallen werden – oder bleiben, was wir sind: die Herren im eigenen Haus. Und was in Zukunft zählen wird: das ehrliche Wort und die mutige Kraft gestandener Männer – oder die tückische List eines geborenen Schleichers. Glaub mir: Du bist vom Schicksal zu Hohem ersehen! Es ist deine Pflicht, König zu werden!«
    Dieser Appell verfehlte seine Wirkung nicht, denn Günther von Schwarzburgs Ablehnung

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