Der Mann aus Israel (German Edition)
will mich nicht lösen von dem schönen Traum, der mich noch
immer einhüllt wie in eine weiche Decke aus Wolkengarn gewebt. Behaglich fühle
ich mich, weich gebettet, sicher und entspannt. Ich halte die Augen
geschlossen, rekle und drehe mich ein wenig, strecke die Glieder, will nicht zu
mir kommen und doch weiß ich, dass die Nachtwandlerei vorüber ist. Aber da
merke ich, dass mein Bett nicht aus Traumwatte gebaut ist, ich ruhe in einer
weichen Höhle aus Menschenfleisch, ich liege in den Armen meines warmhäutigen
Geliebten. Mein Kopf auf seiner Schulter, unsere Körper festumschlungen. Ich
öffne die Augen und blicke in Raffis lächelnde Augen. Es war kein Traum, das süße
Wohlbehagen, das mich umfängt, ist Wirklichkeit, mächtiger als jeder Traum. Ich
schaue ihn an, meinen Geliebten, und sehe, dass auch er glücklich ist,
entspannt und samten glänzen seine Augen.
„Es ist schön, Dich aufwachen zu sehen. Und es ist schön,
Dich schlafen zu sehen. Du hast im Traum gelächelt. Galt das mir, meine
Königin? Elisabeth. Elisabeth.“ Seine Finger streichen ganz leicht über mein
Gesicht. „Komm` und wache auf, meine Gazelle, die Nacht ist noch nicht zu
Ende.“ Seine Lippen berühren meine, biegsam und seidenweich verschmelzen unsere
Zungen miteinander. Wie von selbst öffnen sich meine Beine, ich hole Raffi zu
mir, tief hinein, dorthin wo alle Sehnsucht ein Ende findet.
„Sieh`, ich bin der Südwind“, flüstert er. „und der
Nordwind, der durch Deinen Garten weht. Lass` mich ein, ich will Lilien und
Granatäpfel pflücken.“ Er flüstert mir tausend Liebesworte ins Ohr, die Lust,
die wir uns bereiten, ist grenzenlos und gewaltig, wie die Eruptionen am Tage
der Schöpfung.
Ich hebe ein wenig den Kopf und sehe den Abdruck meines
Ohres im weichen Fleisch von Raffis Oberarm. Ich habe ihn im Schlaf markiert,
denke ich lächelnd, jetzt gehört er mir, ich werde ihn nie wieder hergeben. Ich
seufze und kichere wohlig vor mich hin, drehe die Zeit ein wenig zurück und
erlebe noch einmal die herrlichen Schauer der Erregung der letzten Stunden.
Raffis Hand liegt in der meinen, kraftlos und schlaff. Er
ist eingeschlafen, mein maßloser Geliebter, der mir mit der Stärke seiner Stöße
und der Zärtlichkeit seiner Lippen und Hände jedes Bewusstsein geraubt hat,
mich hinübergeleitete in eine Welt des Rausches und der Sinnlichkeit, die ich,
Nichtswissende, nie vermisst hatte, da ich von ihrer Existenz nichts ahnte. Er
liegt auf dem Rücken und schnurrt zufrieden wie ein vollgefressener Löwe. Ich
atme den leichten Schweißgeruch seiner Achselhöhlen ein und bin schon wieder
erregt. Zwischen meinen Beinen sammelt sich die Feuchte der Lust. Elisabeth,
Elisabeth, denke ich vergnügt, Du überraschst mich. Der Mann neben Dir riecht
nach Schweiß, leise grunzend stößt er seinen Atem aus, und Du schaust ihn an
dabei, lächelst und denkst Ich liebe Dich, Raffi.
Ich rolle mich ein wenig zur Seite, um ihn nicht zu stören,
stehe auf und gehe ins Bad. Vor dem Spiegel suche ich nach Brandzeichen meines
Ehebruchs. Ich sehe nichts, nur glitzernde Augen und ein besänftigtes,
glückliches Gesicht. Ich müsste mich schämen, sollte bereuen, auf die Knie
sinken vor schlechtem Gewissen und Ekel. Aber ich empfinde nur Glück, bis
hinunter in die Zehenspitzen taucht mich die Liebe in ein strahlendes Rosarot,
ich finde mich wunderschön und lache mich zufrieden an. Ich streife über meine
Hüften, meine Brüste. Die Haut ist weich und empfindsam, ich verstehe seine
Begierde nach mir und schäme mich nicht. So einfach ist das, denke ich, und so
natürlich. Einer ist gekommen, der mich über die Grenze geführt hat, jetzt
gehören wir zusammen, und seine Küsse werden mir alles ersetzen, was ich
zurücklasse.
„Mein Schinkenröllchen, mein Dickerchen, wach` auf, der
Morgen graut.“ Ich zwicke ihn in den Oberschenkel und küsse ihn zwischen den
Beinen. Er zieht mich hinauf zu sich und reibt seine Nase an der meinen. „Ich
wusste vom ersten Moment an, dass es schön sein wird mit Dir, Elisabeth. Es
wird eine kostbare Erinnerung werden.“ Ich stutze einen Moment. Erinnerung?
Aber sein Mund gleitet zwischen meine Schenkel, und lässt mich die leise
Irritation vergessen.
„Ich muss gehen.“ sagt er ernst. Das Zimmer ist schon
erfüllt von Tageslicht. „Lass` Dir nichts anmerken, Elisabeth. Die Touristen
haben scharfe Augen. Wenn sie Deine Verliebtheit erkennen, bist Du nichts
weiter als eine Nutte für sie.
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