Der Preis des Schweigens
»Ich habe bereits eine erste Stellungnahme von dem älteren Ehepaar eingeholt, dem der Wohnwagen gehört, der als wahrscheinlicher Brandherd gilt. Die beiden sind fest davon überzeugt, dass jemand es gezielt auf sie abgesehen hat. Offenbar hat es im Laufe des vergangenen Jahres Streitereien zwischen den Inhabern der angrenzenden Grundstücke, dem Besitzer des Wohnwagenparks und einem Immobilienunternehmen gegeben. Die meisten Parzellen stehen seit Jahren leer, und der Park ist ziemlich heruntergekommen. Charles Weaver, ein Geschäftsmann aus Swansea, hat dem Bauern, dem das Grundstück daneben gehört, ein Angebot gemacht, weil er dort ein luxuriöses Feriendorf bauen will, aber der Wohnwagenpark befindet sich mitten auf dem Grundstück und besetzt den einzigen Zugang zum Meer und zur Straße.
Es gibt irgendeine Klausel im Vertrag, die besagt, dass den Wohnwagenbesitzern nicht nur ihr Wohnwagen, sondern auch die Parzelle gehört, auf dem er steht. Die Verwaltung des Parks kann also nur über das Clubhaus verfügen, nicht über die einzelnen Parzellen. Und dieses alte Pärchen, Gwen und Len Nash, ist die Fliege in der Suppe. Sie wollen einfach nicht verkaufen. Der Teufel weiß, warum, aber die finden es da so toll, dass sie sich seit fast zwei Jahren weigern, auch nur zu verhandeln. Das kommt bei den anderen Parzellenbesitzern, die gerne verkaufen würden, natürlich nicht so gut an. Die freuen sich auf einen hübschen kleinen Geldregen, aber solange die zwei Alten nicht einlenken, wird daraus nichts.
Tja, und ohne die Wohnwagenwiese mit Strandzugang platzt der ganze Deal, denn auf beiden Seiten sind die ans Meer grenzenden Grundstücke noch teilweise von Landminen aus dem Zweiten Weltkrieg durchzogen. Es würde ein Vermögen kosten, sie entfernen zu lassen. Der Rest dieses Küstenabschnitts ist Nationalpark und steht unter Naturschutz, also kommt nur der Wohnwagenpark für ein Bauprojekt infrage.
Das alte Pärchen glaubt, dass im letzten halben Jahr bereits mehrmals Leute auf dem Gelände herumgeschnüffelt haben. Letzten August hat jemand ein Fenster ihres Wohnwagens eingeworfen, und es sind anonyme Anrufe eingegangen, solche Dinge. Und sie behaupten, dass jemand versucht hat, ihren Hund zu vergiften. Wir haben das überprüft, die beiden haben im letzten Halbjahr tatsächlich mehrere Vorfälle zur Anzeige gebracht. Die Sache mit dem Hund ist aktenkundig, und die Anrufe auch, aber die örtliche Polizei hat nicht gerade viel unternommen. Weil es ja alles nur Gerüchte sind, aber damit haben es sich die Kollegen natürlich ein bisschen zu leicht gemacht.«
Ich hatte Mühe, diese ganzen Informationen zu verarbeiten. Aber Bodie erwartete von mir, dass ich sachbezogene, presserelevante Fragen stellte.
»Die zwei alten Leute heißen also Nash mit Nachnamen. Und ihren Wohnwagen können sie jetzt vermutlich abschreiben?«
»Ja, der ist nur noch Schutt und Asche.«
»Verstehe. Aber warum kaufen sie keinen neuen Wohnwagen, wenn sie doch so versessen darauf sind, dort zu bleiben?«, fragte ich genau so, wie ich es getan hätte, wenn ich nichts über Gwen und Len gewusst hätte, wenn ich nicht achtundvierzig Stunden zuvor in einen Wohnwagen in ihrer Nähe eingebrochen wäre und mich dann im Gebüsch versteckt hätte.
»Würden sie vermutlich auch, wenn der Wohnwagen versichert gewesen wäre«, erklärte Bodie. »Ist er aber seit ein paar Monaten nicht mehr, weil sie kein Versicherungsunternehmen gefunden haben, das bereit war, den Wagen noch zu versichern, jetzt, wo das Grundstück als Bauland ausgewiesen ist.
Wir sind noch dabei, die anderen beiden Parzellenbesitzer zu kontaktieren, die ihre Wohnwagen in den letzten Jahren nicht besonders viel genutzt haben«, sagte er und warf einen Blick auf seinen Notizblock. »Mathry und Smith sind die Namen, die uns der Parkverwalter gegeben hat. Jimmy ist schon dabei, sie ausfindig zu machen. Ich werde um eins noch mal zum Ort des Geschehens fahren und die offizielle Aussage der Nashs aufnehmen, aber jetzt muss ich mich erst ein paar Stunden aufs Ohr legen, ich war die ganze Nacht auf den Beinen. Das große Problem ist dieser Reporter von NewsBeatWales, ein gewisser Jack sowieso. Er war auf dem Gelände und hat mit den Nashs gesprochen, und sie haben ihm die ganze Sache mit dem geplanten Grundstücksverkauf erzählt. Und jetzt bedrängt er die Kollegen, die die Absperrung überwachen, und fragt sie, ob sie dieser »heißen Spur« schon nachgegangen sind.
Die Nashs waren
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