Der Liebespakt
auf ihrer ausdauernden Stute, und das waren die Ausritte, die ihm am liebsten waren. Mit ihren kalten, rosigen Wangen, ihrem aschblonden Haar, das im Wind flatterte, und ihren funkelnden veilchenblauen Augen sah sie wie ein Engel aus, wenn sie an seiner Seite durch die Wälder galoppierte.
Sie war eine angenehme Gesellschafterin. Sie konnte ihn zum Lachen bringen und mit einem Blick seine Knie vor Begehren schwach werden lassen. Oft nahm er sie mit zu dem kleinen See, wo sie zusahen, wie sich das Eis im Laufe der Tage veränderte, erst in Weiß eingehüllt dalag, durchsichtig wurde und dann braun und grau dahinschmolz.
Manchmal stieg er ab, prüfte die Festigkeit des zugefrorenen Grundes und warf seiner Frau dabei einen fragenden Blick zu. Dann lachte sie und schüttelte den Kopf. „Zu kalt", hieß es stets, und sie lachten zusammen. Es wurde zu ihrem Lieblingsscherz. Dennoch spürte er jedes Mal Erregung, wenn er sie ansah und sich vorstellte, sie irgendwann einmal auf das weiche Frühlingsgras zu legen, sie auszuziehen und unter dem Baldachin der frischen Blätter am See zu lieben ... Im kommenden Frühling.
Vielleicht würde er nie wieder einen Frühling erleben. Dennoch begann Hoffnung in ihm aufzukeimen, dass er vielleicht noch nicht allzu bald sterben würde. Das Leben wurde ihm von Tag zu Tag kostbarer.
Nach einem ihrer Ausritte, als sie sich am Feuer im Salon wärmten und Tee tranken, bemerkte Magnus, dass sich Caroline seltsam benahm - so als ob sie in Gedanken weit, weit weg wäre. Als er darüber nachsann, fiel ihm auf, dass sie schon den ganzen Tag, ja, die ganzen letzten Tage ein wenig abwesend wirkte und ihm häufig gar nicht zuzuhören schien.
Obwohl er sich dafür schämte, setzte sich der Gedanke in seinem Herzen fest, dass sie wohl darüber nachgrübelte, wie lange es noch dauern mochte, bis er endlich starb. Widerspenstig setzte sich dieser Verdacht in seinen Gedanken fest, obwohl er versuchte, sich vom Gegenteil zu überzeugen. Caroline ist gut, herzensgut, sagte er sich ohne Erfolg immer wieder.
„Magnus?", fragte sie und beendete damit das lange Schweigen zwischen ihnen. Sie wandte sich ihm zögernd zu, unsicher und verlegen.
Alarmiert meldete sich wieder die klagende Stimme in seinem Kopf. „Ja?"
„Ich wollte noch damit warten, bis ich es dir sage, aber ich denke, es ist ziemlich sicher. Das heißt, ich bin mir ziemlich sicher. Sehr sicher sogar."
Er wartete gespannt. In seinen Ohren rauschte das Blut, und jedes Gefühl in seinem Körper schien zu ersterben.
Den Kopf senkend, griff sie nach seinem Arm. Dann sah sie zu ihm hoch. „Ich bin in gesegneten Umständen, Magnus. Ich beginne, all die sicheren Anzeichen dafür zu spüren." Sie atmete tief durch und fuhr fort: „Ich wollte mit dieser Ankündigung noch warten, bis ein Arzt meine Vermutung bestätigt, aber um einen kommen zu lassen, muss ich dich ohnehin darüber informieren. Ich hoffe so sehr, dass ich recht habe. Ich möchte dich nicht enttäuschen müssen, falls ich mich irre."
Magnus stand auf, ging einige Male hin und her, dann wandte er sich Caroline zu, die aufgestanden war und ihn immer noch unsicher ansah.
Nein, er konnte sie nicht ansehen. Er konnte es nicht fassen. Zu sehr schämte er sich. Während seine Frau sich darauf vorbereitet hatte, ihm zu sagen, dass sein größter Traum Wirklichkeit wurde, hatte er Schreckliches über sie gedacht.
Ein Kind. Mein Kind.
Das Geräusch sanfter Schritte auf dem dicken Teppich verriet ihm, dass sie hinter ihn getreten war. Er wartete, bis er sicher war, dass er das Gesicht würde wahren können, dann
drehte er sich um und nahm sie in die Arme.
Sie lächelte, und ihre Augen glänzten. Magnus presste sie noch enger an sich und barg das Gesicht in ihrem duftigen Haar.
„Ich danke dir", war alles, was er über die Lippen brachte, denn die Kehle war ihm wie zugeschnürt.
Sie flüsterte: „Wenn ich mich nicht irre, dann wird das Kind im nächsten Herbst geboren werden."
Fast ein Jahr nach unserem ersten Treffen. Lebhaft erinnerte er sich daran, wie sie in ihrem lächerlichen Kleid im Salon gesessen hatte. Sie hatte sich tapfer und kämpferisch gegeben, sichtlich um Fassung bemüht, und dennoch hatte Angst in ihren Augen gestanden. Doch als er sich wie ein lüsterner Satyr aufführte, hatte sie ihn, ohne zu zögern, in seine Schranken gewiesen.
Plötzlich wurde er von Lachen überwältigt. Erst leise, dann laut und herzhaft lachte und lachte er, bis ihm Tränen die Wangen
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