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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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sie?«
    Der Mann blieb stehen. Er war nicht älter als fünfundzwanzig, hatte blaue Augen und ein markantes Kinn. Der Mann nahm seinen Hut ab, das Haar war dunkel, straff nach hinten gekämmt.
    »Was haben Sie denn damit zu tun?«
    Stierna hielt seine Dienstmarke hoch. Die mit den gekreuzten Äxten und den Kronen auf der Vorderseite. Mit dem Text: Stockholms Polizeirevier. Abteilung für Gewaltverbrechen. Nr. 20 auf der Rückseite. Er hatte die Marke Nr. 20, seit dem Tag, an dem er den Anzug gegen die Uniform getauscht hatte.
    »Kommissar Stierna«, sagte er. »Kriminalpolizei. Wo wollen Sie mit ihr hin?«
    Der Mann wich zurück, ließ das Kind los.
    »Wo ich mit ihr hinwill? Na, nach Hause, wohin sonst?«
    »Offenbar möchte sie nicht mit Ihnen gehen. Es sieht aus, als würden Sie sie zwingen. Wie heißen Sie?«
    »Olofsson. Georg Olofsson. Wir wollen nach Hause. Meine Tochter und ich wollen jetzt nach Hause gehen. Ich bin ihr Vater.«
    »Haben Sie eine Geburtsurkunde bei sich? Etwas, womit Sie sich ausweisen können?«
    Der Mann schob die Hände in die Manteltaschen, er wirkte unsicher, nervös. Einen Moment lang fürchtete Stierna, der Mann könnte eine Pistole in der Tasche haben und schießen.
    Das Mädchen zupfte den Mann am Mantel.
    »Papa«, sagte sie, »ich will jetzt nach Hause.«
    Der Mann holte seine Geburtsurkunde heraus, gab sie Stierna.
    Der las das Dokument. Georg Arne Olofsson. Geboren am achtzehnten März 1901 in der Matteus-Gemeinde in Stockholm. Seit dem fünfzehnten Januar 1924 wohnhaft in der Dalagatan 13.
    Stierna gab ihm das Papier zurück.
    »Sie wohnen in der Dalagatan. Wartet Ihre Frau auf Sie beide?«
    »Ja, wir sind schon spät dran.«
    »Wie heißt Ihre Tochter?«
    »Maj. Sie müsste schon längst im Bett sein, wir sind viel zu lange im Park geblieben. Meine Frau wird sich schon Sorgen machen.«
    »Wie heißt Ihre Frau?«
    »Dora. Dora Olofsson. Wie gesagt, wir müssen nach Hause, wir sind schon spät dran.«
    Der Mann antwortete spontan und ruhig.
    Stierna beugte sich zu dem Mädchen hinunter. Es hatte sich die Tränen abgewischt, strich sich über die Mütze.
    »Maj«, sagte er.
    Das Mädchen schaute ihn verwundert an.
    »Maj?«, wiederholte Stierna.
    »Ja«, antwortete die Kleine.
    »Wie alt bist du, Maj?«
    »Fünf«, sagte sie leise. Dann wandte sie sich dem Mann in Hut und Mantel zu.
    »Papa, ich will jetzt nach Hause. Nicht mehr schaukeln.«
    Stierna schob seine Dienstmarke in die Innentasche. Einerseits war es ihm peinlich, andererseits war er sich immer noch nicht ganz sicher.
    »Und jetzt wollen Sie nach Hause gehen?«, fragte er, »Sie und das Mädchen? In die Dalagatan 13?«
    Der Mann sah ihn an.
    »Ich weiß, hinter wem Sie her sind«, sagte er. »Und Sie haben meine volle Sympathie. Aber ich bin nicht derjenige, den Sie suchen.«
    »Den wir suchen?«
    Der Mann sprach jetzt leise, damit das kleine Mädchen nicht hörte, was er sagte.
    »Ich habe in den Zeitungen davon gelesen. Dass dieses Mädchen, Ingrid, wahrscheinlich hier verschwunden ist. Deshalb begleite ich meine Tochter jetzt immer hierher. Und wir lassen sie keine Sekunde aus den Augen, meine Frau und ich.«
    Stierna sagte nichts.
    »Glauben Sie mir nicht?«, fragte der Mann. »Wenn Sie mir nicht glauben, dann kommen Sie doch mit und sprechen mit meiner Frau.«
    »In Ordnung«, sagte Stierna, »ich glaube Ihnen.«
    »Kommen Sie mit«, sagte der Mann.
    Die beiden Holzhäuschen in der Dalagatan lagen am Ende des Vasaparks. Ziemlich einfach mit Ziegeldach und einem Abtritt auf dem Hof. Dem Haus gegenüber lag ein Schuppen mit gestapeltem Holz. Die Häuser waren alt und notdürftig repariert, sie passten nicht zu den neueren Steinhäusern der Straße.
    Als sie auf den Hof kamen, stellte sich das Mädchen vor Stierna.
    »Bist du ein Freund von Papa?«
    Stierna schaute das Mädchen an und strich ihm über den Kopf.
    »Ja, ich bin ein Freund von Papa.«
    Georg Olofsson ging zu der grün gestrichenen Haustür, Stierna und das Mädchen folgten ihm.
    Er war mitgegangen, um zu sehen, dass das Mädchen unbeschadet nach Hause kam. Auch wenn er eigentlich wusste, dass keine Gefahr bestand.
    Die Tür wurde geöffnet, bevor Georg Olofsson die Klinke heruntergedrückt hatte.
    Die Frau in der Tür war jung. Mit kurzem, dunklem Haar. Sie trug ein langes Glockenkleid, das vor ein paar Jahren in Mode gewesen war, jetzt aber bereits altmodisch erschien.
    Die Frau schaute Georg Olofsson an.
    »Wen hast du da mitgebracht? Es ist schon

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