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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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anderen Seite der Tür sprach jemand in ein Walkie-Talkie. Sie konnten eine Stimme und lautes Knacken und Rauschen hören. Die Feuertür des Treppenhauses flog auf, und in das Parkhaus eilten Schritte davon.
    Liz holte tief Luft. »Viel Zeit haben wir nicht.«
    »Du hast vielleicht Nerven. Sie kommen bestimmt zurück.« Simon hatte seine Tasche vom Boden hochgehoben und stand jetzt neben Liz.
    »Wenn wir nicht hier sind, werden sie uns auch nicht finden.« Sie schwenkte die Taschenlampe an einem Stapel abgefahrener Reifen entlang über die Wand. »Ich glaube, da etwas gesehen zu haben.« Sie schaute sich auf dem Boden um und hob einen rostigen Metallgegenstand auf, der aussah wie eine große Fettpresse.
    »Was ist das?«, fragte Simon.
    Sie reichte ihm den Gegenstand. »Das würde ich gern von dir hören.«
    »Leuchte mal drauf.« Er untersuchte das Teil. »Wahnsinn! Das ist eine alte Sten Gun.«
    »Genau, was ich gehofft hatte.« Liz begann wieder herumzukramen. Die billigen und leicht herzustellenden Sten Guns waren im Zweiten Weltkrieg von den Engländern kistenweise für die Resistance abgeworfen worden.
    Fast ehrfürchtig drehte Simon das rostige Relikt in seinen Händen. »Das ist ja zur Abwechslung mal was Erfreuliches. Wenn ich mir allerdings den krummen Lauf so ansehe, weiß ich nicht, ob das Ding noch zu etwas zu gebrauchen ist.« Er sah Liz an. »Du hoffst jetzt sicher, dass das hier eine so genannte Schleuse war.«
    Sie hob einen vergilbten Zettel auf, der sich an den Rändern aufzulösen begann. »Allerdings. Schau, es deutet noch mehr darauf hin … der Steckbrief eines Widerstandkämpfers, auf Französisch und Deutsch.«
    »Wenn du Recht hast, gibt es hier noch einen anderen Ausgang.«
    Liz sah sich aufmerksam um. Während des Krieges hatten die Widerstandskämpfer in ganz Paris, sogar in der Kanalisation, geheime Treffpunkte eingerichtet, um sich ungestört treffen und Pläne schmieden zu können. Wenn irgend möglich, richteten sie es so ein, dass sich davor ein anderer Raum befand, der scheinbar nicht mehr weiterführte, damit die Nazis zu suchen aufhörten, bevor sie das eigentliche Versteck fanden.
    Simon nahm die Decke genauer in Augenschein. »Wären verborgene Scharniere eine Hilfe?«
    Liz wirbelte herum. »Wo?«
    Er blickte nach oben. »Siehst du, wie kunstvoll gearbeitet die Decke ist? Viel zu aufwändig für eine Abstellkammer.«
    Sie richtete die Taschenlampe auf die Stelle, auf die er zeigte. Die Decke war mit Holzpaneelen verkleidet, die wie die Wände und die Sten Gun im Lauf der Zeit schwarz geworden waren.
    Simon nahm die Taschenlampe. »Sieh dir mal die Zierleisten dort an. Die Stelle, wo sie ein paar Zentimeter flacher werden. Das müssen zwei Scharniere sein. Allerdings so geschickt getarnt, dass sie fast nicht zu erkennen sind. Erinnert mich ein wenig an das Musikzimmer in Oaten Place.« Oaten Place in Kent war der Familiensitz von Großmutter Childs, einer geborenen Oaten, gewesen.
    »Du meinst das geheime Schlafzimmer des Gutsherrn? Stimmt.« Der Familiengeschichte zufolge hatte Squire Oaten vier Generationen zuvor an der Musiklehrerin seiner Kinder Gefallen gefunden und sich, während seine Frau mit den Kindern in Portofino den Sommer verbrachte, ein geheimes Liebesnest bauen lassen.
    Liz und Simon stapelten Reifen unter den Scharnieren. Liz richtete die Reifen exakt aus, und Simon kletterte hinauf. Er drückte so lange gegen das Holz in der Umgebung der Scharniere, bis er das verräterische Klicken mehr spürte als hörte. Er drückte fester gegen das Paneel, worauf es sich knarrend hob. Durch die Öffnung fiel rotes und gelbes Licht nach unten. Simon hob vorsichtig den Kopf.
    »Was siehst du?«, flüsterte Liz.
    »Bisher noch nicht viel. Halte die Reifen gut fest. Ich springe gleich hoch.«
    Während sie den Reifenstapel stabilisierte, hielt er sich an beiden Seiten der Öffnung fest und sprang hoch. Muskulös und geschmeidig wie eine Katze, zog er sich fast mühelos nach oben.
    Als seine Füße durch die Öffnung verschwanden, rief Liz: »Was ist dort oben, Simon?«
    Fast im selben Moment tauchte sein verdrecktes Gesicht mit einem breiten Grinsen über dem Rand der Öffnung auf. »Das soll eine Überraschung werden. Aber du wirst bestimmt begeistert sein.«
    »Da bin ich aber gespannt.« Sie reichte ihm ihre Sachen nach oben.
    Während er mit der Taschenlampe nach unten leuchtete, rollte sie die Reifen an die Wand zurück. Wieder hörte sie im Treppenhaus Schritte und

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