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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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stehen, an Händen und Füßen gefesselt. Sie starrten durch dickes Plexiglas auf das Profil des Richters, während sie über Lautsprecher den Verhandlungen folgten, bis sie selbst an der Reihe waren.
    Eine neue Gruppe Angeklagter schlurfte herein, und unter ihnen entdeckte ich Pete. Sein Anblick versetzte mir einen Stich. Er hatte ganz offensichtlich kein Auge zugetan - was vermutlich eine kluge Idee von ihm war -, wies aber wenigstens keine Anzeichen irgendwelcher Misshandlungen auf. Sein Hemd und seine Hose waren völlig zerknittert, und das Haar klebte ihm am Schädel. Seine Augen suchten den Raum ab, bis sie meinen begegneten. Ich nickte ihm zu. Er blinzelte zweimal und nickte dann ebenfalls.
    Schließlich sprach der Gerichtsdiener die erlösenden Worte. »Kolarich, Peter.«
    »Jason Kolarich für die Verteidigung«, rief ich aus der ersten Reihe, bevor ich mich erhob. Ich hoffte, der Name würde dem Richter etwas sagen. Er hatte noch während meiner Zeit bei der Staatsanwaltschaft angefangen, auch wenn wir uns nie persönlich begegnet waren.
    »Hinreich...« Der Richter hob den Kopf. »Herr Anwalta, begrüßte er mich. Ganz offensichtlich hatte der Name etwas bei ihm klingeln lassen.
    »Guten Tag, Euer Ehren.«

    Er nickte mir zu und spähte dann kurz hinüber zu Pete. »Sie sind verwandt, nehme ich an?«
    »Das ist mein Bruder, Euer Ehren.«
    Er holte tief Luft. »Nun, Mr Kolarich, beim gegenwärtigen Stand der Dinge liegen wohl hinreichende Verdachtsgründe für eine Inhaftierung vor.«
    »Das sehe ich auch so, Euer Ehren.« Es gab keine Chance, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, also erwiderte ich seine Höflichkeiten, denn ich hoffte auf sein Entgegenkommen in einer viel wichtigeren Frage.
    »Umstände, Mr Warren«, wandte sich der Richter leise an den Ankläger.
    »Strafanzeige durch Polizeibeamten«, erwiderte Warren. Das hieß, dass in diesem Fall ein Detective - DePrizio - als Zeuge fungierte und kein Laie. »Eins Komma sieben Kilo reines Kokain und über dreißig Handfeuerwaffen. Der Angeklagte hat zwei Vorstrafen wegen...«
    »Ich habe die Unterlagen hier, Herr Staatsanwalt«, winkte der Richter ab. Ein weiteres Entgegenkommen, das Pete eine öffentliche Nennung seiner Vorstrafen ersparte.
    »Das Volk fordert Hunderttausend Standard, Euer Ehren.«
    Der Richter fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Mr Kolarich, Sir?«
    »Ich beantrage erleichterte Kautionsauflagen. Mein Bruder wird ganz sicher nicht untertauchen, Euer Ehren. Er hat eine gute Anstellung, und die wird er nicht aufgeben wollen. Tut er es trotzdem, hat er mehr Grund, sich vor mir zu fürchten als vor Ihnen.«
    Der Richter ließ sich das kurz durch den Kopf gehen und verkündete dann: »Dreihunderttausend erleichtert.«
    Ich atmete aus. Pete wurde auf sein Ehrenwort hin entlassen
aufgrund eines üblichen juristischen Handels - der Kautionsbetrag wurde drastisch erhöht, ohne jedoch eine Sicherheit zu verlangen. Verpasste Pete allerdings aus irgendeinem Grund den Gerichtstermin, stand er mit dreihunderttausend Dollar in der Kreide.
    »Ich hol dich später auf dem Revier ab«, erklärte ich Pete. Er nickte schweigend und wurde wieder zurück in den Plexiglaskäfig geführt.
    Ich musste warten, denn mir stand noch eine weitere Kautionsverhandlung bevor: die von Cameron Bates, dem Kerl, der Pete die letzten vierundzwanzig Stunden den Rücken frei gehalten hatte. Der Richter entschied auf zehntausend Dollar Standardkaution. Das bedeutete, Cameron musste lediglich tausend Mäuse auftreiben, um freizukommen, und ich beschloss, sie für ihn zu zahlen. Offensichtlich war dem Richter nicht entgangen, dass ich mich für einen Kerl starkmachte, der gemeinsam mit Pete eingesessen hatte, und er hatte mir einen weiteren Gefallen erwiesen, indem er Camerons Kaution um die Hälfte drückte.
    Knapp zwei Stunden später marschierten Pete und ich Seite an Seite aus dem Polizeirevier, in dem man ihn festgehalten hatte. Er beherzigte weiterhin meinen Rat und schwieg sogar noch draußen auf dem Parkplatz, als hätten die Cops Mikros in den Straßenlaternen versteckt, um mögliche Geständnisse zu belauschen.
    Aber kaum schlugen die Wagentüren hinter uns zu, fuhr Pete zu mir herum.
    »Jason«, flüsterte er, »ich glaube, die haben mir eine Falle gestellt.«

21
    Ich werde es nicht schaffen, erklärt dir dein Bruder. Ich schreibe Montag einen Mathe-Test.
    Ein Mathe-Test. Das kaufst du ihm nicht ab. Dein Bruder hat bisher jedes deiner Footballspiele am College

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