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Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Titel: Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klester Cavalcanti
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der Ritinha wohnte. Es war ein heißer Tag, kaum Wolken zeigten sich am Himmel. Unterwegs erinnerte er sich an das letzte Treffen mit ihr. Gut, dass sich in Porto Franco nichts verändert hatte, der Urwald, der Fluss und die Siedlungen waren noch immer dieselben. Sicherlich war auch Ritinha noch immer so schön wie zuvor und erwartete ihn sehnsüchtig. Als er ankam, machte er das Boot am Ufer fest, ging an Land und suchte mit den Augen die Siedlung ab. Aber von Ritinha keine Spur. Er wollte zu ihrer Hütte gehen und an ihre Tür klopfen, doch dann sah er, wie sie Hand in Hand mit ihrer besten Freundin Odila aus der Hütte kam und beide, in Shorts und Bluse gekleidet, zum Fluss rannten. Sie warfen sich ins Wasser, um der Hitze dieses schwülen Morgens zu entfliehen.
    Júlio ging zum Boot zurück und paddelte langsam mit eingezogenem Kopf auf die planschenden Mädchen zu. Er nahm das Barett ab, hob den Kopf und sagte:
    »Hallo, schönes Mädchen.«
    Sie hatte einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen. Obwohl er sich sicher war, dass sie ihn gleich erkannt hatte, schien sie erschrocken, ja fast unangenehm berührt davon, ihn zu sehen. Er hatte es sich ganz anders vorgestellt. In seinen Träumen hatte es ein Wiedersehen mit vielen Küssen und Umarmungen gegeben, aber jetzt sah sie ihn an, als würde sie ihn gar nicht kennen. Júlio kam näher, und Ritinha griff nach der Hand der Freundin, als suchte sie Hilfe.
    »Was ist los, Ritinha? Du freust dich wohl gar nicht, mich zu sehen?«
    »Es ist nichts«, sagte sie, ohne die Hand der Freundin loszulassen.
    »Ich dachte, du wärst froh, wenn du mich nach so langer Zeit wieder siehst.«
    »Schon, aber…«
    »Aber was?«
    »Du warst plötzlich weg, ohne etwas zu sagen, Júlio. Da dachte ich, dass du das alles nur mit mir machen wolltest, um mich gleich wieder zu verlassen.«
    »Da hast du falsch gedacht, Ritinha. Ich war unterwegs. Ich hatte einen Job und konnte dir nicht Bescheid geben. Aber jetzt bin ich wieder da.«
    Da sagte Odila einen Satz, der Júlio fast umwarf:
    »Du kommst zu spät. Sie hat einen neuen Freund.«
    Júlio verstummte. Er wusste weder, was er sagen noch was er denken sollte. Wenn Ritinha wirklich einen neuen Freund hatte, hatte er sich all die Zeit umsonst nach ihr gesehnt. Hätte er das gewusst, hätte er die Gelegenheit bei den Mädchen von Vietnam ergriffen und sich nicht so schuldig gefühlt, dass er ein Mal bei Cibele im Bett war. Ritinha blickte mit gesenktem Kopf in das brackige Wasser des Tocantins, sah ihn nicht an und sagte nichts. Das regte Júlio noch mehr auf, er fühlte sich betrogen:
    »Stimmt das? Du hast dir einen Neuen zugelegt?«
    Ihre Antwort war ein schüchternes Nicken. Der Junge spürte, wie Zorn in ihm aufstieg, er wollte aus dem Kanu springen, sie an den Armen packen und heftig schütteln.
    »Ich will es dich sagen hören, Rita. Hast du einen neuen Freund?«
    »Ja, habe ich«, antwortete sie, fast unhörbar.
    »Und wer ist der Dreckskerl?«
    »Du kennst ihn nicht. Er ist nicht von hier.«
    »Wie billig du bist. Mein Onkel hat es ja gesagt, für etwas anderes als den Schweinkram bist du nicht zu gebrauchen.«
    Ritinha rührte sich nicht. Júlio schlug heftig mit dem Paddel aufs Wasser, dann ruderte er weg. Aus einiger Entfernung blickte er sich um und schrie mit aller Kraft: »Ritinha, du Hexe!«
    Schweren Herzens und voller Wut fuhr er nach Hause. Er begann zu bereuen, ständig an sie gedacht zu haben, nur weil er glaubte, sie täte das auch. Warum hatte er Ritinha nicht gepackt und geschüttelt? Wenn er eine Waffe gehabt hätte, hätte er vielleicht sogar auf sie geschossen. Verdient hätte sie es. Aber nein, er hatte ja beschlossen, nie wieder jemanden zu töten.
    Es war das letzte Mal, dass er sie sah. Von nun ab vermied er es, an der Siedlung vorbeizupaddeln, und wenn er es aus irgendeinem Grund doch tun musste, so schaute er starr in den Dschungel auf der anderen Flussseite.
    Den restlichen Tag schwieg Júlio, obwohl seine Familie hören wollte, wie seine Arbeit am Araguaia gewesen war. Er schob vor, er sei von der Reise erschöpft, der Onkel könne alles erzählen. Nach dem Mittagessen streifte er durch den Wald. Cícero wollte mitkommen und jagen, aber Júlio wollte allein sein. Ohne Gewehr. Pausenlos dachte er an Ritinha. Er sammelte ein paar Paranüsse, setzte sich auf den Boden, um sie zu essen, und versuchte sich abzulenken, indem er die Bäume und Tiere betrachtete. Doch nichts verscheuchte die fixe Idee, Ritinha auf

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