Der Mann, der sich in Luft auflöste
verlassen. Wo wollten Sie sich treffen?«
»In Üjpest. Bei Ari.«
»Er ist also am Vormittag des 23. dorthin gekommen.«
»Nein, das habe ich doch schon gesagt. Er ist nie erschienen. Wir haben gewartet, aber er ist nicht gekommen. Dann haben wir im Hotel angerufen, aber da war er nicht.«
»Wer hat angerufen?«
»Ich und Theo und Ari. Wir haben uns abgewechselt.«
»Haben Sie von Üjpest aus angerufen?«
»Nein. Von verschiedenen Stellen in der Stadt. Er ist nicht gekommen, das habe ich doch schon gesagt. Wir haben dagesessen und gewartet.«
»Sie behaupten also, ihn nicht getroffen zu haben, seit Sie hierhergekommen sind.«
»Ja.«
»Tun wir mal so, als würde ich Ihnen glauben. Sie selbst haben Matsson nicht getroffen. Aber Fröbe oder Fräulein Boeck können doch mit ihm Kontakt gehabt haben, oder?«
»Nein, ich weiß, dass sie keinen hatten.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Radeberger bekam allmählich einen etwas verzweifelten Gesichtsausdruck. Er schwitzte stark. Es war heiß im Zimmer. »Jetzt hören Sie mal zu«, sagte er. »Ich weiß nicht, was Sie glauben, aber der andere Kerl glaubt anscheinend, dass wir uns Matsson vom Hals geschafft haben. Warum sollten wir das tun? Wir haben Geld an ihm verdient, viel Geld.«
»Haben Sie Fräulein Boeck auch Geld gegeben?«
»Ja, klar. Sie hat mitgeholfen und dafür ihren Anteil gekriegt. So viel, dass sie nicht zu arbeiten brauchte.« Martin Beck starrte den Mann lange an. Schließlich sagte er:
»Haben Sie ihn getötet?«
»Nein, das habe ich doch schon gesagt. Würden wir mit fast dem gesamten Vorrat drei Wochen hier sitzen und warten, wenn wir das getan hätten?«
Seine Stimme klang allmählich schrill und angestrengt.
»Mochten Sie Alf Matsson?«
Sein Blick wanderte unruhig hin und her.
»Antworten Sie, wenn ich Sie etwas frage«, sagte Martin Beck ernst.
»Ja, natürlich.«
»Fräulein Boeck scheint bei der Vernehmung ausgesagt zu haben, dass sowohl Sie als auch Theo Fröbe Matsson nicht leiden konnten.«
»Er war unangenehm, wenn er getrunken hat. Er ... hat uns verachtet, weil wir Deutsche sind.«
Er sah Martin Beck mit seinen blauen Augen flehend an und sagte:
»Dazu hatte er doch kein Recht, oder?«
Eine Weile war es still. Tetz Radeberger behagte das gar nicht. Er rutschte auf dem Stuhl herum und zog nervös an seinen Fingergelenken.
»Wir haben niemanden umgebracht«, sagte er. »Wir sind keine, die so was tun.«
»Heute Nacht haben Sie versucht, mich zu töten.«
»Das war was anderes.«
Der Mann sagte dies mit so leiser Stimme, dass seine Worte kaum zu verstehen waren.
»Wieso?«
»Es war unsere einzige Chance.«
»Chance worauf? Gehängt zu werden? Oder lebenslänglich zu bekommen?«
Der Deutsche sah ihn resigniert an.
»Das bekommen Sie wahrscheinlich ohnehin«, sagte Martin Beck freundlich. »Haben Sie schon mal gesessen?«
»Ja. In Deutschland.«
»Also, was haben Sie damit gemeint, mich umzubringen sei Ihre einzige Chance gewesen?«
»Verstehen Sie denn nicht? Als Sie nach Üjpest gekommen sind und Matssons Pass bei sich hatten, dachten wir zuerst, dass er selbst nicht kommen konnte und Sie geschickt hat. Sie haben aber nichts gesagt, und außerdem waren Sie nicht der richtige Typ. Also musste Matsson geschnappt worden sein und ausgepackt haben. Aber wir wussten ja nicht, wer Sie sind. Wir waren schon zwanzig Tage hier, hatten die gesamte Lieferung dabei und wurden allmählich nervös. Und nach drei Wochen muss man eine Verlängerung des Visums beantragen. Deshalb ist Theo Ihnen gefolgt, als Sie gegangen sind, und ...«
»Ja, weiter!«
»Und ich habe das Auto auseinandergenommen und den Vorrat versteckt. Theo ist nicht dahintergekommen, wer Sie sind, darum haben wir abgemacht, dass Ari es herausfinden soll. Am nächsten Tag ist Theo Ihnen in dieses Bad gefolgt. Er hat Ari von dort aus angerufen, und sie ist hin und hat Sie dann draußen abgepasst. Theo hat Sie zusammen mit diesem Typen im Bassin gesehen. Er ist ihm anschließend gefolgt und hat ihn ins Polizeipräsidium gehen sehen. Da war die Sache klar. Den ganzen Nachmittag und Abend haben wir gewartet, aber es ist nichts passiert.
Wir haben uns ausgerechnet, dass Sie noch nichts gesagt hatten, weil sonst die Polizei schon da gewesen wäre. Am Abend ist Theo wieder in die Stadt gefahren und hat kontrolliert, ob Sie noch mit Ari zusammen sind. Er hat Sie beide am Dampferanleger in der Nähe des Hotels gesehen. Ari ist spät in der Nacht
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