Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
Vision festzuhalten. Nach wenigen Augenblicken war alles verblasst.
Der Herzschlag ihrer Mutter klopfte ihr nur noch ganz schwach in den Ohren. Ihr Blut erkaltete jetzt rasch und nahm einen beißenden Geschmack an. Die Vision war weg, und Alexia wurde die Realität schmerzlich bewusst. Sie ließ das Handgelenk ihrer Mutter los und schnappte nach Luft.
Im selben Moment verlor sie das Gleichgewicht, rutschte vom Bett und prallte mit der Hüfte auf den Boden. Sie richtete sich auf und lehnte sich mit dem Rücken an den Nachttisch. Schreckliche Kopfschmerzen pochten in ihren Schläfen.
„Meine Zeit … ist gekommen“, stöhnte Catija. „Die Last ist … von meinen Schultern … genommen.“
Obwohl die Stimme ihrer Mutter kaum noch zu vernehmen war, lag doch Entschlossenheit in ihr. Alexia kniete sich vor sie.
„Nein. Warte!“, keuchte sie und wollte sich am Bettpfosten hochziehen. Aber Schmerzen lähmten sie, also lehnte sie den Kopf ans Bett und schloss die Augen. Noch immer atmete ihre Mutter gleichmäßig ein und aus.
Plötzlich wurde ihre Hand gedrückt. Alexia hob den Kopf. „Versprich mir, dass du zu der Königin werden wirst, die ich in dir sehe, Alexia. In deinem Herzen wirst du finden, wer sie sein muss, wie sie herrschen muss.“ All das stieß Catija in einem einzigen Atemzug hervor, als befürchtete sie, dass es gleich zu spät sein würde.
„Aber ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Alexia blickte ihre Mutter verzweifelt an. „Ich weiß doch nicht, wo sie sind.“
„Hast du … Kristall?“
„Ja.“
Die Königin lächelte. „Bring es … Diana … zeigt dir … den Weg.“
„Aber ich kann dich nicht hier alleinlassen.“
„Du musst.“ Eine Träne rollte über die Wange der Königin.
„Nun … geh.“
16. KAPITEL
C atija lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Reglos lauschte sie dem gleichmäßigen Rhythmus der Musik. Mit jeder melodischen Note des Liedes klang der betäubende Schmerz ab. Sie wusste zwar noch, dass sie Alexia gebeten hatte, die Platte aufzulegen, bevor sie ging, aber sie hatte keine Ahnung, wie lange sie nun schon allein war. Sie konnte nur noch die Musik inhalieren. Spüren, wie sie ihren ganzen Körper umfasste. Jeder ihrer Atemzüge war schwächer als der vorhergehende, und die Zeit dazwischen wurde immer länger.
Die Matratze senkte sich plötzlich unter dem Gewicht von jemandem, der sich neben sie legte. Lange Beine streckten sich neben ihr aus. Als eine Hand über ihr Haar strich, umspielte ein Lächeln ihre Lippen.
„Yuri?“
„Ja, Catija. Ich bin da“, erwiderte er. „Jedenfalls soweit das möglich ist.“
Seine Stimme klang belegt, beinahe reumütig. So etwas hatte sie bei ihrem stoischen älteren Bruder noch nie gehört. Catija hätte ihn gern getröstet, hätte ihm gern versichert, dass sie verstand, warum er ins Exil gehen musste, und dass sie ihm nichts nachtrug. Obwohl ein Teil von ihr mit ihm über die begangenen Fehler und all die verlorene Zeit trauerte, war das alles im Augenblick doch unwichtig. Nichts, was in der Vergangenheit geschehen war, spielte jetzt noch eine Rolle. Nichts von dem, was gesagt oder getan worden war, schien noch von Bedeutung zu sein … mit einer Ausnahme. Ein Versprechen, das sie gegeben hatte, würde sie nun nicht mehr einhalten können.
„Tut mir so leid …“, wisperte sie, „… dich enttäuscht.“ „Schsch.“ Er umarmte sie und drückte seine Lippen an ihre Schläfe. „Du hast niemanden enttäuscht.“
„Aber …“ Sie schluckte schwer. „Die Drachen …“
„Man wird sie finden.“ Er strich ihr mit der Hand über die Wange. „Genau wie meine Tochter. Schließlich wird sie doch zumir zurückgebracht werden.“
„Aber wie?“ Kaum war ihr die Frage über die Lippen gekommen, schimmerte Hoffnung in ihrem schwindenden Bewusstsein auf. „Du hast …“, begann sie, aber ihre Zunge und ihre Lippen wollten ihr nicht mehr gehorchen. Ihr Gaumen war völlig ausgetrocknet.
„Ja, Catija, ich habe es gesehen. Ich habe in die Zukunft gesehen“, vollendete Yuri den Satz für sie.
Bei diesen Worten wurde ihr Herz endlich von den schweren Ketten befreit, in denen es so lange gefangen war. Zum ersten Mal, seit sie denken konnte, fühlte sie sich frei.
„Ich habe es geschafft“, hauchte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
Yuri nickte mit bebender Brust, und sie fragte sich flüchtig, ob er weinte. „Du hast es geschafft. Dafür danke ich dir, meine liebe Schwester.“
In Catija stieg
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