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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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im Heck zwei seiner vielen riesenhaften Söhne standen, was sie aus irgendeinem Grunde stets taten.
    Clarence Tully winkte. Die Söhne winkten. Sie winkten jeder mit dem ganzen Arm, wie Schiffbrüchige, die ein am Horizont auftauchendes Schiff auf sich aufmerksam machen wollen. Der dritte Kuhknecht strampelte verzweifelt. Die Kühe von denen jede einige Pfunde Gewicht verloren haben würde, bis die neue Weide erreicht war muhten zornig, als sie in ungelenkem Trab vorbeizogen. Clarence Tully grüßte. Seine Söhne jodelten. Der dritte Kuhknecht läutete mit seiner Glocke an der Einmündung von Fens Weg. Die Hunde bellten. Immer noch mit hochgerecktem Arm winkend, plärrte Clarence Tully: »Na, alles klar?«, als der Land-Rover an der Gruppe auf dem Bankett vorbeirollte. »Alles klar ?« Der junge Mann wimmerte und bedeckte die Augen vor dem Staub. Der Pfarrer signalisierte Beschwichtigung. Fen beobachtete die glatte Haut der Kühe, die glänzend braun über den stampfenden Keulen hin- und herglitt.
    Die Kolonne entfernte sich, erreichte die nächste Biegung, war verschwunden. Der junge Mann wimmerte wieder; er schien ein außerordentlich hasenherziger Bursche zu sein. Der Pfarrer ergriff ihn unter den Armen und zog ihn hoch.
    »Von Mavis Trent hören wir später«, sagte er, »da gibt es nichts. Inzwischen können Sie mit uns zum Fest gehen und mit dem Arzt über Ihren Hintern reden.«
     
     
    2
     
    In all den zweihundertdreißig Jahren war Aller House entworfen von Hawksmoor, bestimmt zur Ausschmückung durch William Kent, wozu es nie kam nicht einmal eine einzige Nacht richtig bewohnt gewesen. Eine Reihe von Verhängnissen hatte es verfolgt: Schon seit dem ersten Sir George Stanbury während des Baues das Geld ausgegangen war, hatten seine Besitzer regelmäßig den Verstand verloren oder waren pleite oder in die Kolonien gegangen, und es hatte selbst während des 2. Weltkrieges, als Unterkünfte Mangelware waren, leer gestanden. Nun gehörte es Clarence Tully aber nicht zum Bewohnen; er hatte es wegen seines Ackerlandes gekauft, das, abgesehen vom antiquarischen oder ästhetischen Wert, seine einzige Empfehlung war. Tully hatte dann einen Teil dessen, was Küchenräume hätten werden sollen, in eine Erdgeschoßwohnung umgebaut und diese für eine ganz geringe Miete dem Major überlassen, und zwar unter dem fadenscheinigen Vorwand, daß das Haus eines Verwalters bedürfe, wenn auch nur, um die gelegentlichen Schaulustigen von Museumsgesellschaften und ähnlichen Einrichtungen im Auge zu behalten. Der Major, der nur seine Pension bezog, hatte diese Vereinbarung ohne falschen Stolz akzeptiert, wie überhaupt fast jeder in der Gegend nahezu alle die zahlreichen Vorkehrungen von Clarence Tully für seine Bequemlichkeit akzeptierte: Er war ein Mann, dessen ungekünstelte Gutwilligkeit eine mürrische Reaktion fast ausschloß.
    Das Haus war im Grunde nichts Besonderes. Die Hauptmasse erhob sich in drei wohlproportionierten Stockwerken zu einem Walmdach und war umgeben von einer Balustrade; die beiden zweistöckigen Flügel (mit Flachdach) waren elegant, aber abgesehen von ihren Balustraden unverziert; die einzige ernsthafte Konzession an Ausgefallenheit lag in den beiden großen, runden Halbreliefs, die ein Gedränge von robusten, behelmten römischen Matronen zeigten. Sie waren auf beiden Seiten des Säuleneingangs in gleicher Entfernung angebracht. Obwohl zur Erhaltung wenig getan worden war, da Clarence Tully sich darauf beschränkt hatte, zwei oder drei zerbrochene Fenster zu ersetzen, hatte die Verwitterung gleichmäßig gewirkt, und der allgemeine Eindruck war durchaus nicht der von Verfall. Überdies war der Park an der Vorderseite ein wenig gepflegt worden, wenngleich er jetzt nur noch aus Bäumen, Gras und Sträuchern bestand. Sein Hauptmerkmal war der riesige Rasen, den die steinige, ungeteerte Einfahrt zweiteilte. Ungezügeltes Wuchern wurde teils durch Schafe, teils durch das gelegentliche Eingreifen eines Mannes mit einem Kreiselmäher verhindert. Clarence Tully war für Ordnung, und selbst auf diesem eher nutzlosen Teil seines Besitzes gedachte er nicht zuzulassen, daß die Natur die Oberhand gewann.
    Zweimal im Jahr wurde auf dem Rasen von Aller House das Pfarrfest von Burraford abgehalten.
    Der junge Scorer, um sein Steißbein fürchtend, schob sein Motorrad, statt aufzusitzen. Sein ursprüngliches Ziel hatte er ohne den Versuch eines Widerspruchs aufgegeben und schlurfte schwitzend hinter Fen und dem

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