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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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Und er hatte Grund, wütend auf mich zu sein. Also erschien es mir sicherer, noch eine Weile liegen zu bleiben.
    Nachdem ich etwa eine halbe Stunde in die Nacht hineingelauscht hatte, stand ich auf, bürstete mir Zweige und Erde von den Kleidern und schlich zur Straße zurück. Das Licht in Justins Wohnwagen war an, und ich hörte leise den tragbaren Fernseher scheppern.
    Es wäre sicher vernünftiger gewesen, wenn ich mich in diesem Moment aus dem Staub gemacht hätte, aber ich war neugierig und wollte wissen, was der Mann im Wohnwagen tat. Wenn meine Vermutung stimmte, hatte Justin ihn vorhin angerufen und ihm Anweisungen gegeben. Aber Anweisungen wofür? Hatte er den Mann hergeschickt, um etwas Bestimmtes zu erledigen? Es hatte so geklungen.
    Auf Zehenspitzen schlich ich zur Tür des Wohnwagens. Wieder hatte ich Glück, denn der Vorhang stand einen Spalt offen und forderte mich geradezu heraus, einen Blick zu riskieren. Der Mann lag auf der Sitzbank unter dem Fenster und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Es hing ein gräulicher Schleier in der Luft. Vor dem Mann auf dem Tisch stand eine große Wasserpfeife, und ich sah, dass das Fenster, aus dem ich geflohen war, immer noch angelehnt war. Er hatte es nicht verriegelt. Vielleicht hatte er nur gehört, wie jemand davonrannte, und gar nicht mitbekommen, dass derjenige aus dem Wohnwagenfenster gesprungen war. Durch den Fensterspalt roch ich Gras und noch etwas, etwas Stärkeres.
    Der Seesack des Mannes stand offen auf der Bank, und ich sah die Zeitschriften und Kataloge, die ich mir angesehen hatte, oben herausragen. Eine weitere Tragetasche war vollgestopft mit Papieren oder vielleicht Fotos. Auf dem Tisch stand ein offener Laptop, und mir ging auf, dass die Geräusche von ihm stammten und nicht vom Fernseher.
    Ich drehte mich ein wenig, um den Bildschirm besser sehen zu können, und erkannte verschwommene Bewegungen. Mir war sofort klar, dass es sich um einen Pornofilm handelte. Jetzt bemerkte ich auch, dass die Hose des Mannes offen stand und dass auf dem Tisch mehrere zerknüllte Papiertücher lagen. Auf der Website, die auf dem Bildschirm zu sehen war, stand in großen Buchstaben: »Heiße Surfschlampen. Geil und feucht!«
    Das Video, das gerade lief, ähnelte den Amateurfilmen, über die ich damals bei »Heiße Girls von nebenan« und »Babes mit großen Brüsten« gestolpert war. Spucke sammelte sich in meinem Mund, und ich kämpfte gegen einen plötzlichen Anfall von Übelkeit an. Ich würgte, hatte mich kurz darauf aber wieder im Griff. Mein Unbehagen lag nicht an dem, was ich auf dem Bildschirm sah, denn obwohl ich nicht viel mehr als den Namen der Website und schemenhafte Bewegungen erkannte, hatte ich mit einem Blick erfasst, dass es sich bei dem kopulierenden Paar nicht um Justin und mich handelte. Mein Schock rührte vielmehr von meiner Angst, dass auch ich bald auf dieser Website auftauchen könnte.
    In diesem Moment fing das Handy des Mannes erneut an zu klingeln – ein schriller, monotoner Piepston, der mich aus meinen panischen Gedanken riss. Was auch immer der Typ geraucht hatte, es schien ihn ins Halbkoma versetzt zu haben, denn er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Ich wartete trotzdem lieber nicht ab, bis er doch noch aus seinem Dämmerzustand erwachte, und schlich an der Hecke entlang von Justins Wohnwagen weg. Erst als ich sämtliche Wohnwagen umrundet hatte und auf der anderen Seite des Parks angekommen war, bog ich Richtung Straße ab, um von hinten mein Auto zu erreichen.
    Nachdem ich eine Weile mit nervösen Fingern am Schloss herumgenestelt hatte, riss ich die Tür auf und ließ mich auf den Sitz sinken. Ich war völlig erschöpft und zitterte, weil der Adrenalinspiegel langsam wieder sank, aber ich zwang mich, den Motor anzulassen und davonzufahren. Nachdem ich wenige Minuten später die Hauptstraße erreicht hatte, wo die Straßenbeleuchtung davon zeugte, dass ich wieder in der Zivilisation angekommen war, erhaschte ich einen Blick auf mein Gesicht im Rückspiegel und erschrak. Auf meiner rechten Wange prangte ein rotbrauner, verkrusteter Kratzer, und darunter begann sich entlang des Wangenknochens ein daumengroßer Bluterguss zu bilden, gegen den nicht einmal mein Concealer von Max Factor etwas würde ausrichten können. Ich musste mir diese Verletzungen bei meinem Sprung in die Büsche zugezogen haben, aber ich hatte nichts davon mitbekommen.
    Nachdem ich ein Papiertuch aus der Tasche gezogen hatte, spuckte ich darauf und reinigte

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