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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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Anspannung amüsiert aufgelacht. Das war die erste Stufe. Du schuldest mir Liebe! Das Materielle kam immer erst an zweiter Stelle. Dann aber umso vehementer. Frauen waren sehr bizarre Wesen!
    „Die ist doch mindestens doppelt so alt wie du.“ Melanies Kennermiene war echt niedlich. „Naja, Kohle hat sie wohl, oder? Willst du ihr zuerst erklären, dass wir jetzt zusammen sind, oder wollen wir gleich rein?“
    „Julia, es tut mir leid“, fing Gee-Bee an.
    Da durchlief ein wahrnehmbarer Ruck deren mitleiderregende Gestalt. Sie straffte die Schultern und hob das Kinn. Offenbar kam nun doch noch die Anwältin durch. „Ich habe gesehen, wie du dieses Mädchen eben ...“, ein weiterer Schwächeanfall, ehe sie – nun mit endgültig fester Stimme – neu ansetzte: „Ich habe gesehen, in welchem Verhältnis du zu ihr stehst, von daher brauchst du mir nichts zu erklären. Ich weiß Bescheid.“
    „Du weißt doch, welche Schwierigkeiten ich mit Beziehungen habe“, wollte Gee-Bee nun an ihren hoffentlich wieder verfügbaren Verstand appellieren.     
    Doch ehe er den Satz zu Ende ausgesprochen hatte, hatte Julia – um einiges souveräner, als die Jüngere es auf diesen hohen Absätzen zuwege gebracht hätte, in einigen Bereichen schätzte er Erfahrung wirklich – kehrtgemacht und schritt stolz von dannen.
    Hmm, dieser Schluss war alles andere als ideal verlaufen. Musste er sich Sorgen machen? Andererseits hatte ja schon länger alles darauf hingedeutet, dass es in ihrem Fall nicht ohne Eskalation ablaufen würde. Er würde es einfach so händeln wie immer. Würde sie nächste Woche aufsuchen, ein paar Tränchen verdrücken und sich wortreich – unter Anführung eines weiteren Traumas, sexueller Missbrauch in seiner frühen Kindheit vielleicht – entschuldigen. Dass er aus Angst vor tiefer Liebe ein x-beliebiges junges Ding aufgerissen habe, das ihm doch aber nicht im Mindesten irgendwas bedeutete. Würde ihr anschließend mit gequälter Miene versichern, dass er ihr das ganze Geld zurückzahlen würde, sobald er dazu in der Lage sei. Zurücknehmen würde sie ihn wohl nicht. Aber ihm zumindest in Würde verzeihen. Ihn schließlich beruhigt verabschieden. Und solange auf das Geld warten, bis selbiges seine Wichtigkeit verloren hatte.
    Was das anging, so war alles legal gelaufen. Lediglich kleinere Beträge, keine schriftlichen Vereinbarungen, seine Rückzahlungsversprechen ausschließlich mündlicher Natur – und leicht abstreitbar, weil es ebenfalls ausdrückliche Geschenke gab. Die dann schriftlich, in Form eines herzergreifenden Liebesbriefes. Von daher konnte sich selbst die Paragraphenreiterin auf den Kopf stellen ...
    „Willst du jetzt auch heulen?“, holte Melanies ungeduldige Stimme ihn aus seinen Gedanken.
    „Quatsch, mit der war ich ein einziges Mal im Bett. Typisch alte Frauen mit Torschlusspanik. Interpretieren in einen One-Night-Stand gleich die lang ersehnte Hochzeit.“ Er schnaubte. „Dabei wusste die nicht mal, wie ich heiße.“
    „Gero, Gernot – naja, die Richtung stimmte ja immerhin.“ Melanie lachte, schlang ihren Arm um seine Mitte und drehte ihn in Richtung Eingang der Disco. „Nun hat diese Mutti uns die ganze Stimmung versaut. Aber dann tanzen wir eben erst mal, was meinst du?“
    „Wenn du dich nicht schämst mit mir altem Daddy?“
    „Och, hör auf mit dem Kokettieren und schwing deinen echt noch ganz schön knackigen Hintern, Alter!“
    „Ooooh.“ Das zog seine Hand unweigerlich an ihren. „Mit der Erwähnung besagten Körperteils wäre ich an deiner Stelle vorsichtig“, grollte er in seinem tiefsten Bass und bohrte seine Finger in den Lederrock. „Dein Exemplar ist nämlich bei Weitem knackiger, und angesichts dessen könnte ich unkontrollierbare altersuntypische Anwandlungen bekommen ...“ Arglos und beiläufig. Perfekt intoniert. Und zusammen mit immer bestimmteren knetenden Bewegungen seiner Rechten hatte er das Mädchen schon jetzt wieder so weit, das Tanzen völlig vergessen zu haben.
    Sie zierte sich. „Hey, wir befinden uns auf einem öffentlichen Parkplatz ...“
    Der mittlerweile im Dunkeln lag, dementsprechend ein durchaus annehmbares Ambiente für ihr Spiel bot. Und Melanie klang auch eindeutig mehr entzückt als abgestoßen. Er hatte sie richtig eingeschätzt.
    So durfte er getrost der Eingebung folgen, die ihn überkam. Er wartete, bis das Auto, das im Schritttempo nach einem Parkplatz suchte, genau auf ihrer Höhe war. Dann sprang er blitzschnell

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