Der Lord ihres Herzens
Roxdale verlobt gewesen war. Die Erwartung eines Vermögens hatte seinen Bankiers als Sicherheit gereicht, sie waren nur zu gern bereit, ihm gefällig zu sein. Niemand hatte die bevorstehende Hochzeit erwähnt, aber natürlich war das der Grund für das Darlehen, noch dazu zu so günstigen Konditionen.
Zwischenzeitlich war es ihm gelungen, die Summe zu verdoppeln, doch ein Großteil des Geldes war in das Landgut geflossen.
Sobald sich herumsprach, dass er die Verlobung gelöst hatte, würden die Bankiers das Darlehen zurückfordern, und ihm bliebe nichts. Er musste etwas tun, und zwar schnell.
Doch zuerst musste er sich den Unannehmlichkeiten im Erdgeschoss stellen.
„Meine liebe Lady Arden“, sagte Montford. „Beruhigen Sie sich doch. All dieses aufgeregte Gerenne ist äußerst ermüdend mitanzusehen.“
Sie fuhr auf ihn los. „Ich weiß nicht, wie Sie so gelassen bleiben können! Er hat sie sitzen gelassen, Julian!“
„Ja. Wenn sich das herumspricht, können Sie sich im Ministry of Marriage nie mehr blicken lassen.“
„Was glauben Sie wohl, was mich das interessiert? Constantine ist dabei, sich zu ruinieren. Ich habe solche Hoffnungen in ihn gesetzt, und nun das!“ Lady Arden kehrte ihm den Rücken zu. Sie klammerte sich mit der rechten Hand am Kaminsims fest, die linke krampfte sie in ihre Taille.
Montford tastete nach einem Taschentuch. Er trat zu ihr und bot es ihr an, doch sie winkte ab. Als sie ihm den Kopf zuwandte, glitzerten Tränen in ihren Augen, doch sie schien sich wieder in der Gewalt zu haben.
Ihr Gesicht nahm die altbekannte Entschlossenheit an. „Wir müssen etwas unternehmen.“
„Das werden wir auch. Sobald wir herausgefunden haben, wie die Dinge stehen.“
In Wahrheit war er nicht so ruhig, wie er aussah. Am liebsten hätte er Constantine Black in Stücke gerissen, doch sollte er Lady Arden seine Mordgelüste offenbaren, würde sie sofort zu Constantines Verteidigung eilen. Das wollte er verhindern. Wenn Lady Arden sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, bekam sie es meist auch. Und sie war sich nicht zu schade, dafür all ihre weiblichen Reize einzusetzen.
Das war einer der Gründe, warum er sie als Gegnerin so anregend empfand.
Diesmal jedoch war der Einsatz zu hoch für derartige Spielchen. „Sie haben sich ineinander verliebt“, sagte er.
„Ja.“
„Damit hatte ich nicht gerechnet.“
Sie hob die Brauen. „Und wenn, dann hätten Sie die Heirat nicht unterstützt, nehme ich an.“
„Natürlich nicht.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem zynischen Lächeln. „Maßlose Leidenschaft tut selten gut. Dieses Fiasko hier beweist es wieder einmal.“
Sie schluckte und wandte den Blick ab. „Ich habe sie gewarnt. Constantine hat mir erzählt, es sei ein geschäftliches Arrangement, aber ich wusste, dass das nicht stimmt.“
„Und was hat ihnen ihre sogenannte Liebe eingebracht?“, erwiderte er. „Skandal und Schande.“
„Noch nicht!“ Lady Arden reckte das Kinn. „Ich lasse es nicht zu.“ Sie wandte sich vom Kamin ab und begann wieder auf und ab zu gehen. „Wo ist dieser dumme Junge? Kleidet er sich immer noch an? Man könnte meinen, er gehört zu den Dandys.“
„Gott behüte.“
Die heisere Stimme ertönte von der Tür. Lord Roxdale war gekommen.
Montford betrachtete den Mann aufmerksam. Constantine sah so ähnlich aus wie am Tag nach der Überschwemmung. Er war bleich, abgespannt und wirkte unendlich erschöpft. Seine Mundwinkel zeigten nach unten. Sein Blick verriet Kummer.
„Sie sehen völlig geschafft aus“, sagte Montford. „Haben Sie zu tief ins Glas geschaut?“
Constantine starrte ihn mit einer Spur Arroganz an. „Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig, Euer Gnaden.“
„Oh doch und das wissen Sie verdammt genau.“ Obwohl der Duke sehr gelassen sprach, wich Constantine beim Klang seiner Stimme zurück.
„Nun hört schon auf, alle beide.“ Lady Arden kam herbeigeeilt und ergriff Constantines Hände. „'Warum, Constantine? Wie konntest du nur so etwas tun ?“
Constantines angespannte Gesichtsmuskeln entspannten sich und wurden ein wenig weicher, als er in Lady Ardens Gesicht blickte. „Du weißt, dass ich dir das nicht beantworten kann.“
Montford stieß zwischen den Zähnen hervor: „Dann lassen Sie sich von mir gesagt sein, Sir, dass ich es nicht hinnehmen kann, wenn Sie Lady Roxdales guten Namen besudeln. Ihre Cousins lechzen nach Ihrem Blut, aber die Befriedigung, es zu vergießen, habe ich mir selbst
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