Der letzte Liebesdienst
sein.
Dass sie Fiona die Hochzeit nicht sofort aufs Butterbrot geschmiert hatte, als sie sich trafen, war verständlich. Bevor das mit dem Unfall passiert war, hatte Lara wahrscheinlich angenommen, dass ihr Wiedersehen sich auf die paar Sätze vor der Damentoilette beschränken würde. Da führte man keine tiefsinnigen Gespräche.
Und im Krankenhaus hatte Lara sich erst einmal nach Fionas Zustand erkundigt, sie mit allem Nötigen versorgt, sie mit Anekdoten unterhalten. Über Privates hatten sie nicht gesprochen. Die Zeit war einfach zu kurz gewesen, und Fiona schlief oft schnell wieder ein, weil sie noch so mitgenommen war.
Das Telefon, das auf ihrem Nachttisch lag, vibrierte. Fiona warf aus dem Augenwinkel einen Blick darauf. Vermutlich war es Marianne. Sie hatte Luna zu sich genommen, solange Fiona im Krankenhaus gewesen war, und jetzt wollte sie sie bestimmt wieder loswerden.
Fiona begann mild zu lächeln. Marianne war kein so übler Mensch. Nur wenn sie betrunken war, war nichts mit ihr anzufangen, dann wurde es oft peinlich. Allerdings war sie nur begrenzt tierlieb. Dennoch hatte sie sich um Luna gekümmert, und das rechnete Fiona ihr hoch an.
»Ist gut«, sagte sie fast im selben Moment, als sie abnahm. »Du kannst Luna herbringen. Ich bin zuhause.« Sie freute sich auf Luna. Sie hatte ihr sehr gefehlt in den letzten Tagen.
Eine Eigenschaft von Marianne war, dass sie ohne Punkt und Komma reden konnte und dass sie das vorzugsweise am Telefon tat. Deshalb wunderte Fiona sich sehr, dass sie auf ihre Begrüßung keine Antwort bekam. »Marianne?«, fragte sie.
Ein leichtes Räuspern zeigte an, dass da tatsächlich jemand war, sonst hätte man fast meinen können, die Leitung wäre tot. »Nicht Marianne«, hörte Fiona dann. »Lara.«
Fiona hielt unvermittelt die Luft an. »Lara?« Sie atmete wieder aus.
»Ich will nicht stören«, sagte Lara. »Wenn du Marianne erwartest . . .«
»Sie hat Luna«, erklärte Fiona. »Und ich dachte, sie wollte sie zurückbringen. Ich bin ja jetzt nicht mehr im Krankenhaus.«
»Ja, das . . . das wurde mir gesagt«, erwiderte Lara zögernd.
»Du wolltest mich besuchen?« Das hätte Fiona nach Laras Abgang vor ein paar Tagen nun nicht erwartet. Als sie daran dachte, sank ihre Stimmung auf den Nullpunkt. »Wolltest du mir dein Hochzeitskleid vorführen?«, fragte sie bissig. Sie fühlte den Schmerz wieder, aber das waren bestimmt nur ihre Rippen.
Wieder gab es diese tote Stille in der Leitung. »Nein«, sagte Lara dann. »Eigentlich nicht.«
Fiona spürte, dass da irgendetwas war, und ihre Gefühle für Lara ließen es einfach nicht zu, dass sie lange böse auf sie sein konnte. »Bist du jetzt im Krankenhaus?«, fragte sie sanfter.
»Nein.«
Fiona runzelte die Stirn. Da war ganz entschieden etwas. »Tja«, sagte sie. »Ich bin ja nun wieder ein ganzes Stück weg. Rufst du aus einem bestimmten Grund an, oder wolltest du mir nur zu meiner Entlassung gratulieren?«
»Ich dachte, du wärst noch da«, sagte Lara.
»Das habe ich angenommen.« Fiona hätte fast den Kopf geschüttelt. Was wollte Lara? »Mich wundert, dass du Zeit hattest vorbeizukommen«, sagte sie. »Bist du nicht mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt?«
»Ja.« Laras Stimme klang gedämpft. »Ja, das bin ich.« Nach einer langen Pause fragte sie: »Kommt Marianne jetzt gleich?«
»Sie müsste eigentlich schon Feierabend haben«, erwiderte Fiona. »Und ich glaube nicht, dass sie Luna übers Wochenende behalten will. Deshalb dachte ich ja, dass sie es wäre, als du anriefst. Warum?«
»Ich . . . ich will nicht stören«, wiederholte Lara. »Aber . . . ich hätte hier ein paar Orangen für dich.«
Fiona lachte leicht. »In Koblenz? Willst du sie mir per Kurier schicken?«
»Nein, nicht in Koblenz.« Es war deutlich zu hören, dass Lara Luft holte. »Ich bin hier. Vor deiner Tür.«
»Du bist –?« Fiona starrte ruckartig zu ihrer Schlafzimmertür, obwohl die sicher nicht gemeint war. »Was?«
»Ich kann auch –« Lara brach ab. »Ich stelle die Orangen vor die Tür, und Marianne kann sie dann mit reinnehmen, wenn sie kommt.«
»Marianne?« Fiona war für einen Moment verwirrt. »Nein . . . äh . . . ja. Aber wenn du schon mal da bist, warum bringst du sie nicht selbst rein?« Diese Situation war so was von merkwürdig, dass sie kaum wusste, was sie sagen sollte.
»Wenn dir das recht ist . . .«, sagte Lara.
Fiona lächelte. »Du weißt, dass ich nur Tiefkühlpizza im Schrank
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