Der Orksammler
hervor, während sie einen Schritt zurückwich. »Das soll ich Ihnen von Herrn Hippolit bestellen. Wörtlich sagte er: ›Richten Sie dem alten Rattenfänger bitte aus, dass seinem Ungeziefer nichts geschehen ist. Es wartet im Gästehaus auf ihn.< So, das hätte ich hiermit ausgerichtet. Und jetzt können Sie mich mal, bei allem Respekt!«
Jorge atmete aus, lehnte den Kopf zurück und brüllte zur Decke hinauf: »LORGON, DEM SCHÖPFER DES UNIVERSUMS SEI DANK1« Er klatschte entzückt in die Hände, aber seine Schultern schmerzten dabei so höllisch, dass er zusammenzuckte und sich auf die Zungenspitze biss. Er wandte sich wieder an die brünette Schwester namens Ishvu.
»Tut mir leid, verdammt schönes Kind, ich wollte dich mit meinen schalkhaften Worten nicht verletzen. Ich war in Sorge wegen Pompom. Bist du gekommen, um meinen stattlichen Trollkörper mit deinen zarten Händen zu waschen?«
»Mitnichten.« Ishvus Gesicht war ausdruckslos. »Ich bin hier, um Ihnen Ihre Kleidung zu bringen. Und um Ihnen mitzuteilen, dass Ihr sympathischer Kollege – er ist so ganz anders als Sie -dass Ihr Kollege, Herr Hippolit, Sie am Nachmittag von hier abzuholen gedenkt. Er hat uns vor wenigen Minuten einen diesbezüglichen Wortwurf zukommen lassen. Sie können sich in der Zwischenzeit ankleiden. Meister Kotkopp wird nachher noch einmal nach Ihnen sehen, und dann werden Sie uns für immer verlassen.«
Jorge machte ein übertrieben betrübtes Gesicht. Es fiel ihm nicht leicht. Noch immer dominierte die Freude darüber, dass Pompom nichts geschehen war – wahrscheinlich ebenfalls Hippolits Verdienst. Er nahm sich vor, ihm bei Gelegenheit ein paar Bier und einen Knosper zu spendieren. Es gab ein altes Trollsprichwort, und es ging so: Trolle sind keine undankbaren Wesen nicht.
Er erhob sich vom Bett. Es interessierte ihn einen Dreck, ob ihn die reizende Ishvu nackt sah. Ihn oder seinen noch immer voll ausgefahrenen Prügel, der als Resultat eines evolutionären Triebs, für den er absolut nichts konnte, starr wie ein Fahnenmast in die Luft ragte. Schwester Ishvu errötete und blickte beschämt zur Seite. Immer diese verklemmten Weiber, dachte Jorge und griff nach seiner Hose.
»Sag mal, Ishvu, Mädchen, kennst du zufällig eine gewisse Lith? Sie arbeitet als Sekretärin bei eurem Oberchef, Meister Wylfgung, wenn ich M.H. neulich richtig verstanden habe. Ich will nicht zu viel verraten, aber der gute alte M.H. scheint seit einiger Zeit in der Pubertät zu stecken. Und hier gibt es mit Verlaub nicht allzu viele Weibsbilder, für die sich ein pubertierender Bursche interessieren könnte. Ihr Weibsbilder kennt euch doch gewiss alle untereinander, oder?«
Jorge versuchte, mit beiden Beinen gleichzeitig in die Hose zu schlüpfen. Er stolperte, fiel auf den Rücken und strampelte wie ein aufgespießter Käfer in der Luft.
Schwester Ishvu beobachtete ihn mit einer Mischung aus Ekel und Verachtung. »Wenn Sie kein Patient wären, Herr Jorge …«
»Schon gut, schon gut. Ich weiß, ich sehe gerade recht wenig heldenhaft aus. Hilfst du mir mal bitte in mein Beinkleid, verdammt schönes Kind?«
Schwester Ishvu machte einen weiteren Schritt in Richtung Tür. »Ich denke gar nicht dran! Ich bin schließlich nur ein Weibsbild, nicht wahr? Und Sie werden sich ja wohl kaum von einem Weibsbild in Ihre heldenhaften Agentenhosen helfen lassen wollen, oder?«
»Was soll das, Kind? Warum erniedrigst du mich? Weil ich dich und deine Geschlechtsgenossinnen ›Weibsbilder< genannt habe? Herrje, entschuldige bitte, ich bin nun mal ein Troll, und Trolle haben keine Manieren, das weiß man doch.«
Die Entschuldigung schien Schwester Ishvu zu besänftigen. Ihr Rückzug in Richtung Ausgang stockte. »Warum erkundigen Sie sich nach Lith?«, wollte sie wissen.
Endlich waren Jorges Beine dort, wo sie hingehörten. Er setzte sich auf und begann, die Hose im Schritt zuzuknöpfen. »Wie gesagt, ich glaube, der gute alte M.H. – ich meine natürlich, der sympathische Meister Hippolit – hat mehr als nur ein halbes Auge auf sie geworfen. Und er hat was gut bei mir! Schließlich hat er mein herrliches Leben gerettet. Und das Leben der einzigartigen Pompom! Meister Hippolit braucht dringend mal wieder etwas … äh, etwas Abwechslung in seinem tristen, von Büchern und langweiligen Studien beherrschten Leben. Es gibt da ein altes Trollsprichwort, und das geht so: Ab und zu musst du andauernd regelmäßigen Beischlaf haben, sonst krepierst du an unerfüllter
Weitere Kostenlose Bücher