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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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mindestens fünfunddreißig Zentimeter frei, mehr als genug, um einen Fuß aufzusetzen und auf der anderen Seite herunterzuspringen.
    Er zog sich wieder in die Höhe und ruhte eine Weile aus, wartete, bis der Blutandrang nachgelassen hatte und sein Kopf wieder klar war. Dann ließ er langsam, vorsichtig, den linken Fuß zur Mauer hinunter, setzte ihn fest auf die ausgebrannten Schläuche. Ebenso vorsichtig hob er das rechte Bein über den Ast und rutschte hinunter, bis der Ast in seinem Rücken war. Er atmete tief, spannte die Muskeln und sprang nach vorne; anschließend preßte er den linken Fuß gegen das Mauerwerk und stieß sich damit über die Mauer. Er fiel zu Boden und rollte aus, um den Sturz zu bremsen. Jetzt befand er sich im Innern des Veltrup – Anwesens.
    Er kniete nieder, lauschte auf Geräusche, die auf einen Alarm deuteten. Es war nichts zu hören; so stand er auf und arbeitete sich durch die dichten Büsche auf das Zentrum des Geländes zu. In weniger als einer Minute bekam er die Bestätigung, daß er in die richtige Richtung kroch beziehungsweise ging. Er konnte die Lichter des Gebäudes sehen, die von den Bäumen und Ästen gefiltert wurden; es zeichnete sich auch eine größere Rasenfläche ab, die das Haus umgab.
    Das Glühen einer Zigarette! Er ließ sich zu Boden fallen. Unmittelbar vor ihm, vielleicht fünfzehn Meter entfernt, stand ein Mann am Rande der Rasenfläche. Taleniekov registrierte die leichte Brise, die durch die Bäume wehte und lauschte.
    Nichts. Es gab keine Hunde. Walther Veltrup hatte Vertrauen zu seinem elektrischen Tor und dem komplizierten Alarmsystem; er brauchte nur eine Wache, um seinem Anwesen perfekten Schutz zu geben.
    Wassili schob sich langsam vor, die Augen unverwandt auf den Wachmann gerichtet. Der Mann trug Uniform, eine Schildmütze und eine kräftige Winterjacke, die um die Hüften von einem breiten Gürtel zusammengehalten war, an dem eine Pistolentasche hing. Der Mann sah auf die Uhr und streifte die Glut von seiner Zigarette ab, schüttelte den Tabak ins Gras; er war beim Militär gewesen. Jetzt ging er einige Schritte nach links, streckte sich, gähnte, ging noch einmal fünf oder sechs Meter und schlenderte dann ziellos zu der Stelle zurück, wo er gestanden hatte. Diese kleine Fläche war sein Posten, ohne Zweifel waren alle paar hundert Meter weitere Posten aufgestellt, die das Hauptgebäude wie Cäsars Rätorianergarde umringten. Aber dies war weder die Zeit Cäsars, noch drohte Veltrup die gleiche Gefahr wie Cäsar; der Dienst war langweilig; der Posten hatte nichts anderes zu tun, als zu rauchen, zu gähnen und ziel- und planlos auf und ab zu schlendern. Der Mann würde kein Problem darstellen.
    Eher würde es schon ein Problem sein, die Rasenfläche zu überqueren und die Schattenpartie der Einfahrt an der rechten Seite des Hauses zu erreichen. Er würde eine kurze Strecke im grellen Licht der Scheinwerfer gehen müssen, die vom Dach herunter leuchteten.
    Ein hutloser Mann im dunklen Pullover, der so etwas tat, würde aufgefordert werden, stehenzubleiben. Ein Wächter hingegen mit einer Schildmütze, einer kräftigen Jacke und einer Pistolentasche an der Seite würde nicht auffallen. Wenn man ihn anrief, konnte der Mann immer noch an seinen Posten zurückkehren; es war wichtig, das im Auge zu behalten. Taleniekov kroch durch das Unterholz, arbeitete sich auf Ellbogen und Knien auf dem harten Boden vorwärts; er hielt jedesmal inne, wenn ein Zweig knackte, achtete darauf, daß jedes Geräusch, das er verursachte, in den Geräuschen des nächtlichen Waldes unterging. Er war jetzt nur noch eineinhalb Meter von dem Wächter entfernt; nur noch ein niedriger Wacholderbusch stand zwischen ihnen. Der gelangweilte Mann griff in die Tasche und holte seine Zigaretten heraus.
    Das war der Augenblick. Jetzt.
    Wassili sprang hoch, seine linke Hand umklammerte den Hals des Mannes, sein linker Absatz stemmte sich in den Boden, um ihm einen Hebel zu bieten. Mit einer einzigen Bewegung riß er den Mann nach unten, in den Wacholderbusch, schmetterte seinen Schädel gegen den Boden, und seine Finger umspannten seinen Hals. Der Schock des unerwarteten Angriffs im Verein mit dem kräftigen Schlag gegen den Schädel und dem Würgegriff machten den Mann bewußtlos. Früher hätte Taleniekov die Sache zu Ende gebracht, den Mann getötet, weil das die praktischste Lösung war; aber die Zeit war vorbei. Dies war kein Soldat der Matarese; sein Tod hätte keinen Sinn gehabt. Er

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