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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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Visby, zum Beginn der Vernehmung. Er las Jonssons Zusammenfassung. Schloss wieder die Augen, sah die Szene klar vor sich.
    »Habe ich das richtig verstanden, dass Sie allein mit Ingrid leben … lebten?«
    »Ja, das … das stimmt, Herr Kommissar.«
    »Und Ingrids Vater, wie heißt der?«
    »Thomas Franzén. Als ich das letzte Mal von ihm gehört habe, wohnte er in Göteborg.«
    »Sie haben keinen Kontakt zu ihm?«
    »Nein, überhaupt keinen.«
    »Und Ingrid, kannte sie ihren Vater?«
    »Nein, sie hat ihn nie … hat ihn nie kennenlernen können.«
    Stierna erinnerte sich genau, wie die Frau, die vor ihm gesessen hatte, damals aussah. Trotz ihrer Jugend hatte sie etwas Altertümliches an sich. Das lag nicht nur an dem deutlichen Ausdruck von Müdigkeit, der so oft mit der Trauer einhergeht, sondern an etwas anderem, das er nicht genau bezeichnen konnte.
    »Sie hat ihn nie kennenlernen können? Wie meinen Sie das?«
    »Ja, nun, er wollte Ingrid nicht sehen. Herr Kommissar, Sie müssen verstehen, Ingrid war nicht geplant. Und … wir hatten eigentlich beide kein Geld dafür. Um ein Kind zu versorgen … Außerdem wollte er keine Kinder.«
    »Moment mal, Fräulein Bengtsson. Sie und dieser Thomas Franzén, Sie haben sich also vor … vor zehn Jahren kennengelernt?«
    »Ungefähr, ja. Das ist jetzt schon mehr als zehn Jahre her.«
    »Wo haben Sie sich kennengelernt?«
    »Ich habe damals in einer Konditorei gearbeitet. Tante Alices Bäckerei und Konditorei in der Tegnérgatan. Er war Bäcker dort. Wir haben zusammen gearbeitet, und daraus hat sich dann mehr entwickelt. Und dann bin ich schwanger geworden. Das war zwar nicht geplant, aber … ja, was soll ich sagen? Im Nachhinein bin ich unglaublich dankbar dafür. Für Ingrid.«
    Stierna hatte sie verwundert angesehen.
    »Aber hat Ingrid nie den Wunsch geäußert, ihren Vater kennenzulernen?«
    »Sie hat mal ein Bild gemalt, und das habe ich in einem Brief an die Adresse geschickt, die ich von ihm hatte. Damals war Ingrid drei oder vier. Aber er hat nie darauf geantwortet. Vielleicht ist er auch umgezogen, oder der Brief ist nie angekommen. Aber ich habe meinen Absender draufgeschrieben, und er ist nie an mich zurückgeschickt worden. Außerdem wusste er ja die ganze Zeit, wo ich und Ingrid zu finden waren, wenn er also Kontakt hätte aufnehmen wollen …«
    »Und Thomas Franzén ist also nach Göteborg gezogen. Wann war das?«
    »Ja, nun, er kommt ja aus Göteborg. Ist da geboren und aufgewachsen. Also … Er hat ein paar Jahre in Stockholm gearbeitet. Doch als ich ihm gesagt habe, dass ich schwanger bin, ist er bald wieder zurück in seine Heimatstadt gezogen.«
    »Fräulein Bengtsson, glauben Sie, dass er wegen Ihrer Schwangerschaft weggezogen ist?«
    »Zum Teil lag es sicher daran. Aber er hat schon immer gesagt, dass er so bald wie möglich wieder zurückwolle. Dort war sein Zuhause, nicht in Stockholm. Aber es war ganz klar, er wollte damals nicht Vater werden. Er sagte, er habe keine Möglichkeiten, sich um ein Kind zu kümmern. Und mir wurde klar, dass er nicht heiraten wollte. Damals noch nicht. Und nicht mich.«
    »Aber Unterhalt und so … Er musste Ihnen doch Unterhalt für das Kind zahlen …«
    »So etwas habe ich nie von ihm bekommen. Und ich habe es auch gar nicht gewollt. Sicher, er war ihr leiblicher Vater, aber trotzdem … trotzdem doch nicht ihr Vater. Er interessierte sich ja gar nicht für sie. Und ich wollte nichts fordern, nicht zum Gericht gehen oder so. Ingrid war mein Kind.«
    »Aber Sie konnten es sich leisten, sie bei sich zu behalten? Obwohl der Vater nichts bezahlt hat?«
    »Ja, das konnte ich mir leisten. Ich war nicht gezwungen, sie wegzugeben. In ein Pflegeheim oder so. Wenn die Gefahr bestanden hätte, dann hätte ich Geld von ihm verlangt. Aber ich musste sie nicht weggeben. Nicht wie die meisten.«
    »Sie haben also kein Geld von Thomas Franzén gefordert?«
    »Nein. Denn ich brauchte sein Geld nicht. Wenn er überhaupt etwas hat, dann hat er bestimmt nicht genug, um mir davon etwas abzugeben. Und warum sollte ich Geld von jemandem fordern, der sein Kind nicht haben wollte? Ich bin auch so zurechtgekommen … Wir sind zurechtgekommen. Meine Eltern … die haben uns geholfen. Mein Vater hat eine Schuhmacherei. Und außerdem habe ich eine kleine Erbschaft gemacht … Meine Großmutter hatte Geld. Sie ist vor ein paar Jahren gestorben. Ein Teil ihres Geldes war für Ingrid – sie sollte es gut haben in ihrer Kindheit.«
    »Kennen Sie

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