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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ärmlichen Milieu aufgewachsen war, ständig die Herabsetzungen und Misshandlungen unseres Dads ertragen musste und auch in seinem großen Bruder kein leuchtendes Vorbild fand. Pete wusste, dass Sammy und ich Gras gedealt hatten, ebenso wie ihm klar war, dass mein Ausweg aus der Misere - Football - für ihn nicht infrage kam. Er war genauso ein Versager wie ich, nur ohne die athletischen Fähigkeiten. Das alles zusammengenommen rechtfertigte vermutlich in seinen Augen die Flucht in die Welt der Drogen.
    Den ganzen Tag war mir ein Ford Taurus gefolgt, von meiner Fahrt zu Tommy Butcher bis zu dem Besuch bei Mrs Thomas. Allerdings konnte ich ihn jetzt nirgends mehr entdecken. Vermutlich gingen die Kerle davon aus, dass ich in der Nähe meines Hauses aß und mich dann für den Rest der Nacht in meine vier Wände verkroch. Ich rechnete damit, dass der Wagen irgendwo in meiner Straße stehen würde, aber auch hier keine Spur. Nachdem ich mein Haus betreten hatte, verbrachte ich etwa eine halbe Stunde auf dem Laufband, bevor ich mir einen billigen Thriller schnappte. Auf Seite sechsundfünfzig wusste ich bereits, dass der Serienkiller der Priester war, und gegen zweiundzwanzig Uhr erhielt ich die endgültige Bestätigung.
    Ein halbe Stunde nach Mitternacht döste ich vor einer Folge von McGyver ein, in der sich der Held wie üblich in einer Klemme befand, aus der er sich mit Hilfe seiner überragenden wissenschaftlichen Kenntnisse befreite. Gegen drei Uhr morgens erwachte ich von Emilys Phantomschreien. Gegen vier hörte ich auf zu zittern, entleerte im Badezimmer meinen Magen und ging wieder zu Bett. Um fünf probierte ich es mit einem meiner mentalen Tricks und stellte mir vor, dass
Talia und Emily immer noch am Leben wären, aber aus irgendeinem Grund funktionierte es nicht. Ich las ein weiteres Taschenbuch, etwa bis elf, dann duschte ich, fuhr zum Friedhof, kam wieder nach Hause und schlief bis zum Abendessen. Ich bestellte mir eine Pizza, verlor aber dann schlagartig jeden Appetit. Also spazierte ich die Straße hinunter und schenkte sie einem Obdachlosen im Park. Nachdem ich meine gute Tat für den Tag vollbracht hatte, zog ich mich für den Rest des Abends wieder zurück und las, bis ich vor der Wiederholung einer Folge von Ein Käfig voller Helden einschlief, in der unsere unermüdlichen amerikanischen Kriegsgefangenen dem glücklosen deutschen Lagerkommandanten und seinem leicht übergewichtigen Feldwebel wieder einmal ein Schnippchen schlugen.
    Um halb drei erwachte ich aus einem Traum, der mich schon viele Male seit Talias und Emilys Tod heimgesucht hatte. In meinen Tagträumen male ich mir immer wieder aus, dass ich die beiden an jenem Abend zum Haus von Talias Eltern fahre, dass alles gut ausgeht und wir immer noch vereint sind. Auch in meinen nächtlichen Träumen sitze ich hinterm Steuer, allerdings trägt es mich genauso aus der Kurve wie damals Talia. Unsere Finger verflechten sich ineinander, während wir durch die dunkle, schlüpfrige Kurve oberhalb des Steilufers schleudern. Und genau in dem Moment, in dem der schwere Geländewagen die Leitplanke durchbricht, reiße ich weit die Augen auf.
    Ich brauchte einen Moment, um mich zu orientieren: Es war Freitag, der 5. Oktober. In vierundzwanzig Tagen begann der Prozess. Ich hatte noch eine Menge Arbeit vor mir, aber mein Hirn war wie betäubt, und mein Herzschlag beruhigte sich nach meinen nächtlichen Träumen immer nur langsam.
Gegen zehn Uhr morgens hatte ich meinen Thriller ausgelesen und dämmerte wieder ein. Das Klingeln des Telefons weckte mich. Ich starrte auf das Display, aber die Nummer des Anrufers wurde unterdrückt, also ging ich dran.
    »Hier ist Vic Carruthers. Wir haben gegraben, so wie Sie es vorgeschlagen haben.«
    »Und?« Ich richtete mich im Bett auf.
    »Wir haben ein paar Leichen gefunden«, sagte er.
     
    Es war unmöglich, mit dem Wagen irgendwo in die Nähe des Leichenfundorts hinter der Hardigan-Grundschule zu gelangen. Die Medien hatten Wind von der Sache bekommen, Übertragungswagen blockierten sämtliche Zufahrten zu den Polizeiabsperrungen, und Hubschrauber knatterten über dem Schauplatz. Ich parkte auf der Hudson, etwa drei Blocks entfernt, und versuchte mein Glück zu Fuß. Auch wenn meine Anwesenheit im Grunde überflüssig war, hoffte ich, Detective Carruthers zu treffen und ein paar Details zu erfahren.
    Leichen, hatte er gesagt. Plural. Ein Friedhof von Kleinkindern hinter einer Grundschule. Griffin Perlini hatte eine

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