Der Prometheus-Verrat
Feier retten und hat George angetrieben. Beeilung, schneller, schneller! Doch George wollte nicht, weil die Straßen vereist waren und die Bremsen an dem alten Chrysler nicht mehr richtig funktioniert haben. Nina hatte große Angst. Sie wollte, dass George anhält und wartet, bis der Schneesturm aufhört. Aber Pete war dagegen. Er hat sie gedrängt. Schneller, schneller !« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah Elena verzweifelt an. »Dann geriet der Wagen außer Kontrolle. George und Nina waren auf der Stelle tot… und mein Pete lag über einen Monat lang im Krankenhaus. ›Ach, warum hat es sie getroffen und nicht mich?‹, hat er immer und immer wieder gesagt.« Die Tränen rollten ihr über die Wangen, als ihr die schmerzhaften Erinnerungen in den verwirrten Sinn kamen, für den Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr zu unterscheiden waren. »Sie waren unsere besten Freunde, weißt du.«
Tröstend legte Elena der alten Frau einen Arm um die Schulter. »Es war ein Unfall«, sagte sie. »Niemand muss sich Vorwürfe machen.«
Bryson, selbst den Tränen nahe, nahm Felicia in die Arme. Sie machte sich darin für ihn so zerbrechlich aus wie ein kleiner Vogel.
»Gräm dich nicht«, sagte er leise.
»Du bist jetzt bestimmt sehr erleichtert«, sagte Elena, als sie mit Bryson in den grünen Mietwagen einstieg.
Er nickte. »Es war mir wichtig zu hören, was sie von damals zu berichten weiß, auch wenn sie nicht mehr voll bei Verstand ist.«
»Aber was sie gesagt hat, passt zusammen. Ihr Langzeitgedächtnis scheint wie bei den meisten älteren Leuten vollauf intakt zu sein. So vergesslich sie auch sein mag, an ihre Hochzeitsnacht wird sie sich wahrscheinlich noch sehr gut erinnern.«
»Ja. In der Hoffnung, mit seinen Lügen durchzukommen, hat Dunne wohl darauf spekuliert, dass sie überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Als verlässliche Zeugin ist sie ja auch nicht mehr ernst zu nehmen.«
»Trotzdem hat sie seinen Betrug auffliegen lassen«, sagte Elena.
»Ja, das hat sie. Dank deiner einfühlsamen Befragung. Du hast genau die richtige Ansprache gefunden. Ich bin dir sehr dankbar. Und wer hätte gedacht, dass ein so zartfühlendes Wesen auch noch das Zeug zu einer Spionin hat? Wie bist du so schnell an die Telefonnummer herangekommen? «
Sie grinste. »Ich habe mich einfach gefragt: Wo bewahrt man solche Nummern auf? Und wenn Harry Dunne die gute Shirley glauben machen wollte, dass er ein besorgter Verwandter ist, wird er bestimmt nicht darauf gepocht haben, dass sie seine Nummer gut versteckt.«
»Wo war sie denn notiert? Etwa in ihrem Rolodex auf dem Schreibtisch?«
»Fast. Sie hatte in der oberen linken Ecke ihrer Schreibunterlage einen Zettel mit Notrufnummern stecken. Der ist mir sofort aufgefallen. Also habe ich ›zufällig‹ meine Handtasche auf dem Stuhl liegen lassen, was mir prompt eingefallen ist, als wir zu einer Tour durchs Haus aufgebrochen waren. Als ich die Tasche dann holte, hab ich mir den Zettel genauer angesehen und Dunnes Nummer gefunden. «
»Und wenn es diesen Zettel nicht gegeben hätte?«
»Dann wäre Plan B zur Anwendung gekommen. Ich hätte ihre nächste Zigarettenpause abgewartet und erst dann die Tasche geholt. Sie ist eine starke Raucherin.«
»Gab’s auch einen Plan C?«
»Ja. Der sah vor, dich einzuspannen.«
Er lachte auf. »Die Vorwahl – acht-eins-vier –, sagt dir das was?«
»Neben der Nummer stand ›PA‹, vermutlich für Pennsylvania. «
»Pennsylvania? Was sollte Dunne ausgerechnet da wollen? «
»Vielleicht stammt er von dort.«
»Dem Akzent nach kommt er aber aus dem tiefsten New Jersey.«
»Vielleicht hat er Verwandtschaft in Pennsylvania. Wie dem auch sei, wir werden es erfahren. Herauszufinden, welche Adresse sich hinter der Nummer verbirgt, ist kinderleicht. «
Um ein Uhr nachts waren im Bankhaus Meredith Waterman nur noch einige wenige Angestellte zugegen: eine Hand voll Sicherheitskräfte sowie ein Service-Mann für die Rechenanlage.
Eine kompakt gebaute Frau schob am Personaleingang Wache und las gerade einen Groschenroman. Dass sie gestört wurde, war ihr merklich lästig.
»Sie stehen nicht auf meiner Liste«, sagte sie und markierte mit ihrem langen Fingernagel die Stelle, an der sie ihre Lektüre hatte unterbrechen müssen.
Der kurzhaarige Mann mit Pilotenbrille und einem T-Shirt mit dem Aufdruck MCCAFFREY DATENSPEICHER-SERVICES zuckte die Achseln. »Na prima, dann fahr ich zurück nach New Jersey und erzähl
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