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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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in der Bar gewesen und hatte Mike mit Chib reden sehen? Nein, das Lokal war so gut wie menschenleer gewesen – mit seinem sechsten Sinn für Beschatter hätte Chib ihn mit Sicherheit entdeckt. Was hatte ihn also dazu veranlasst, Mike und die anderen mit Chib in Verbindung zu bringen? Die Antwort lag eigentlich auf der Hand: Er war in der National Gallery gewesen und hatte Mike und Chib im Café gesehen. Aber was noch schlimmer war: Ransome kannte jetzt ihre Namen …
    »Und dann«, fuhr Laura fort, »nach dem Raubüberfall, da hat Ransome mich angerufen. Zweimal sogar. Es war Samstagabend, also musste ihm die Sache wichtig sein, auch wenn er sich bemüht hat, seine Fragen möglichst beiläufig klingen zu lassen …«
    »Wollte er wieder knutschen?«
    Laura lächelte traurig und richtete dann den Blick auf den Inhalt ihrer Tasse. »Das ist die falsche Frage, Mike. Sie sollten mich eigentlich fragen: Wer ist dieser Ransome überhaupt? Was hat er mit der ganzen Sache zu tun? Aber das wissen Sie ja schon, nicht?«
    »Ich habe ganz ehrlich keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen …«
    »Er arbeitet bei der Polizei von Lothian and Borders, Mike, und er hat sich nach dem Professor erkundigt.« Sie lehnte sich zurück, als wäre sie mit Reden fertig, aber bereit zu hören, was Mike seinerseits zu sagen hatte.
    »Nicht die leiseste Ahnung«, betonte er.
    Seufzend verschränkte Laura die Arme vor der Brust und starrte den Cappuccino mit einer solchen Konzentration an, als wollte sie ihn zum Schweben bringen.
    »Ich meine …«, stieß er hervor. »Tja, ich weiß auch nicht, was ich meine.« Jetzt kam das Wasser auf einem Silbertablett, im hohen schlanken Glas Eis und Limonenspalte. Der Kellner schenkte ein, fragte dann, ob sie sonst noch einen Wunsch hätten.
    Ja, hätte Mike ihm am liebsten gesagt, ganz woanders zu sein. Aber er schüttelte nur wie Laura den Kopf. Sie sahen dem jungen Mann nach. Laura nahm die Arme wieder auseinander und legte die Fingerspitzen auf den Tischrand. So lange Finger, so makellose Nägel.
    »Ich kannte Ransome ganz gut, damals auf dem College«, erklärte sie leise. »Er war schon immer ein sturer Bock. An dem Abend auf der Party musste ich ihm ein Knie zwischen die Beine rammen. Ich glaube nicht, dass Sie auf die Art weit kommen würden …« Sie kniff die Augen fest zusammen, und Mike befürchtete, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde. Er beugte sich vor und legte seine Hände auf die ihren.
    »Es ist wirklich alles in Ordnung, Laura. Er ist wahrscheinlich hinter diesem Calloway her. Er sieht uns auf derselben Auktion und fangt an, sich irgendwelche Verschwörungstheorien zusammenzuspinnen. Kein Grund zur Sorge – Ransome gehört nicht mal zum Team, das den Raubüberfall untersucht …« Als ihm bewusst wurde, dass er laut dachte, verstummte er, aber es war schon zu spät. Lauras Augen hatten sich wieder geöffnet.
    »Den vermurksten Raubüberfall, meinen Sie.«
    »Sicher … ja, natürlich.«
    »Aber wie können Sie das wissen?«
    Ihm war klar, was sie gleich sagen würde, und er biss sich auf die Unterlippe.
    »Wie können Sie wissen, dass Ransome nicht zu dem Ermittlungsteam gehört?«, sagte sie dann auch.
    Mike starrte sie an. Er wusste, er hätte irgendetwas entgegnen, sie irgendwie beruhigen sollen. Ihre Augen glänzten, und ihr Gesicht strahlte Intelligenz aus, war so viel lebendiger als das von Lady Monboddo. Laura würde alles, was er sagen konnte, durchschauen. Sie würde weitere Fragen stellen, er ihr weitere Lügen auftischen, eine einzige Abwärtsspirale. Dinge, die er ihr nicht erzählen, Erklärungen, die er ihr nicht geben konnte. Also rutschte er stattdessen aus der Nische heraus und holte währenddessen schon Geld aus der Tasche, das er dann neben sein Glas legte. Sie ließ den Kopf hängen, starrte unverwandt auf den Tisch. Er beugte sich vor, küsste ihren Scheitel und blieb noch einen Augenblick lang in dieser Haltung, um ihren zarten Duft einzuatmen. Dann richtete er sich wieder auf und ging in Richtung Tür.
    »Mike?«, rief sie ihm nach. »Was es auch sei – vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Er nickte und hoffte, sie würde die Bewegung sehen, obwohl er ihr den Rücken zukehrte. Der Kellner hielt Mike die Tür auf und wünschte ihm einen angenehmen Tag.
    »Danke«, sagte Mike, während er auf die George Street hinaustrat. »Ihr Wunsch in Gottes Ohr …«
     
    * * *
     
    Glenn Burns arbeitete seit viereinhalb Jahren für Chib Calloway, und er wusste nur

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