Der Pilot
Fahrzeug auf eine Auffahrt, die zu einem weiteren, ähnlich wehrhaften, aber reicher verzierten Tor führte. Dahinter erkannte Han das Haus und unterdrückte leise einen bösen Fluch auf huttisch. Bria, Baby, dachte er grimmig, warum hast du mir nicht verraten, daß deine Eltern reich genug sind, um halb Corellia zu kaufen?
Das Haus war riesig, es gab Gebäudeflügel, ausgebaute Türme und dazu passende Landschaftsgärten. Das Tharen-Anwesen ließ das Zuhause seines Vetters Thrackan wie ein bescheidenes Häuschen erscheinen. Bria wandte sich Han zu und lächelte zaghaft. »Nun. Da sind wir.«
»Ja«, entgegnete Han und ließ seine Stimme absichtlich unverbindlich klingen. Er konnte sehen, daß Bria vor Sorge ganz krank war, und er wollte sie nicht noch mehr beunruhigen, als sie ohnehin bereits war. Immerhin hatte die Tatsache, daß ihre Eltern reich waren, einen unbestreitbaren Vorteil: Die Hutts würden es nicht wagen, einen Entführungsversuch zu unternehmen, solange sie sich im Haus ihrer Eltern aufhielt. Das würde ohne Zweifel einen ernsten interstellaren Konflikt heraufbeschwören, und die Hutts zogen es vor, im verborgenen zu operieren.
Noch ehe das Trio die Eingangstür erreichen konnte, kam Brias Mutter herausgestürzt. Sie trug ein wallendes Gewand, das Han nur als »prächtig« bezeichnen konnte.
»Liebes!« brachte sie atemlos heraus und schloß ihre Tochter in die Arme. Han stand abseits und begnügte sich damit, nicht im Weg zu stehen, bis Bria und ihre Eltern ihre Begrüßung beendeten.
Während des ganzen Tumults aus Begrüßungsworten, Anschuldigungen, Tränen, Umarmungen sowie aufgeregten Fragen und Antworten kam Brias Bruder nach Hause. Han erinnerte sich, daß Bria ihm erzählt hatte, der Name ihres Bruders sei Pavik. Im Unterschied zu Bria war Pavik nach seiner Mutter geraten; er war klein, schmal und hatte dunkles Haar und grüne Augen. Er war ein ansehnlicher junger Mann und schien seiner Schwester aufrichtig zugetan.
Es dauert lange, bis Bria sich von ihrer Familie losreißen konnte, um ihnen Han vorzustellen. Sie ergriff mit leuchtenden Augen seine Hand und zog ihn mit sich, damit er seine Mutter Sera Tharen und ihren Bruder begrüßte.
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Lady Tharen«, sagte Han, schüttelte Hände und besann sich auf seine besten Manieren. »Und Sie, Pavik.«
Brias Mutter drückte ihm schlaff und ohne Begeisterung die Hand. Sie unterzog Han einer Musterung, und er gewann sofort den Eindruck, daß ihr nicht besonders gefiel, was sie sah. Er seufzte innerlich. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei dieser Sache…
»Nun, kommen Sie doch rein«, forderte Sera Tharen ihn auf. »Wir sollten uns alle erst mal hinsetzen. Ich muß sagen, das war wirklich ein Schock. Ich habe nicht geglaubt, daß ich meine Kleine jemals wiedersehe, wirklich nicht. Bria, Liebes, wie konntest du uns das nur antun?«
Unter weiteren gemurmelten Vorwürfen führte Sera Tharen sie ins Haus.
Nachdem sie den Salon des Hauses betreten und Platz genommen hatten, mußte Han den Drang niederkämpfen, sofort wieder aufzuspringen und davonzulaufen. Ich gehöre nicht hierher, dachte er. Ich weiß das, und die wissen es auch.
Der Gedanke machte ihn wütend. Er kämpfte dagegen an, seinen Widerwillen zu offenbaren, blieb sitzen und lehnte sich mit allen vorgeblichen Anzeichen des Behagens in den üppigen Kissen zurück. Er sah sich um, und sein professioneller Blick taxierte unwillkürlich, wie viele Kredits der Zierat und das Dekor bei einem Hehler einbringen würden. »Nett hier«, bemerkte er beiläufig.
»Nun, äh.?« begann Sera.
»Han. Nennen Sie mich Han, Lady Tharen«, sagte er.
»Sehr schön, Han«, nickte Brias Mutter steif. »Ich vermute, wir haben Brias Rückkehr Ihnen zu verdanken.« Ihr Blick haftete an Hans Blaster, und ihm wurde klar, daß – wie die meisten Bürger – niemand aus Brias Familie bewaffnet herumlief. Tja, dumm gelaufen, Lady, dachte er, aber ich schnalle meinen Blaster weder für dich noch für sonst jemanden ab. Finde dich damit ab!
»Na ja, ich habe nur zu helfen versucht, Lady Tharen«, erwiderte er. »Aber ohne Bria hätte ich es nicht geschafft. Sie ist ziemlich zäh, wenn sie’s drauf anlegt. Eine gute Kämpferin.«
Lady Tharen erstarrte, und er erkannte, daß die Frau seine Worte keineswegs als Kompliment auffaßte. »Oh, mein.« murmelte sie. »Bria, Liebes, warum gehst du dich nicht umziehen, bevor du dich zu uns setzt? Wirklich, Schatz, woher hast du
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