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Der letzte Karpatenwolf

Der letzte Karpatenwolf

Titel: Der letzte Karpatenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stickereien verziert war. Die weißen, engen, schlauchartigen Hosen aus bester Schafwolle wurden gewaschen und in der Sonne gebleicht.
    In diese Vorbereitungen hinein marschierte die Gruppe der Miliz. Sie hatte neue Uniformen bekommen. Erdbraun, nach sowjetischem Schnitt, mit blauen Mützenbändern und blauen Aufschlägen. Stolz marschierten sie in Tanescu ein, darauf wartend, daß man sie herzlich begrüßte.
    Aber niemand winkte ihnen zu. Man erkannte sie zuerst gar nicht, und dachte, eine russische Truppe käme ins Dorf, um das Osterfest zu stören und den Popen an der Predigt und dem Osterkuß zu hindern. Als man sah, wer die Gruppe wirklich war, nickte man ihr gleichgültig zu und fuhr fort, die Festkleidung zu säubern, die Buden aufzubauen und den Festplatz mit bunten Bändern an langen Holzstangen zu schmücken.
    Stepan Mormeth, der neugebackene Vollkommunist, sah mißmutig aus dem Fenster seiner Wachstube hinaus. Der zum Feldwebel beförderte Unteroffizier rauchte hastig eine dunkle, übelriechende Zigarre.
    »Man liebt uns hier nicht«, sagte Mormeth dumpf. »Die Idee von der Herrschaft des Proletariats ist noch nicht bis hierher gedrungen. Man sollte …«
    »Du solltest die Schnauze halten, Genosse!« sagte der Feldwebel grob. »Mach einem Bauern, der seit zweihundert Jahren auf seinem Hof lebt, klar, daß seine hundert Schafe nicht mehr allein ihm gehören, sondern zur Hälfte dem Staat, dann wird er dich in den Hintern treten und in den Brunnen werfen. Es ist eben schwer, das Neue durchzusetzen, wenn es ein paar hundert Jahre mit dem Alten gutgegangen ist.«
    »Haben wir dafür die Parteischule besucht, daß wir das alles ohne Gegenwehr ansehen?!« Mormeth stand am Fenster. Draußen, auf dem Festplatz, stampfte man die Erde fest, damit die Tänzer nicht zuviel Staub aufwirbelten. Vor der Kirche stand der Pope in seinem langen, schwarzen, durchgeknöpften Gewand, den hohen, schwarzen, randlosen Zylinder auf den weißen Haaren, und polierte einen vergoldeten Heiligen. Die Kirchenpforte wurde von jungen Mädchen mit Girlanden aus den ersten Feldblumen und hellgrünen Zweigen geschmückt, in die man bunte Bänder geflochten hatte.
    »Die größte Taktik ist, den Mund zu halten und so zu tun, als habe sich nichts geändert!« Der Feldwebel warf seine stinkende Zigarre weg. »Wir sollen Ordnung halten – weiter nichts. Die Gehirne umkrempeln, das soll der Genosse Kommissar tun! Der wird dafür bezahlt, daß er alles glaubt, was er sagt. Wir werden schön still sein, Genosse.«
    »Aber tanzen wir wenigstens?!«
    »Wenn euch die Dorfweiber 'ranlassen? Warum nicht. Aber die Uniform ausziehen dürft ihr nicht. Die werdet ihr anbehalten, bis ihr in der Kiste liegt.«
    Am Abend machte sich Stepan Mormeth hübsch. Er bürstete seine schwarzen Haare und strich sich nach Rosen duftende Pomade hinein, die er in Bacau im ersten neuerrichteten ›Staatsladen‹ gekauft hatte. Um das rechte Handgelenk legte er eine dünne goldene Kette mit einem Talisman, ein Herz mit einer Flamme. Das war Zigeunerart, und auch die erdbraune Uniform verhinderte nicht, daß in Mormeth der Stolz seines uralten Volkes emporstieg, wenn es darum ging, etwas Besonderes für sich selbst zu tun.
    »Nana«, sagte der Feldwebel und wiegte den Kopf. »Willst du heiraten, Stepan?«
    »Wenn sie es will – warum nicht?«
    »Ach, du hast schon eine im Dorf?«
    »Vielleicht …«
    »Die möchte ich sehen!« Der Feldwebel lachte grausam. »Wer muß das wohl sein, die einen Zigeuner liebt …«
    Mit zusammengepreßten Lippen verließ Stepan Mormeth das Wachlokal. Bande, dachte er grimmig. Sauhunde! Um eure Uniform zu tragen, bin ich gut genug … um eure Ideologie aufzusaugen wie ein willenloser Schwamm, nennt ihr mich ›lieber Genosse‹ … aber sonst tretet ihr mich in den Hintern und mißachtet mich, weil ich eine braune Haut habe und in meinen Adern anderes Blut kreist. O ihr Hunde!
    Mormeth blieb in der Tür des Wachlokals stehen. Ein kalter Wind trieb Staub von den Bergen herab. Er war sogar noch mit Schneeflocken durchsetzt. Welch ein Land, dachte Mormeth, merkwürdig glücklich. Hier blühen die Blumen, und fünfhundert Meter weiter liegt Eis auf den Steinen. So ist alles in diesem Land. Auch die Mädchen. Unter dem Eis ihrer Tugend blühen die Blumen ihrer Liebe …
    Er wurde poetisch. Mit schnellen Schritten ging er die Dorfstraße hinab.
    Er merkte gar nicht, daß ihn niemand grüßte.
    Auch bei den Patrascus wurden die Festkleider aus der

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