Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
sich beruhigen. Auch Sie, Mr. Bradley.« Der Polizist ging hinüber. »Sie können niemanden aufhalten, Mr. Bradley. Aber bedenken Sie, es ist Ihre eigene Verantwortung, Mrs. O' Brian. Sobald Sie dort hinausgehen, sind Sie auf sich allein gestellt.«
»Pah! Das stört mich nicht! Was soll dort draußen sein?«
»Vielleicht das, was die junge Frau so zugerichtet hat. Ich bin mir nicht sicher. Ich kann Ihnen jedoch anbieten, Sie hinauszubegleiten«
»Wozu sollten wir Sie brauchen? Wer sind Sie überhaupt?«
Richter griff in eine der Jackentaschen und zog eine kleine Pistole hervor. Die Umstehenden gaben ein Keuchen von sich.
Bingo
. Damit wäre also die Frage beantwortet, ob er eine Waffe mit sich führt. Er muss mit dem Zug gekommen sein. Ins Flugzeug hätte er diese Kanone niemals bringen dürfen.
»Ich bin Polizist, Mrs. O' Brian. Möchten Sie nun, dass ich Sie oder irgendjemand anderes hier nach draußen begleite?«
»Ich!« rief eines der Zimmermädchen. »Bitte, Sir.«
Richter nickte. »Einverstanden. Packen Sie ein, was Sie mitnehmen wollen. Wir treffen uns in einer halben Stunde wieder hier.« Er blickte in die Runde. »Eine Sache noch. Wir werden versuchen, den Parkplatz zu finden. Gelingt es uns, werden wir uns alle auf die Autos aufteilen. Wer ist hier mit dem Wagen da?«
Die O'Brians meldeten sich, ebenso wie das Ehepaar Forster.
»Gut. Wir werden uns dann auf die Autos aufteilen. Ich selbst werde jedoch nicht nach Brighton Lake zurückfahren, sondern ins Hotel zurück kommen. Sollten wir jedoch nicht den Parkplatz erreichen können, gehen wir gemeinsam zum Hotel zurück. Haben wir uns verstanden?
Die anderen nickten.
»Also gut. Eine halbe Stunde. Sind Sie damit einverstanden, Mr. Bradley?«
»Nein. Aber sie sind der mit der Waffe.«
Richter lächelte. »Wie schön.«
Jack sah zu, wie die kleine Gruppe zu den Treppen hinüberging. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken. Sie erinnerten ihn an eine Prozession von Todgeweihten, die nicht wussten, dass in ihren sicheren Tod gingen.
30
Eine halbe Stunde später waren sie so weit. Da standen sie, eingepackt in dicke Jacken und Schals, die sie mehrfach um die Hälse geschlungen hatten. »Gehen wir«, sagte Richter. Er trug eine dicke Winterjacke, auf der vorn ein goldenes Emblem aufgestickt war. »Mr. Bradley, bitte öffnen Sie die Tür.«
»Wie Sie meinen. Wenn meine Warnung ungehört bleibt, kann ich nichts mehr tun.« Bradley zuckte die Schultern, resignierend, wie Jack fand. »Viel Glück.«
Der kleine Junge, der mit seinen Eltern in der Nähe stand und das Geschehen beobachtet hatte, brach in Tränen aus. Sein Vater nahm ihn auf den Arm, konnte ihn aber nicht beruhigen.
Jack und die anderen sahen zu, wie die kleine Gruppe nach draußen ging. Erik vorneweg, der Mann aus der Wäscherei zuletzt. Nach drei Metern verschluckte ihn der dichte Schnee. Sie waren verschwunden, als wären sie nie da gewesen.
Bradley schloss die Tür und draußen fiel Flocke um Flocke, wieder und wieder, immer noch.
Dann war es Jack, als löse sich eine Starre von ihm. Er spürte die Wut, die wie eine heiße Flüssigkeit in seinem Inneren kochte.
»Wieso haben Sie das getan, Floyd?«, rief er. »Wieso haben Sie diese Leute angestiftet, wieso haben Sie ihnen diese Idee in den Kopf gesetzt?«
Ratsch. Floyd riss ein Streichholz an. »Ich habe ihnen nur gesagt, was sie sowieso schon dachten. Mehr nicht.«
»Ein Unruhestifter sind Sie! Wenn sie sterben, werde ich Sie verantwortlich machen!«
»Ich bin nur ein Mensch, der anderen hilft, an ihre Bestimmung zu gelangen. Spucken Sie nicht, Jack. Ich dachte schon, wir wären Freunde.«
»Mistkerl!« Jack spürte, dass er kurz davor stand, mit seiner Faust das Grinsen von seinem Gesicht zu wischen.
»Jack! Komm schon! Das macht keinen Sinn.« Mirandas scharfer Ton und ihre Hand an seinem Arm rissen ihn zurück. »Komm schon.«
»Wir sprechen uns noch, Floyd! Hören Sie auf, Ihr krankes Spiel zu spielen!«
Floyd blies eine blaue Wolke in die Luft und lächelte. »Bis bald, Jack. Bis bald.«
***
John, der das Wortgefecht der beiden verfolgt hatte, sah zu, wie Floyd in Richtung des Salons und Miranda und Jack in Richtung des Speisesaals davongingen. Die erhitzte Luft kühlte ab und auch die übrigen Gäste zerstreuten sich wieder.
»Es ist kalt hier, nicht?«
Vor John stand die junge schwangere Frau; er sah, wie die Wölbung ihres Bauchs die weite Bluse spannte, die sie darüber trug. »Ja. Setzen Sie sich
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