Der Maler und die Lady (German Edition)
war eine einmalige Erfahrung für sie. Mit einem Kuss, mit der Berührung seiner Hand, konnte er sie in Sphären entführen, die sie nur im Traum gekannt hatte. Dies war die Vollendung, das Entzücken, das sie zu erleben gehofft, an das sie aber nie wirklich geglaubt hatte. Das war es, was sie ihr ganzes Leben so verzweifelt gesucht und nie gefunden hatte. Nun war es ihr widerfahren. Er war da. Ihre Sehnsucht war er füllt.
Anatole fühlte sich wie von Sinnen. Lara hielt ihn fest, klammerte sich an ihn, und gemeinsam trieben sie dem Höhepunkt entgegen. Gemeinsam, zusammen, war das Einzige, was sie denken konnten.
Dann war es still, so still, als hätte es nie ein Geräusch gegeben. Laras Haar streichelte seine Wange. Ihre zu einer zarten Faust geballte Hand lag auf seiner Brust. Anatole lag schweigend neben ihr,und ein Schmerz, wie er ihn nie gekannt hatte, überfiel ihn mit überwältigender Macht.
Wie konnte er das nur geschehen lassen? Wo war seine Selbstbeherrschung? Was hatte ihn glauben gemacht, er würde sich zurückhalten können, wo Lara im Spiel war? Irgendwie hatte sie ihn umgarnt, seinen Körper und seinen Geist gefangen genommen, während er noch vorgab, genau zu wissen, was er tat.
Er war in dieses Haus gekommen, um einen Job zu erledigen. Er musste ihn immer noch erledigen, ganz gleich, was zwischen ihnen vorgegangen war. Konnte er die Aufgabe, die er übernommen hatte, überhaupt noch fortsetzen und Lara trotzdem schützen? Konnte er zwei Herren dienen, nachdem sein Lebensweg stets so gerade verlaufen war? Auf keine dieser Fragen wusste er eine Antwort, aber das Tauziehen würde er verlieren, ganz gleich wie das Spiel auch ausgehen mochte. Er musste nachdenken, wollte Abstand gewinnen, und je eher er es tat, um so besser für sie beide.
Als er sich jedoch zur Seite drehte, hielt Lara ihn fest. Sie hob den Kopf: Das Mondlicht spiegelte sich in ihren Augen und verzauberte ihn. „Geh noch nicht“, flüsterte sie. „Bleib noch und schlafe bei mir. Ich möchte nicht, dass es schon vorüber ist.“
Er konnte ihr nicht widerstehen. Wahrscheinlich würde er es nie können. Schweigend zog er sie an sich und schloss die Augen. Nur eine ganz kurze Zeit wollte er so tun, als würden sich die Probleme morgen von allein lösen.
8. KAPITEL
A m nächsten Morgen ging Anatole direkt in Fairchilds Studio. Er ließ sich den van Gogh zeigen und studierte die bäuerliche Landschaft lange und aufmerksam. Die friedliche Szene barst vor Leben. Sie war lebendig, wirklichkeitsnah, aufrührend. Der Schöpfer des Werkes, Philip Fairchild, stand neben ihm. Beim Anblick des Bildes hätte Anatole jeden Eid geschworen, dass van Gogh selbst zu Pinsel und Palette gegriffen hatte.
„Es ist phantastisch“, brachte Anatole leise hervor. Die anerkennenden Worte waren heraus, ehe er sich des ausgesprochenen Kompliments bewusst war.
„Danke, Anatole. Ich mag es auch sehr gern.“ Fairchild sprach wie ein Mann, der mit seiner künstlerischen Überlegenheit im Einklang lebte und die daraus resultierende Verantwortung auf sich nahm.
„Mr. Fairchild …“
„Nennen Sie mich Philip, bitte“, unterbrach ihn Fairchild freundschaftlich. „Zwischen uns gibt es keinen Grund für Formalitäten.“
Anatole merkte, dass selbst diese unbedeutende Intimität die bereits hoffnungslos verwirrte Situation noch mehr komplizieren konnte. „Philip“, begann er von neuem“,das ist Diebstahl. Ihre Motivation mag ehrenhaft und nicht in Gold aufzuwiegen sein, aber am Ende ist und bleibt es Diebstahl.“
„Absolut.“ Fairchild nickte zustimmend mit dem Kopf. „Diebstahl, Vortäuschung falscher Tatsachen, eine glatte Lüge. Daran besteht kein Zweifel.“ Er hob die Arme und ließ sie wieder fallen. „Ich kann nichts zu meiner Verteidigung in die Waagschale werfen.“
Natürlich kannst du das nicht, dachte Anatole erbost. Er müsste sich doch sehr irren, wenn Fairchild ihm nicht gleich einen ganzen Korb voll ehrenwerter Erklärungen anbieten würde.
„Anatole …“ Langsam sprach Fairchild den Namen aus und legte die Handflächen gegeneinander. „Sie sind ein vernünftiger Mensch mit einem scharfen Verstand. Ich bin stolz darauf, ein guter Menschenkenner zu sein.“ Langsam und unbeholfen ließ Fairchild sich auf einem Stuhl nieder, als wäre er schon sehr alt und gebrechlich. „Andererseits haben Sie Phantasie und sind aufgeschlossen. Das sieht man in Ihren Arbeiten.“
Anatole ergriff die Kaffeekanne, die Cards für sie nach
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