Der Pilot
bloß diese schreckliche Kleidung?«
»Von dem Schneiderdroiden der ylesianischen Kolonie«, erwiderte Bria schnell und warf Han einen flehentlichen Blick zu, als wollte sie ihn fragen, ob er allein zurechtkommen würde.
Han beruhigte sie mit einer knappen Geste. »Geh nur, Süße.«
Lady Tharen versteifte sich angesichts des hingeworfenen Koseworts noch mehr. Bria lächelte Han an, warf ihrer Mutter und dem Bruder einen zweifelnden Blick zu und ging rasch aus dem Raum.
»Und, Han«, ergriff Pavik Tharen das Wort, »was machen Sie so?« Er fixierte Han mit einem derart abschätzigen Blick, daß der Pilot sich noch unbehaglicher fühlte.
»Oh, was immer so anfällt, um über die Runden zu kommen«, antwortete Han vorsichtig. »Meistens bin ich Pilot.«
»Bei den Streitkräften?« fragte Lady Tharen, wobei sich ihre Miene ein wenig aufhellte. »Sind Sie Offizier?«
»Nein. Frachter, Ma’am. Ich fliege so ziemlich alles, überallhin. Deshalb war ich auch auf Ylesia, um Fracht zu schmu...« Er unterbrach sich, als er sich zum ersten Mal seit langer Zeit daran erinnerte, daß der Handel mit Gewürzen höchst illegal war. »Um Fracht zu transportieren, wollte ich sagen.«
»Oh«, brachte Lady Tharen leise heraus, die offenbar nicht verstand, der aber Hans Antwort gleichwohl nicht gefiel. »Wie interessant.«
»Ja-ah, es hat schon was«, sagte Han.
»Ich habe vor vielen Jahren auch als Pilot angefangen«, warf Renn Tharen mit einem anerkennenden Unterton in der Stimme ein. »Als ich ungefähr so alt war wie Sie, Han. Ich habe mich hochgearbeitet, bis mir die Schiffahrtsgesellschaft gehörte. Auf diese Weise habe ich meine erste Million gemacht.«
Han überlegte, ob er Renn Tharen erzählen sollte, daß er vorhatte, auf die Imperiale Akademie zu gehen, aber die Angewohnheit, keinerlei persönliche Informationen preiszugeben, war zu tief in ihm verwurzelt. Also lächelte er nur und nickte Brias Vater zu. »Das waren aufregende Zeiten, Sir«, bemerkte er. »Damals gab es viele Piraten, nicht wahr?«
Renn Tharen lächelte. »Ich hatte ein paar Begegnungen mit ihnen. Ich vermute, Sie auch.«
Han gab das Lächeln zurück. »Ein paar.«
Sera Tharen blickte irgendwie beunruhigt von einem zum anderen.
»Oh, mein Lieber. Das hört sich. gefährlich an.«
»Das bringt der Job so mit sich, Lady Tharen«, erklärte Han.
»Aber ich vergesse ganz, was sich gehört!« rief sie plötzlich. »Captain Solo, kann ich Ihnen etwas zu essen oder zu trinken anbieten?«
»Ich hätte nichts gegen ein alderaanisches Ale«, erwiderte Han. »Und etwas Fladenbrot mit Fleisch und Käse. Wir waren den ganzen Tag unterwegs.«
»Ich sage der Köchin Bescheid«, nickte Lady Tharen. Han stellte mit Erstaunen fest, daß es sich bei besagter »Köchin« um ein lebendes Wesen, eine Selonianerin, und nicht um einen Droiden handelte. Dieses neuerliche Anzeichen für Wohlstand beeindruckte ihn indes mehr als alles, was er bisher gesehen hatte.
In diesem Moment erschien Bria wieder auf der Bildfläche. Han hatte im Speisezimmer nebenan Platz genommen und aß. Er sah sie kommen und hörte prompt zu kauen auf.
Sie trug ein schlichtes blaugrünes Kleid, das mit ihrer Augenfarbe harmonierte. Der weiche Stoff glänzte matt und schmiegte sich an allen richtigen Stellen an ihren Körper. Und Bria hatte sich, zum ersten Mal, seit sie einander kannten, das Haar hübsch zurechtgemacht und es zu einem Kranz rotgoldener Locken ausgebürstet. Sie unterschied sich äußerlich so sehr von der blasterschwingenden Diebin, die sie noch vor wenigen Tagen gewesen war, als wäre sie gerade aus einem anderen Universum gekommen.
Wie gut, daß Ganar Tos sie jetzt nicht sehen kann, dachte er ironisch. »Du siehst wunderschön aus, Süße«, rief er laut. »Ein sehr hübsches Kleid.«
Han war kultiviert genug, um zu wissen, daß dieses Kleid mehr gekostet hatte, als ein durchschnittlicher Raumpilot in einer Woche verdiente. Dank ihrer Erziehung ist sie an den ganzen Überfluß gewöhnt, dachte er beklommen. Wie wird sie damit zurechtkommen, mit dem Gehalt eines imperialen Kadetten und später eines Offiziers leben zu müssen?
Bria lächelte und setzte sich neben ihn. »Mutter, kann ich auch etwas zu essen bekommen? Ich sterbe vor Hunger!«
Als Han und Bria ihren späten Imbiß zu sich nahmen, versammelte sich die Familie um den Eßtisch und nippte teuren koffeinhaltigen Wein aus zerbrechlichen Levier-Porzellantassen, während der Hausdiener, ein weiterer Selonianer,
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