Der Pakt
»Ich bin sicher.«
Man konnte Menschen an der Stimme erkennen, manche auch an ihren Schritten. Sin fand es passend, dass Nick beim Anblick einer Leiche auf die Fähigkeiten seines Bruders schlieÃen konnte.
Wenn Alan sich hatte retten können, dann waren Toby und Lydie bestimmt auch in Sicherheit. Doch sie selbst hatte Lydie unter die Bettdecke geschoben und ihr gesagt Bleib da unten!
Nick erhob sich. »Wo �«
Er sah hinter ihnen in die Nacht, nicht zu den Wagen, und Sin wusste, dass es gefährlich war, nicht in beide Richtungen zu sehen. Sie blickte sich um und sah zwei Magier auf sie zu kommen, die Hände wurfbereit erhoben.
Sie stürzte sich auf Nick und warf ihn ins kühle Gras, während heiÃes Feuer über ihre Haare strich. Nick atmete heftig unter ihr, die Muskeln angespannt und angriffsbereit. Er dankte ihr nicht dafür, dass sie ihn gerettet hatte, packte nur ihren Arm mit einer Hand und sein Schwert mit der anderen.
»Hätte Alan mich nicht gebeten, meine Macht zu halbieren, oder sogar mehr als zu halbieren, könnte ich sie alle umbringen«, grollte er.
Dann wären Toby und Lydie in Sicherheit und auch Alan wäre in Sicherheit.
»Warum hast du nachgegeben?«
»Ich bin nicht so schlau«, erklärte Nick, dann warf er sie ins Gras, warf sich über sie und hielt sie kurz am Boden fest. Er hob den freien Arm und ein heller Magiestrahl flog durch die Luft, als hätte er ein Messer in der Hand gehalten. Im Licht der Magie grinste er auf sie herab. »Zum Glück bin ich dafür so hübsch.«
Sin schubste Nick mit dem Knie von sich und stand auf. Sie vermisste ihr zweites Messer, das noch im Rücken des ersten toten Magiers steckte.
Es waren zwei Magier, beides Männer: Nick ging auf den Ãlteren los, während sich Sin dem Jüngeren zuwandte. Er wich zurück, als sie sich auf ihn stürzte, und als sie ihm nachsetzte, stellte sie fest, dass er noch jünger war, als sie zuerst gedacht hatte, ungefähr in ihrem Alter. Er hatte dunkles Haar und grüne Augen mit riesigen Pupillen. Er sah entsetzt aus.
»Hör zu«, flüsterte er leise und eindringlich. »Hör zu, ich will dir nichts tun!«
Sin schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln.
»Wie wundervoll. Könntest du bitte mal den Kopf zurücklegen und mir deine Halsschlagader zeigen?«
»Nein, nicht! Wir kennen uns doch!«, rief der junge Magier.
»Ich kann mich nicht erinnern«, fuhr Sin auf. »Vielleicht liegt es am Schock, weil gerade mein Zuhause abgebrannt ist. Bei so etwas kommt es gelegentlich zu einer temporären Amnesie.«
Sie fuhr mit dem Messer über den Bauch des Jungen und verspürte einen Anflug von Panik bei dem Gedanken, dass sie vielleicht jemanden töten musste, der nicht die Absicht zu haben schien, sich zu wehren.
»Sin, wo ist Mae?«, fragte er. »Geht es ihr gut?«
Plötzlich erklang eine Frauenstimme in der Nacht. »Was machst du da, Seb?«
»Sie hat ein Messer«, antwortete Seb schnell und trat zurück. Er half keiner von ihnen, sondern zog sich in die Schatten zurück, und Sin behielt ihn vorsichtshalber im Auge, während sie sich der wahren Bedrohung zuwandte.
Die Frau war groà und muskulös auf eine Weise, wie Sin es auch eines Tages gerne wäre, wenn sie mehr Zeit hätte, daran zu arbeiten. Sie kam mit ein paar mühelosen, effizienten Schritten auf Sin zu, in jeder Hand ein von Magie glühendes Schwert.
»Du hast ein Messer, nicht wahr?«, fragte sie. »Ich jedenfalls bin bewaffnet.«
Die Reichweite dieser Schwerter war ein echtes Problem. Sin betrachtete ihr eigenes Messer, rechnete sich ihre Chancen aus und täuschte einen Wurf vor. Als die Frau innehielt und auf ein Messer wartete, das nicht kam, warf Sin es tatsächlich aus einem anderen Winkel.
Die Schwertkämpferin war allerdings einen Sekundenbruchteil schneller und wehrte das Messer mit einem ihrer Schwerter ab. Sin hatte es so fest geworfen, dass ihr das Schwert aus der Hand flog, doch damit hatte sie immer noch ein Schwert übrig, während Sin keine Waffe mehr hatte.
Zumindest keine, von der die Magierin wusste, und Sin würde ihr auch bestimmt nichts von dem Messer an ihrem Knöchel verraten.
Sie wartete auf ihre Chance, um sich möglichst unauffällig bücken zu können, doch das bedeutete, dass sie mit leeren Händen da stand, während die Frau sie
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