Der Puppenfänger (German Edition)
heiseres Fuchs hörte, vernahm sie eine leise Hintergrundmelodie, die ihr durchaus bekannt war und die ausschließlich in besonders intimen Momenten in der Wohnung ihres Kommissars gespielt wurde. Die vertraute Musik brachte ihr Herz zum Rasen. Eine Zehntelsekunde oder weniger überlegte sie, die Verbindung zu unterbrechen, ehe sie einen Ton gesagt hatte, entschied sich dagegen und plapperte stattdessen betroffen drauflos.
»Warum meldest du dich nicht bei mir? Feierst du den Abschluss deines Seminars?«
Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nur mit dieser unverwechselbaren, kehligen, rauen Stimme sprach, wenn er –! Verdammt –! Wenn er neben ihr im Bett lag. Ebenso gut hätte sie sagen können: Erzähle mir bitte von deiner sexy Kollegin, mit der du dich gerade vergnügst. Ist sie hübscher als ich?
»Ich hab das Seminar vorzeitig beendet«, knurrte Dieter.
Heide war erleichtert. »Warum hast du die Veranstaltung vorzeitig abgebrochen?«, fragte sie.
»Bei Haren wurde eine männliche Leiche aufgefunden.«
»Ich hoffe, es ist nicht Gerald Schöllen, über den wir sprechen. Ich habe bis soeben mit Simone Schöllen und Beate Buttenstett in trauter Runde zusammengesessen.«
Wäre es Schöllens Leiche, überlegte sie, hätte Dieter sie längst informiert. Eines wusste sie sicher, niemals würde er sie im finsteren Keller nach etwas suchen lassen, was sie nicht finden konnte, weil es nicht vorhanden war.
»Der Tote heißt Laxhoff«, erwiderte er knapp.
»Gunnar Laxhoff?«
»Ja, Gunnar Laxhoff! Erklärst du mir bitte, wie es möglich ist, dass du diesen Namen kennst?«, fragte er mit einer Stimme aus Eis.
Heide zwang sich zur Ruhe. Sie drehte das Feuer unter dem Kessel, in dem ihre unterschiedlichsten Emotionen jetzt heftig brodelten, nach unten und war bemüht, sie auf kleiner Flamme köcheln zu lassen. Dieter lag nicht mit einer unbekannten Schönen im Bett, wie sie zuerst vermutet hatte. Er steckte in Ermittlungen und musste ein Tötungsdelikt aufklären. Sie wollte Verständnis haben, sie wollte ihm vertrauen und nicht mehr eifersüchtig sein. Vor allen Dingen durfte sie sich ihm gegenüber niemals anmerken lassen, dass ihr das brennende, entsetzlich schmerzhafte Gefühl der Eifersucht überhaupt bekannt war.
»Helen hat in Erfahrung bringen können, dass Schöllen und Laxhoff Halbbrüder sind«, klärte sie ihn deshalb sehr freundlich, aber zurückhaltend auf.
»Sag mal, musst du mir ständig in die Quere kommen?«, giftete er.
Okay, er war wütend, und sie war erregt und traurig zugleich, und ihre Freundlichkeit war verbraucht. Sie wollte nicht streiten, weiß Gott nicht, aber falls ein Wortgefecht sich tatsächlich nicht vermeiden ließ, nur zu. Dieser arrogante, eingebildete Bulle, der konnte sie kreuzweise.
»Sag mal, spinnst du, Kommissar? Du benimmst dich, als hätte ich Schöllens Halbbruder erschlagen, um dich zu ärgern.«
»Er wurde nicht erschlagen«, brüllte Dieter. »Warum fischst du nicht in eigenen Gewässern? Du hast dich auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert, und das aus gutem Grund. Ich sagte dir bereits gestern Abend, dass du dich besser …«
Heide schaltete ihre Ohren auf Durchzug. Doch sie war überaus interessiert daran, zu erfahren, was genau geschehen war. Vor allem hätte sie liebend gerne gewusst, wie Laxhoff zu Tode gekommen war.
»Er wurde nicht erschlagen?«, fragte sie hinterlistig.
Dieter tappte grollend in die aufgestellte Falle. »Wie kommst du darauf, von der Heide? Man hat ihn erschossen.«
»Erschossen! Das ist interessant! Und jetzt?«
»Jetzt? Was fragst du?«, donnerte er. »Du hast mir geschworen, mich ungehindert meine Arbeit machen zu lassen und dich aus der Sache rauszuhalten. Genau das hast du mir an Silvester versprochen! Seitdem ist kein halbes Jahr vergangen. Erst vor kurzem haben wir erneut lang und breit über dieses Thema gesprochen und uns vorgenommen …«
»Ich habe dir lediglich zugesagt, dass ich mich bemühen werde, mich möglichst nicht absichtlich in deine Arbeit einzumischen«, unterbrach Heide ihn lautstark. »Und dieses Mal habe ich mich nicht bewusst eingemischt, ich bin nicht vorsätzlich … ich bin sozusagen in diese Geschichte hineinkatapultiert worden.«
»Ich will nicht darüber nachdenken müssen, ob du vielleicht die nächste Leiche sein könntest, die bei Dr. Ulrich auf dem Obduktionstisch liegt«, brüllte Dieter zurück.
»Dieter, du übertreibst maßlos, du bist so ein aufgeplusterter, arroganter
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