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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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zerschmettern und die Japaner ins Meer zu werfen, die schon vor Los Angeles standen und Luftangriffe auf Mexico City und Pueblo flogen. Und was war nach dem Krieg? Alles vergessen. Der Kaiser weigerte sich sogar, die Kriegsrenten für die Veteranen zu bezahlen, die für den Erdölkonzern Pemex den Kopf hingehalten hatten in Okinawa und an der Algarve. Plötzlich wurde die Einheit der ölfördernden Länder beschworen, und Maximilian machte gemeinsame Sache mit den Scheichs und mit dem Schah und dann mit den Ayatollahs. Die Erdölpreise kletterten und kletterten, und bei uns die Arbeitslosenzahlen. Und so ging es weiter bis zu Carters Energiegesetzen, nach denen jeder Amerikaner, der eine 100-Watt-Birne kaufen wollte, nachweisen musste, dass er sie zu gewerblichen Zwecken benötigte. Kein Wunder, dass wir alles auf die Trumpfkarte setzten, die dieser Fleissiger aus dem Ärmel gezaubert hatte, mit seiner fabelhaften Zeitmaschine und der Nacht-und Nebel-Aktion von ein paar Spezialeinheiten der Navy im Mittelmeer. Das war doch unsere einzige Chance, die Scheichs zur Ader zu lassen, um auch ein Stück von dem großen Kuchen zu ergattern und uns gegen die Umklammerung des Kaiserreichs zu wehren. Deshalb haben wir ja alle Mittel in dieses irrsinnige Projekt gesteckt. Wir wollten Florida haben und einen Zugang zur Bucht von Mexiko. Natürlich hätte die USA die Halbinsel Castro gern abgekauft. Vor hundert Jahren hätten sie das Stück Sumpf von den Spaniern noch für ein Butterbrot haben können, aber Castro forderte ein bisschen mehr dafür, wollte seine Insel industrialisieren, und gegen die Pemex konnte Washington natürlich nicht mitbieten. Auf unsere Dollar war noch nie jemand scharf, aber nach dem Vertrag mit Miami fiel der Kurs ins Bodenlose. Wo du als US-Bürger auf der Welt auch hinkamst, wenn du Dollar auf den Tisch gelegt hast - Naserümpfen. Tut mir leid, Mister, alles ausgebucht. Nein, auch kein Zimmer frei, alles besetzt. Nicht einmal die Schuhe putzen sie dir. Wenn du Pesos oder Dirhan hingeblättert hast - Sesam öffne dich! Und die Türen gingen auf. Und ich weiß, wovon ich rede, mein Bester. Ich war drüben, auf der anderen Seite des Mississippi, in Texas, als Gastarbeiter, wie viele aus den Staaten, hab Baumwolle gepflückt und es als Driller bei der Pemex versucht, mit Erfolgsprämie: kein Öl, keine Pesos. Wir haben in verwanzten Baracken gehaust, und wenn du krank wurdest, haben sie dich kurzerhand rausgeschmissen. Und wenn sie dich gefeuert haben, hat sich kein Aas um dich gekümmert - außer die von der kaiserlichen Polizei natürlich. Die waren schon immer schnell mit ihren Knüppeln und Colts bei der Hand, um dir eins über den Schädel zu geben und dich auf die Heimreise zu schicken. Sie leerten dir die Taschen aus und schmissen dich in den Mississippi. Weißt du, wie da drüben einer das Wort ›Yankee‹ aussprechen kann? Das ist, als spuckte er dir ins Gesicht. So ist das.«
    In meiner Welt lag das Blatt andersherum, dachte Steve. Die Tatsachen aber waren haargenau dieselben. Doch er sagte nichts.
    »Da trat dieser Captain Francis auf, der aus irgendeiner Waffen-Versuchsanstalt der Navy in Boston kam, und er sagte: So kann das nicht weitergehen. Dieser Meinung waren eine ganze Menge Leute, und ich auch. Neben diesem Fleissiger war auch noch ein Japaner dabei an der Wunderwaffe herumzubasteln, Nobodaddy’s Coffee oder so ähnlich hieß er: Sein Vater war aus mexikanischer Gefangenschaft geflohen und einfach über den Mississippi geschwommen, wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn in dem Roman von Mark Twain. Und dieses Wunderding, dieses Chronotron, funktionierte tatsächlich - wenn auch nur in einer Richtung, wie mir scheint. Aber das konnte ja damals niemand ahnen. Schluss jetzt!, sagte also dieser Francis. So geht’s nicht weiter. Wir werden den Scheichs nicht länger für jedes Barrel Öl die Füße küssen und dem Kaiserreich nicht länger erlauben uns das Mississippi-Wasser wegzupumpen, um ihre Trockengebiete im Südosten zu bewässern, und uns auch noch anzuspucken, wenn wir dagegen protestieren. Wir werden den Spieß jetzt umdrehen und den Scheichs das Öl unterm Hintern wegpumpen, bevor sie sich überhaupt draufsetzen können. Wir pumpen es durchs ausgetrocknete Mittelmeer und quer durch Europa bis in die Britische See …«
    »In die Nordsee«, korrigierte ihn Steve. Charles blickte ihn verständnislos an.
    »Dort wird seit einigen Jahren ein bisschen Gas und etwas Öl gefunden. Aber

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