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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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sagte sie. »Vielleicht liegt es ja an mir, aber ich finde es ziemlich schwierig, dabeizubleiben. Mir scheint, es wird immer wieder dasselbe gesagt.«
    Tom lachte. »Noch weitere Kommentare?«
    »Ehrlich gesagt klingt manches ziemlich albern«, sagte Betsy. »Und Hopkins wollte, dass du das schreibst?«
    »Eigentlich habe ich das gar nicht geschrieben«, sagte Tom. »Ich glaube, das meiste stammt von Ogden, vielleicht auch von Hopkins selbst. Und jetzt will Hopkins wissen, was ich davon halte.«
    »Was wirst du ihm sagen?«
    Wieder lachte Tom. »Für so etwas gibt es eine gängige Vorgehensweise«, sagte er. »Da ist ein bisschen Wahrsagerei dabei. Man macht eine Menge stark widersprüchlicher Aussagen und beobachtet den Mann genau, um zu sehen, welche ihm gefallen. So kann man sich vorantasten, und wenn man klug ist, kann man ihm am Ende immer genau das sagen, was er hören will.«
    »So macht man das?«, fragte Betsy. Sie lachte nicht.
    »Ja, so macht man das. Ich sage beispielsweise erst: ›Ich finde, in dieser Rede stecken einige wunderbare Dinge …‹ Wirkt Hopkins erfreut, beende ich den Satz so: ›… und ich hätte nur ganz geringfügige Verbesserungen vorzuschlagen.‹ Wirkt er bei dem Wort wunderbar hingegen ein bisschen überrascht, beende ich den Satz so: ›… aber im Ganzen finde ich, dass sie so gar nicht geht, ich finde, man müsste sie doch stark überarbeiten.‹«
    »Und so willst du es machen?«, fragte Betsy. Sie lächelte nicht einmal.
    »Wie gesagt, das ist die gängige Vorgehensweise«, erwiderte Tom. »Das Erste, was der junge Manager lernen muss.«
    »Ich finde das doch etwas widerlich«, sagte Betsy unverblümt.
    »Verdammt, sieh’s doch mal von der lustigen Seite. Was ist denn los mit dir?«
    »Nichts ist los mit mir. Ich hätte nur gern Antworten auf ein paar Fragen. Wie findest du die Rede wirklich?«
    »Ich finde sie schrecklich«, sagte Tom. »Meine Arbeitsausbildung ist nämlich noch nicht abgeschlossen. In einigen Jahren werde ich meine Meinung ganz zurückhalten können, bis ich weiß, was Hopkins denkt, und dann werde ich die Dinge ganz genau so sehen wie er. So muss ich dann nicht mehr unehrlich sein.«
    Betsy steckte die Rede ordentlich in den Umschlag, reichte ihn Tom und ging wortlos in die Küche.
    »Betsy!«, rief er. »Komm zurück. Ich möchte mit dir reden.«
    »Ich mache Abendessen«, sagte sie.
    »Was ist denn los? Es ist doch noch gar nicht Zeit.«
    »Ich muss ein paar Sachen auf den Herd stellen.«
    Er ging in die Küche, wo sie gerade den Wasserkessel füllte. »Du bist sauer auf mich«, sagte er. »Verträgst du denn keinen Witz?«
    »Ich glaube nicht, dass das ein Witz war.«
    »Aber natürlich. Ich habe mich schiefgelacht.«
    »Was wirst du Hopkins morgen sagen?«
    »Keine Ahnung. Warum ist das denn plötzlich so wichtig?«
    Sie stellte den Kessel auf den Herd und drehte sich unvermittelt zu ihm um. »Es hat mir nicht gefallen, wie du da in dem großen Sessel gesessen und so verdammt selbstgefällig und zynisch dahergeredet hast!«, sagte sie. »Du hast widerlich ausgesehen! Du hast genauso ausgesehen wie einer von denen, die du immer gehasst hast. Einer, der alle Antworten kennt. Einer, der keinen Respekt vor sich und anderen hat!«
    »Was soll ich denn deiner Meinung nach machen?«, fragte er ruhig. »Soll ich morgen da hingehen und Hopkins sagen, dass ich seine Rede für eine Farce halte?«
    »Es ist mir gleich, was du ihm sagst, aber mir gefällt nicht, dass aus dir so ein billiger, zynischer Jasager wird und dass du so selbstzufrieden und analytisch darüber sprichst. So bist du nie gewesen.«
    »Na schön«, sagte Tom. »Dann sage ich ihm, dass ich seine Rede absurd finde. Und er wird beschließen, dass ich ein netter, ehrlicher Kerl bin, der ihm aber leider rein gar nichts nützt.«
    »Woher willst du das denn wissen? Vielleicht gefällt ihm die Rede ja auch nicht.«
    »Klar, das könnte sein. Wenn ich ganz offen bin, stehen meine Chancen fifty-fifty, aber wenn ich mich vorantaste, stehen sie bei neunzig Prozent, dass ich ihm gebe, was er will.«
    »Vielleicht will er nur eine ehrliche Meinung.«
    »Das klingt ja ganz nett«, sagte Tom bitter. »Du weißt nicht, wie Leute wie Hopkins sind.«
    »Stimmt«, sagte sie.
    »Du bist ihm ja noch nicht mal begegnet.«
    »Stimmt. Was hat er getan, das dich zu der Überzeugung bringt, dass er unehrlich ist?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass er unehrlich ist.«
    »Das ist er aber, wenn du ständig einer Meinung mit

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