Der Mann im Park: Roman (German Edition)
zurück.
»Das ist ja nicht viel«, sagte Stierna.
»Nein«, stimmte der Arzt ihm zu. »Außer der Kleidung nur eine Lederbörse. Mit ein paar Münzen.«
»Und wo sind die Kleider?«
»Die sind noch bei dem Gerichtschemiker. Ich habe mit ihm gesprochen. Es ist eine erste Analyse gemacht worden, aber die ist noch nicht fertig. Offenbar lautete die Anweisung, dass sie allen anderen Arbeiten vorgezogen werden sollte. Högstedt hat sich die Kleidung auch schon angesehen. Außerdem war er hier wegen der Geldbörse, aber das hat wohl nichts gebracht. Er hat dem Mädchen auch die Fingerabdrücke abgenommen.«
Sie standen etwas abseits, Maria Bengtsson konnte sie nicht hören.
»Habt ihr die Leiche schon untersucht?«, fragte Stierna.
»Zum Teil. Ich habe mir die Leichenflecken angesehen. Es sieht so aus, als wäre sie dort gestorben, wo sie aufgefunden wurde.«
Stierna schaute sich in dem großen Obduktionssaal um. Ein unangenehmer Anblick mit all den toten Körpern.
»Wann sind Sie mit der Obduktion fertig?«
»Im Lauf des Tages«, erklärte Karlström. »Dann bekommen die Gerichtschemiker den Leichnam.«
»Können Sie mir sagen, ob es einen sexuellen Übergriff gab?«
»Nein, den gab es nicht.«
»Keine Vergewaltigung?«
»Es gibt dafür keinerlei Anzeichen – keinerlei Schäden an den Geschlechtsteilen. Und es scheint auch keine Spur von Samenflüssigkeit zu geben, weder auf ihr noch auf der Kleidung.«
»Die Rechtschemiker haben kein Sperma auf den Kleidern gefunden?«
»Nein. Die Untersuchungen sind zwar noch nicht abgeschlossen, aber hätte man Spuren gefunden, dann wäre das jetzt schon bekannt.«
»Was haben sie denn an den Kleidern gefunden?«
»Blut. Von der Blutgruppe, die das Mädchen hat, A. Wahrscheinlich stammt alles von ihr, wenn der Mörder nicht die gleiche Blutgruppe hat. Wir haben ein paar Haarsträhnen gefunden, aber es sieht so aus, als ob die auch von ihr stammen.«
»Nicht viele Spuren von dem Täter.«
»Wir haben nichts gefunden. Nichts Sicheres zumindest.«
Stierna schaute auf den Boden. Dachte nach.
»Sie sagen, es gibt keinerlei Anzeichen für eine Vergewaltigung. Aber die Unterhose? Sie war doch heruntergezogen, als wir sie gefunden haben.«
»Ja. Es kann sich ja trotz allem um ein Sexualdelikt handeln. Auch wenn es keine Vergewaltigung war. Er kann anderes mit ihr gemacht haben, Dinge, die keine Spuren hinterlassen. Vielleicht hat er es auch nicht geschafft … Vielleicht konnte er keinen Geschlechtsverkehr vollziehen. Das hat es schon gegeben. Oft genug.«
»Sonst noch etwas?«
Karlström überlegte kurz, bevor er antwortete.
»Da ist etwas mit den Verletzungen, die kommen mir bekannt vor.«
»Was soll das heißen?«
Karlström schaute Stierna an.
»Ich glaube, sie kann von einem kleineren Schlagstock oder etwas Ähnlichem getroffen worden sein. So etwas habe ich schon gesehen, als ich Leute nach den Krawallen auf dem Riddarhustorget untersucht habe. Wann war das, das muss fünf, sechs Jahre her sein, oder?«
»Auf dem Riddarhustorget? Soweit ich mich erinnere, wurden damals in erster Linie Säbel und Peitschen benutzt.«
»Und Schlagstöcke. Es stimmt, die Polizei hatte damals Säbel und Peitschen dabei. Aber Schlagstöcke auch. Und daran haben mich die Verletzungen erinnert. Ich habe sie damals begutachtet und auch später noch gesehen. Nicht so heftig, aber die Verletzungen sind denen sehr ähnlich, die ich bei Leuten erlebt habe, denen die Polizei ordentlich eins verpasst hatte.«
»Sie glauben, es könnte ein Schlagstock gewesen sein?«
»Ja. Oder etwas, das einem Schlagstock ähnelt. Die gleiche längliche, abgerundete Form. Der gleiche Durchmesser. Aber es kann natürlich auch ein kleineres Schlagholz gewesen sein. Oder ein Rohr. Oder noch etwas ganz anderes. Aber wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, es war ein Schlagstock.«
Das stimmt, dachte Stierna. Das stimmt mit dem überein, was Harry Schiller gesehen hat, als er in die offene Tasche dort auf der Werft geguckt hat. Das stimmt überein mit dem länglichen, runden Gegenstand, der in ein blutiges Handtuch gewickelt war. War es ein kleinerer Schlagstock gewesen?
Stierna nahm die kleine Holzkiste mit der Lederbörse und ging zu Maria Bengtsson.
Sie schien abwesend zu sein, ihr Blick huschte durch den Saal. All die Toten ringsherum, nicht nur der tote Körper des Mädchens, sondern auch noch all die anderen.
Stierna ging vorsichtig zu ihr. Er hatte fast Angst, sie zu
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