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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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alle. Sven grinst wie ein Honigkuchenpferd. Also war es ein Wunschkind oder doch zumindest kein unerwünschter Unfall. Aber warum steht Rolf so verdattert in der Gegend rum. Oh, nein ich weiß ….
    „Rolf“, flüsterte Lena dem Jungen zu. „Katja wollte damit sagen, dass sie ein Kind kriegt. Sie ist schwanger.“
    Da brach auch Rolf in lauten Jubel aus und umarmte Katja. Das, was er nun von sich gab, erinnerte an Fußballgesänge.
     
    *
    Tatsächlich bedurfte es für die Vorbereitung des großen Coups zweier Tage. Nach ausführlicheren Beratungen hatten sie sich auf ein Vorgehen geeinigt, das zwar auf einen Volksaufstand verzichtete, aber die Stadt und die Gilden gehörig überrumpeln und in Zugzwang bringen würde. Natürlich bestand dadurch die Möglichkeit, dass sich die Entscheidungsträger querstellen würden, weil man sie in die Enge getrieben hatte, aber sie vertrauten auf Katjas Gespür für den richtigen Umgang mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
    Am Tag der ´Rettung von der Schmelzwassertragödie´, wie sie das Ereignis tauften, schloss die Handelsgesellschaft ihre Tore und es wurde absolute Funkstille eingehalten. Bald klopften die ersten Vertreter der Stadt, der Arbeiter und der wichtigsten Geschäftspartner an die Tore der Catjary und verlangten zu wissen, was denn nun werden sollte. Die Handelsgesellschaft war groß genug, zumindest ein wenig systemrelevant, zu sein.
    Was diese ´Besucher´ bekamen, war Sven Richardson, der zu diesem Anlass seine Kapitänsuniform wieder anlegte. Die Fähigkeit des Kapitäns, zu reden, verbindlich zu klingen, und absolut nichts damit zu sagen, war in diesem Fall sogar Lena sehr recht. Obwohl sie eigentlich Besseres zu tun hatte, konnte sie es sich nicht verkneifen, wenigstens bei einer dieser kleinen Ansprachen mit Alfred zusammen hinter der nächsten Ecke zu lauschen, so gespannt waren sie darauf, wie dieser Teil des Plans funktionieren würde. Sie kamen auf ihre Kosten, auch wenn sie nur unhörbar in sich hineinkichern durften.
    „Besonders gut fand ich: ´Herr Stadtrat, natürlich wird Katja höchstpersönlich sich sofort und umgehend mit ihnen treffen und alles Nötige mit ihnen erörtern.´ Der arme Mann hat noch fünfmal versucht, diese Versprechung einzufordern oder mehr zu erfahren und Sven hat es geschafft ihn jedes Mal mühelos zu bequatschen, ohne einmal zu sagen, dass er in Wahrheit Katja keineswegs sprechen kann“, erklärte Alf.
    „Ich fand die Aktion mit dem fürchterlichen Fusel noch besser“, meinte Lena.
    Der Kapitän hatte sich zuvor heimlich den besten Tropfen, der sich in ihrem Besitz befand, eingeschenkt und dann an alle, die an der Tür warteten den schlimmsten Rachenputzer ausgeschenkt, der zu finden war, noch dazu mit einigen Gewürzen ´veredelt´, die den Geschmack gänzlich unerträglich machten. Dann hatte er eine geschlagene Stunde (leider mussten sich Alf und Lena vor Ablauf dieser Zeit wieder anderen Dingen zuwenden) damit verbracht, seinen eigenen guten Tropfen lautstark zu loben und zwischendrin alle Nachfragen durch knappe Allgemeinplätze abzukanzeln, die sich von Antwort zu Antwort leicht zu widersprechen schienen.
    Schließlich war die einzige wirkliche Information, die er sich mühsam abringen ließ, dass die Geschäfte auch morgen nicht aufgenommen werden sollen. Dazu kam immer wieder die Andeutung, dass übermorgen irgendetwas geschehen würde - allerdings kein Hinweis auf das ´Was´. Bei alldem strahlte der Kapitän absolute Zuversicht aus. Er benutzte fleißig Wendungen wie „Ich sehe eine große Zukunft“, und „das Wohl der Gemeinschaft ist für uns alle das Wichtigste“, verwendete bildhafte Ausdrücke wie „Es ist ein Privileg der freien Menschen, nach den Sternen zu greifen“, und schreckte nicht einmal vor dem Klassiker der „Blühenden Landschaften“, zurück.
    Der ganze Sinn dieses Possenspiels bestand darin, die Gerüchteküche in der Stadt gehörig anzuheizen. Damit ihr Plan gelingen konnte, musste die geheimnisvolle Catjary zum absoluten Topthema werden, während alle wichtigen Leute nur vor Neugierde, was sich da zusammenbraute, platzen konnten. Natürlich mutmaßten die Klügeren, dass dies alles viel heiße Luft war. Doch zu sicher war sich da niemand. Bis heute gab es keinen, der erklären konnte, wie die Catjary ihr unerschöpfliches Materiallager, das Flugzeug, ursprünglich auf den Berg bekommen hatte. Warum sollten diese Leute nicht noch mehr unvorhergesehene, unmögliche Dinge

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