Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
eine Wärme auf, die sie seit der Kindheit nicht mehr gespürt hatte, als sei ihr endlich vergeben. Für einen Augenblick strahlte ein Licht so hell, dass sie den bedrohlichen Schatten zunächst nicht wahrnahm, der ganz in der Nähe lauerte – bis er das Licht verdunkelte.
Es war noch jemand in ihrem Schlafgemach. Sein kalter Hass wollte die durch sie strömende positive Energie aus ihr heraussaugen. Aber dafür war es zu spät. Catija war erlöst, von Lotharus wie von ihrer Vergangenheit. Der Tod war nicht eine Bedrohung, sondern eine Erlösung.
Yuris herzzerreißender Schrei drang an Catijas Ohren. Sie spürte, wie sein körperliches Selbst sich auflöste. Er verwandelte sich in eine Energiewolke, mit der er sie beschützen wollte, aber nicht konnte. Seine Hilflosigkeit schmerzte sie, aber sie selbst spürte kein Bedauern mehr. Sogar als Lotharus ihr die Spitze des Pfahls durchs Herz stieß, lächelte Catija immer noch.
„Lord Declan!“
Declan wirbelte herum. Eine vertraute Gestalt rannte durchden Gang auf ihn zu. Als sie näher kam, erhellten die Flammen
eines Wandleuchters das Gesicht des Grünschnabels.
„Ash?“ Declan überreichte Doc das Pergament, in das er eben noch vertieft war, und ging dem jungen Drachen entgegen. Ash blieb stehen, stützte die Hände auf die Knie und schnappte nach Luft.
„Ratsversammlung … brauchen dich.“
Declan rannte sofort los. Tausend Gedanken schossen durch seinen Kopf, aber nur einer war wirklich wichtig. Seine Stiefel knallten auf den Steinfliesen, als er mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Gänge und um die Ecken schoss und die Wachen vor der Tür des Ratssaals einfach beiseiteschob.
Doch der Raum war leer. Keuchend fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und ging auf und ab. Er wollte gerade wieder durch die Tür, als sie vor ihm aufging.
„Habt ihr sie gefunden?“, fragte er den ersten, der über die Schwelle trat.
Es war Tallon. Sie hob die Brauen. „Nein. Gefunden haben wir jemand anders.“
Hinter ihr kam Griffon herein, gefolgt von einem finster blickenden Falcon. Griffon hielt einen von Lotharus’ Soldaten in seinem eisernen Griff, schob ihn auf einen Stuhl und fesselte seine Arme und Beine mit Klebeband. Declan hob die Brauen. Seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte der Vampir es ihnen nicht leicht gemacht. Eine Wunde klaffte an seiner Stirn, Blut floss ihm übers Gesicht. Ein Auge war völlig zugeschwollen. Das andere, milchig weiß, konnte er kaum noch offen halten, erkennbar kämpfte er darum, das Bewusstsein nicht zu verlieren.
Alte Augen.
So hatte Alexia die Augen der Vampirsoldaten bezeichnet. Allein beim Gedanken an sie zog sich sein Herz zusammen. Als er beim Erwachen feststellen musste, dass sie fort war, war ihm erst wirklich bewusst geworden, wie viel sie ihm bedeutete. Dass der Kristall auch weg war, spielte kaum noch eine Rolle für ihn. Außer Alexia war gar nichts mehr wichtig. Er wollte sie zurückhaben,wollte sie wieder in seinen Armen halten. Aber im Augenblick wäre er schon zufrieden, wenn er sie in Sicherheit wüsste. Um alles Übrige konnte er sich später Gedanken machen.
Declan musterte Griffon, der mit verschränkten Armen breitbeinig dastand. Er brauchte nicht zu fragen, wer diesen Vampir geschnappt hatte. Griffons Handschuhe waren blutbedeckt. Voller Abscheu wurde Declan klar, dass seine Leute kein bisschen besser waren als die Vampire, die ihn gefoltert hatten, um an Informationen zu kommen.
„So, und jetzt sagst du ihm, was du uns erzählt hast“, befahl Tallon dem Gefangenen. Der Soldat holte tief Luft und legte den Kopf auf die Stuhllehne zurück.
„Lotharus hat eine Geheimgesellschaft gegründet … aus Vampiren“, berichtete er schwerfällig. „Seine eigene Armee, die er über die Jahre aufgebaut und perfektioniert hat.“ Der Soldat schloss die Augen und stöhnte vor Schmerz, als er erneut Luft holte.
„Was soll das heißen, ‚perfektioniert‘?“, wollte Griffon wissen. Sein Gesicht verzog sich vor Abscheu, so nah bei einem Vampir zu stehen, der nicht tot war. Als der Soldat nicht sofort antwortete, schlug Griffon ihm die Faust ins Gesicht. Sein Kopf flog zur Seite und er wäre beinahe mitsamt dem Stuhl umgestürzt.
Declan zuckte zusammen. Zu genau erinnerte er sich daran, wie es war, geschlagen und gefoltert zu werden.
„Uraltes Blut“, keuchte der Vampir endlich. „Er hat nach einem Erdbeben Blut unserer wahren Vorfahren in den verschlossenen Kammern tief unten in den Katakomben
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