Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
zusammenzuckten ließ.
»Hilfe!« Der Schrei klingelte ihn Jacks Ohren. Er packte den Mann bei den Schultern. »Steffen, richtig? Was ist passiert?«
»Sie ... wir ... oh Gott ... da war etwas ... da draußen ... das Auto, dort war Blut auf dem Fahrersitz und wir wollten einfach wieder zurück ... aber ...« Sein Englisch war in all seiner Aufregung für Jack kaum verständlich.
»Nur die Ruhe!« Jack blickte zu John hinüber, der neben der jungen Frau kniete. »Was ist passiert?«
»Jack, ich glaube nicht, dass wir dafür jetzt Zeit haben!« John deutete mit einem weißen, zitternden Finger auf die Frau, auf deren Rücken im Bereich der Nieren eine blutige Rose erblühte.
»Tun Sie ETWAS!« brüllte Steffen. »LINDA STIRBT!«
Jack starrte auf den blutigen Fleck, der sich auf der Jacke ausbreitet. Ein leises Tropfen, das er erst jetzt hören konnte - tropf, tropf, plitsch, platsch - das Blut, das vom Saum der Jacke auf den Boden tropfte. »John, kennen Sie sich mit so etwas aus?«
»Nein, ich -«
»Dann holen Sie Jim! Wir brauchen einen Arzt! Er muss wissen, ob ein Arzt im Haus ist!«
John starrte ihn an, für einige Sekunden erstarrt.
»JETZT!« brüllte Jack und John setzte sich in Bewegung, plötzlich aus der Schockstarre gerissen.
Was tun, was tun, was tun? Jack wusste, dass man Druck auf eine Wunde ausüben sollte, um die Blutung zu stoppen, aber das hier ... soviel Blut ... was wenn er mehr zerstörte, als stoppte?
Plitsch-platsch.
Neben ihm hatte Steffen den Kopf in den Händen vergraben.
»Was ist passiert?« drängte Jack. »Ist sie gestürzt?« Aber er wusste, eine Verletzung dieser Art kam nicht von einem Sturz.
Der junge Mann schüttelte wild den Kopf und murmelte etwas unverständliches.
Plitsch-platsch. Bitte, ist denn kein Arzt im Haus? Oh verdammt, was tun wir, wenn kein Arzt da ist? Jack sah sich in der Empfangshalle um - niemand war da.
Plitsch.
Wo bewahrte Jim seine Erste-Hilfe-Koffer auf?
Platsch.
Rufe, aus dem ersten Stock vielleicht. Jack holte Luft und schrie abermals nach einem Arzt. »Bitte, du musst mir sagen, was mit ihr passiert ist!« Jack löste die Arme vom Gesicht des jungen Mannes. »Wenn ein Arzt kommt, ist es unbedingt notwendig, dass du -«
»Ich weiß es nicht!« schrie Steffen heraus. »Ich konnte es nicht sehen!«
»Es?« In Jacks Kopf schlug Gedanke an Gedanke. Natürlich, sie war angegriffen worden. »War es ein Tier?« Tetanus, Blutvergiftung, er musste den Arzt darauf hinweisen. Wieder sah er sich um.
Steffen sagte, mit einer Stimme, die so von Grauen erfüllt war, dass Jack erschauderte: »Es war kein Tier. Ich ... ich k-konnte es nicht richtig erkennen, aber es ... ich glaube, es war ein ... ein Mensch.«
25
Ein Mensch.
War das denn möglich?
»Bist du dir ...« Jack traute sich kaum, zu fragen. Eine Welle von Übelkeit überkam ihn, als er zu Linda hinübersah und die immer größer werdende Blutlache im Licht ölig glänzte. »Bist du dir sicher?«
Steffen wimmerte.
Wo blieb der gottverdammte Arzt?
Linda bewegte sich, das sah Jack aus den Augenwinkeln. Sie ... schlängelte sich über den Boden ... Er hielt ihren Kopf und strich ihr über die Wange - eine nun sehr blasse Wange (der Teil des Blutes aus ihrer Wange lag nun bestimmt schon am Boden, dachte Jack in einer irrwitzigen Anwandlung), als sie den Mund öffnete. Eine Blutblase bildete sich in ihrem Mundwinkel, wurde größer und platzte. Sie bewegte die Lippen. Jack beugte sich zu ihr herab ... hörte ihre Stimme, so schwach und leise, wie nur jemand sprechen konnte, der im Sterben lag ...
»Es ... waren«, sagte sie, »die ... Weißen.«
Jack starrte sie an. Ein Schaudern lief von seinem Nacken über seinen Rücken herab. Die
Weißen
. »Was ... was bedeutet das?«
»Jack! Ein Arzt! Ich hab einen! Hält Sie durch?«
Jack drehte sich um und sah John über die Treppe herunterrennen. »Ja, noch, aber Arzt sollte sich jetzt verdammt noch mal beeilen!«
Dann waren wieder Schritte auf der Treppe zu hören. Miranda, gefolgt von Jim, der einen Notfallkoffer in der Hand trug.
»Und wo ist der Arzt?« rief Jack.
Miranda kniete sich neben ihn. »Ich bin es, Mr. Carver.«
»Sie? Ich - äh -« Jack starrte sie an. »Freut mich.«
»Geben Sie mir den Koffer, Mr. Jones. Jack, bring ihn weg von hier!« Sie deutete auf Steffen.
»NEIN! Ich kann sie nicht allein lassen!«
»Sie können nichts für sie tun! Warten Sie dort drüben! Bitte, Jack!«
Zwei Blickwechsel - zwischen Miranda und
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