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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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bloßzustellen, falls er es wage, seine Entdeckung öffentlich zu machen. Carpenter meint, Sontag hätte keine Lust, sein kleines Königreich mit jemandem zu teilen, der womöglich mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommt als er.«
    »Verdammt. Könnte Eve Carpenter dazu überreden, es noch einmal zu versuchen?«
    »Das hat sie schon getan. Sie hat eine Stunde lang mit ihm telefoniert, aber ohne Erfolg. Carpenter sagt, es sei zwecklos, weiter mit Sontag zu verhandeln, und er würde nicht noch mal mit dem Mistkerl reden. Offenbar hat Sontag reichlich heftig reagiert.«
    »Ja, er muss ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse sein.
    Selbst seine Mitarbeiter halten ihn für ein Arschloch. Seine Studenten losen jeden Tag darum, wer mit ihm zusammenarbeiten muss.«
    »Das haben Sie schon in Erfahrung gebracht?«
    »Ich hatte keine Lust, untätig abzuwarten, ob Carpenter erfolgreich sein würde, und habe mich schon mal ein bisschen umgehört.«
    »Und was haben Sie rausgefunden?«

    »Außer dass er kein netter Mensch ist? Er ist publicitygeil und hat ein überdimensionales Ego. Er ist geldgierig und geltungssüchtig.«
    »Irgendwas, das uns nützlich sein könnte?«
    »Möglich. Ich bin gerade dabei, sein Umfeld ein bisschen abzuklopfen. Wir werden bald mehr wissen.«
    »Wie bald?«
    »Ich melde mich, wenn es so weit ist.«
    Sie sollte ihn nicht so drängen. Er hatte mehr erreicht, als sie erwartet hatte. »Sonst noch irgendwas Neues?«
    »Nichts über Sontag. Aber ich habe mit zwei seiner Studenten über den Vulkanausbruch gesprochen. Das war nicht schwer, so begeistert, wie die von ihrer Arbeit sind. Deren ganzes Leben dreht sich um dieses Ereignis.«
    »Haben sie was über das Theater erzählt?«, fragte Jane begierig.
    »Bis zu dem Thema sind wir nicht gekommen. Die interessieren sich hauptsächlich für den Vulkanausbruch.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Aber Sie sind enttäuscht. Das überrascht mich. Dieser Vulkanausbruch muss ein gigantisches Ereignis gewesen sein.
    Zuerst strahlender Sonnenschein, und dann, bumm, der Weltuntergang.«
    Nacht ohne Luft.
    »Sonne? Ich dachte, es wäre nachts passiert.«
    »Ach ja? Es passierte um die siebte Stunde. Aber jemandem, der sich zu dem Zeitpunkt in einem Tunnel aufgehalten hat, wird es wie finstere Nacht vorgekommen sein. Und den anderen auch, als die Asche den Himmel verdunkelte … Wie gesagt, es war für die Leute damals der Weltuntergang.«
    »Aber ich habe irgendwo gelesen, dass man im Lauf der Jahre nur etwa ein Dutzend Leichen gefunden hat. Vielleicht sind die meisten Leute entkommen.«
    »In letzter Zeit hat man in einem Abwassergraben unter dem Hafen noch mehr Skelette gefunden. Einer Theorie zufolge sind Hunderte von Menschen zum Meer geflüchtet und an den Stränden oder in Flutwellen ums Leben gekommen.«
    »Großer Gott.«
    »Aber auch dort waren die Skelette fast perfekt erhalten, was unserer Geschichte von Ciras gut erhaltenem Skelett in dem Theatervorraum zusätzlich Glaubwürdigkeit verleihen wird. Ich bin davon überzeugt, dass Aldo jede Einzelheit über diesen Vulkanausbruch kennt.«
    Die entsetzliche Vorstellung von diesen armen Menschen, die in Richtung Meer um ihr Leben rannten, hatte Jane so gefangen genommen, dass sie Aldo ganz vergessen hatte. »Ja, das glaube ich auch. Immerhin hat das Ereignis sein ganzes Leben überschattet.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Dann könnte es also stimmen. Es wäre tatsächlich möglich, dass Cira immer noch dort begraben liegt.«
    »Sicher. Die Wissenschaftler können sich immer noch nicht genau erklären, was mit all den Menschen passiert ist. Die gesamte Stadt wurde unter einer über zwanzig Meter dicken Schicht Gestein und Vulkanasche begraben. Die enorme Hitze der Lava hat ganz unterschiedliche Auswirkungen gehabt.
    Manche Dinge sind einfach verkohlt, andere sind unversehrt geblieben. Man hat sogar in einigen Häusern Wachsplatten gefunden, die völlig intakt sind. Ziemlich unheimlich.«
    »Aber die Schriftrollen in Julius’ Bibliothek wurden nicht beschädigt.«
    »Dieser Tunnel lag weit außerhalb der Stadt und führte weg von Herkulaneum. Er war nicht so sehr von der vollen Wucht der Lavamassen betroffen. Außerdem waren die Schriftrollen durch die bronzenen Röhren geschützt.«
    »Haben Sie in diesem Tunnel irgendwelche Anzeichen dafür gefunden, dass die Erde aufgebrochen war und Lava hereingeflossen sein könnte?«
    »Nein, aber wir sind nicht weit über die Bibliothek hinausgekommen. Wie gesagt, es ging

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