Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
Vom Netzwerk:
klären konnten. Aber diesmal nicht.
    Er hätte nicht einmal mit Sicherheit sagen können, dass Leaming ermordet worden war. Jedenfalls hatte er keinerlei Verletzungen erkennen können. Wahrscheinlich irgendein Gift, verabreicht durch eine in der Stockspitze verborgene Injektionsnadel. Ein uralter Trick.
    Dazu kam noch, dass Simon eigentlich in Florenz hätte sein sollen oder zumindest auf dem Weg dorthin.
    Schwer atmend und frustriert, strich er sich mit den Fingern durchs Haar und fluchte laut. Als er den Kamm des Hügels entlangging, sah er die zahlreichen Fußwege, die in scharfem Zickzack in die Stadt hinunterführten. Es gab von diesen Wegen zu viele, unter denen der Killer wählen konnte, und zugleich niemanden, den er nach ihm fragen konnte. Simon versuchte abzuschätzen, wo die Polizeiautos eintreffen würden, und rannte von dieser Stelle fort den Hügel hinunter.

ZWÖLF
Paris
     
    Liz hatte eine kleine Schachtel und eine Umhängetasche bei sich, als sie, nach den Zimmernummern Ausschau haltend, den Krankenhausflur hinuntereilte. Es war ein heißer Julinachmittag, und entsprechend lethargisch war die Atmosphäre, die im Krankenhaus herrschte. Die Patienten dösten vor sich hin, die Schwestern füllten still Tabellen aus und legten die Medikamente für den Abend bereit. Liz war früher schon einmal hier gewesen, um Freunde zu besuchen. Das Krankenhaus war vor allem für sein Englisch sprechendes Personal und die hervorragende medizinische Betreuung bekannt, und vom Herzog von Windsor bis zu Osama bin Ladens Stiefmutter, vom verwirrten Touristen bis zum abgebrannten College-Kid waren hier schon unzählige Patienten behandelt worden, die meisten mit Verbindungen zu den Vereinigten Staaten.
    Nur einer passte nicht in dieses Bild – er saß vor einer offenen Tür und las Paris Match. Von seiner betont lässigen Art bis hin zu den verstohlenen Blicken, die er um sich warf, sobald jemand näher kam, stand ihm CIA geradezu ins Gesicht geschrieben.
    Als Liz ihn erreichte, stand er auf, gab ihr die Hand und sagte gerade so laut, dass jeder in Hörweite es hören konnte: »Guten Tag, Ms. Walker. Ich bin Chuck Draper. Asher hat viel von Ihnen gesprochen. Schön, dass es Ihnen wieder besser geht.« Er war Mitte fünfzig, mittelgroß, mit braunem Haar und blauen Augen, die zur Farbe seines Sportsakkos passten. Offenbar ein Mann mit Hang zum Perfektionismus und daher zwangsläufig unzufrieden mit der Welt. Aber er war im Bild und erwartete »Sarah Walker«.
    »Danke, dass Sie sich so gut um meinen Mann gekümmert haben.«
    Angesichts des Theaters, das sie gleich spielen würden, tauschten sie einen wissenden Blick aus. Seit ihrer Grundausbildung auf der Farm, dem Schulungszentrum der CIA, hatte Liz schon alle möglichen Rollen gespielt. Allerdings waren das hauptsächlich fiktive Personen gewesen, die gerade besonders gut in den Kontext ihrer jeweiligen Mission passten. Nur gelegentlich waren es auch real existierende Personen gewesen, gewissermaßen Momente, die einem anderen Menschen gestohlen wurden, wie das Mac zum Beispiel im Fall von Deputy Sheriff Harry Craine getan hatte. Doch jetzt sollte Liz ihre Cousine Sarah verkörpern, die ihr viel bedeutete und der sie einiges zu verdanken hatte.
    Innerlich vollkommen ruhig, betrat Liz das Krankenzimmer. Sie war jetzt Sarah Walker.
     
    Asher Flores kam allmählich wieder zu Bewusstsein. Trotz aller Benommenheit konnte er sich zumindest an so viel erinnern: Sarah war weg. Er schimpfte kraftlos. Verdammt. Und versuchte, sich aufzusetzen. Stattdessen sank er benebelt wieder zurück.
    Eine Stimme sagte: »Heute haben die Dodgers gewonnen.«
    Es war Liz. Er öffnete die Augen und sah sie freudig überrascht an, auch wenn es ihn etwas verwirrte, dass sie Sarah so ähnlich sah. Sogar ihre Stimme ähnelte der von Sarah. Das war der Grund, weshalb er zu sich gekommen war, vermutete er. Einen Augenblick lang hatte er sogar gedacht, Sarah wäre gekommen. Aber Lizs Gesicht war ein paar Millimeter länger, ihre Stirn etwas breiter. Keine zwei Menschen waren jemals absolut identisch, nicht einmal so genannte eineiige Zwillinge, auch nicht dann, wenn ihr Aussehen mit plastischer Chirurgie noch stärker angeglichen wurde. Dennoch war er einer der Wenigen, die Liz und Sarah sofort unterscheiden konnten.
    »Sind sie ein Spiel vorne?«, murmelte er. »Dann sieht die Sache ja schon wesentlich besser aus.« Was für ein Unsinn. Die Sache würde nie besser aussehen, solange Sarah nicht in

Weitere Kostenlose Bücher