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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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er da ist,
um ihn zu hören.
    Gott, ist sie stinkig.
    Ja, das war mir auch schon aufgefallen. Mir dagegen war eher nach
einem breiten Grinsen zumute, allein ihr Anblick hatte mir den Tag gerettet.

    Für mich gab es kein Taxi mit Blaulicht zum Bistro zurück.
Ich durfte die S-Bahn nehmen. Spätestens hier verging mir das Grinsen. Eine
deutsche Mitbürgerin mit Integrationshintergrund, Kinderwunsch und -wagen schob
Letzteren jedes Mal erneut in die Lichtschranke der Tür. Sie nickte verständig,
wenn man es ihr erklärte, sagte ja und noch einmal ja, zuckte schreckhaft
zusammen, wenn man den Kinderwagen auch nur berührte … und schob ihn dann
prompt erneut in die Lichtschranke.
    Als es mir
dann zu viel wurde und ich den Kinderwagen einfach festhielt, nachdem sie ihn
wieder in die Lichtschranke schieben wollte, fing sie an zu kreischen,
beschimpfte mich, drohte mir mit der Faust und spuckte wie ein Lama … um dann
erstaunt mit großen Augen aufzusehen, als sich die S-Bahn endlich in Bewegung
setzte.

    Ich
fragte mich, ob Kommissar Dressman sein Versprechen der alten Dame gegenüber
gehalten hatte. Das Ganze hatte mich drei Stunden gekostet, die Hälfte der Zeit
hatte ich nur warten dürfen, bis Marietta Zeit für mich gefunden hatte.
Wenigstens stand mein Mercedes noch dort, wo ich ihn geparkt hatte, es hätte
mir jetzt gar nicht in den Kram gepasst, hätte man ihn abgeschleppt. Nur ein
Knöllchen verzierte meine Windschutzscheibe. Ein Knöllchen, das ich nicht
bekommen hätte, hätte ich nicht meine Pflicht als Staatsbürger erfüllt. So
wurde es einem also gedankt.
    Doch
manchmal hatte sogar ich etwas Glück. Auf der anderen Straßenseite sah ich den
jungen Mann von vorhin aus einer Tür herauskommen. Den mit den lila Haarspitzen,
der Akne und Lucios Brieftasche. Er schaute sich verstohlen um und schlich dann
in die nächste Seitenstraße. Er hätte auch ein Schild hochhalten können.
    Zwei Sekunden später kam er sichtlich erleichtert wieder heraus und
verschwand wieder in der Haustür. Die kleine Seitenstraße war kaum mehr als
eine Gasse, die zu einem Hinterhof führte. Man sah den üblichen Dreck und ein
paar Müllcontainer.
    Also öffnete ich den ersten Müllcontainer, und da steckte sie dann
auch schon zwischen einer leeren Fischstäbchenpackung und einem
Hüttenkäsebecher. Lucios Brieftasche. Scheinbar hatte sich der junge Mann mit
der Akne nur am Geld bedient, denn der übliche Plunder befand sich noch darin.
Kreditkarten, Quittungen und was man sonst so alles noch in die Brieftasche stopfte.
Jede Menge Zettel mit Notizen drauf. Und Telefonnummern.
    Besten Dank, mein Freund, dachte ich und ging zu meinem Wagen
zurück.
    Ich entfernte den Strafzettel und verstaute ihn in meiner
Brieftasche, bevor ich einstieg und losfuhr. Nur verriet mir ein Blick auf die
Uhr, dass es bereits zu spät war, dem Berufsverkehr zu entkommen.
    Keine fünf Meter weiter musste ich in die Bremse steigen, weil mir
ein Taxi die Vorfahrt nahm. Ich hupte, und der Taxifahrer, ein dunkelhäutiger
Krauskopf, bewies, dass er sich in unsere Gesellschaft bereits hervorragend
integriert hatte und zeigte mir den Stinkefinger.
    Zwei Ampeln weiter bremste er so hart ab, dass ich ihm beinahe
hinten aufgefahren wäre, während er wild gestikulierend ins Leere sprach, ein
Fahrgast war weit und breit nicht zu sehen, also diskutierte er wohl gerade
entweder mit seiner Frau oder mit der Zentrale. Wahrscheinlich verstand er kein
Wort von dem, was man von ihm wollte.
    Vor Jahren bin ich mal in einem Taxi in Berlin gefahren und kam auch
an so einen Kameraden. Der hatte auch immer nur ja, ja gesagt, breit gelächelt,
mit dem Kopf genickt und sich auch durch Handzeichen nicht dazu bewegen lassen,
den kürzesten Weg zu nehmen. Der Mann war ein Genie. Selbst mit Absicht wäre es
mir schwergefallen, mich auf einer Strecke von zwei Kilometern um fünfzehn
Kilometer zu verfahren. Warum kam denn keiner mal auf den Gedanken, einen
Deutschkurs an den Taxischein zu hängen?
    Weil es einen Sinn ergeben würde?
    Richtig. Gesunder Menschenverstand war in der Politik ja verboten.
    Ich versuchte mich zu beruhigen. Es war nicht der Taxifahrer, der
mir auf die Nerven ging, es war Lucio Valente. Irgendwie nahm ich es ihm
persönlich übel, dass er sich von so einem Idioten hatte umlegen lassen.
    Endlich war ich das Taxi los, es fuhr rechts ab und ich geradeaus
weiter … nur um auf das Umleitungsschild zu starren, das mir die Durchfahrt
blockierte. Mussten die

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