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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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»Heide hat ständig dieselben Fragen wiederholt und am Donnerstag beim Abendessen mit der ihr eigenen Sturheit dafür gesorgt, dass Simone fast die Nerven verlor. Wahrscheinlich habe ich meine alte Freundin überschätzt. Sie ist bisher weiß Gott keine Hilfe gewesen. Mal gucken, ob sie überhaupt irgendetwas über Gerald erfährt.«
    Tommy wandte sich ab, nahm die Glaskanne von der Kaffeemaschine und ließ Wasser hineinlaufen. »Deine Bekannte ist gekommen, um dir und Simone zur Seite zu stehen. Ich habe angenommen, du magst sie.«
    Beate fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ich habe sie beauftragt, nach Gerald zu suchen, und ich werde ihr ein Honorar bezahlen. Vielleicht mochte ich Heide tatsächlich irgendwann einmal, doch das ist lange her.«
    »Na, ich weiß nicht«, sagte Tommy. Er goss das Wasser in den Wasserbehälter der Kaffeemaschine, legte eine Filtertüte ein, schaufelte Pulver hinein und achtete sorgsam darauf, seine weißen Handschuhe nicht zu beschmutzen.
    »Ich hatte vergessen, wie rechthaberisch sie ist«, erklärte Beate. »Sie hat mich ununterbrochen gemustert. Meine Kleidung, meine Frisur. Scheinbar begreift sie nicht, dass ich im Moment keine Zeit habe, mich mit meinem Aussehen zu beschäftigen. Sie wollte unbedingt gemeinsam mit mir den Abwasch erledigen, was vollkommen überflüssig war. Montag wird die neue Geschirrspülmaschine geliefert. Dreimal ein- und ausgeräumt und diese unangenehme, eklige Arbeit ist erledigt, ohne dass sich irgendjemand die Finger schmutzig macht.«
    »Verstehe!« Beate neigte tatsächlich dazu, sich gehen zu lassen, seit sie und er ein Paar waren. Aber es war ihm egal, ob sie sich aufbrezelte oder nicht.
    »Die gute Heide hielt sich bereits als Kind auf der Sonnenseite des Lebens auf. Alles, was sie angepackt hat, wurde ein Erfolg. Sie ist ein typisches Nesthäkchen, die kleine Schwester, stets beschützt von zwei älteren Brüdern. Zuerst war sie mit einem Staatsanwalt befreundet. Den hat sie gnadenlos abgeschossen und sich anschließend sofort wieder ihren Ex, diesen Kripobeamten, gekrallt. Sie ist ziemlich unbarmherzig − finde ich jedenfalls«, schränkte sie ihre Kritik ein, als sie Tommys skeptischen Blick registrierte.
    »Hättest du auch gerne einen großen Bruder gehabt?«
    Beate strahlte ihn an. »Du bist für mich mein großer Bruder, mein Geliebter, bald mein Ehemann, mein Elternersatz. Du bist und warst für mich immer alles, was ich wollte. Benötigte ich Schutz, bekam ich ihn von dir. Heute denke ich, wir haben uns schon geliebt, ehe wir wussten, was Liebe bedeutet.«
    »Ja«, murmelte Tommy und wechselte das Thema. »Marianne hat mich angerufen. Sie will ihr Haus mit dem riesengroßen Grundstück verkaufen und möchte, dass es in der Familie bleibt. Deswegen bietet sie es mir für einen äußerst fairen Preis zum Kauf an.«
    Beate zog die Stirn in Falten. Sie würde nicht dulden, dass Tommy Mariannes Angebot annahm. Sie zwang sich ein gekünsteltes Lachen ab, ehe sie erwiderte: »Wir haben ein Heim, Tommy. Es gehört dir ebenso wie mir. Wie sagt man so schön? Alles, was mein ist, ist auch dein, Schatz! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben als in meinem Elternhaus. Wenn du mich willst, musst du auch mein Hab und Gut nehmen. Das eine ohne das andere ist nicht möglich.«
    »Nein?«
    »Du weißt, ich habe einiges auf der hohen Kante. Ich bin ein reiches Mädchen«, log sie mit einer Leichtigkeit, von der sie selbst überrascht war. »Außerdem gefällt mir diese Wohnung, und ich finde sie absolut praktisch. Deswegen sollten wir sie nach unserer Hochzeit unbedingt behalten.«
    »Ja«, murmelte Tommy.
    »Stell dir vor, wir sind verheiratet und du hast Notdienst. Möchtest du dich im Hinterzimmer der Apotheke auf einer schmalen, unbequemen Liege ausruhen? Das wäre entsetzlich. Diese Wohnung ist mit Geld nicht zu bezahlen. Wir machen es uns hier gemütlich, wenn du den Wochenenddienst übernehmen musst. Du musst nur einige Stufen hinuntersteigen, und schwupp befindest du dich im Verkaufsraum, um deine Kunden zu bedienen. Bequemer geht es nun wirklich nicht.«
    Beate drehte ihm ihre nackten Brüste entgegen, redete von der geplanten Hochzeit, kam zu ihm, lehnte sich eng an ihn und beschäftigte sich mit der Kordel seines Bademantels, die er doppelt verknotet hatte. Sie sprach von dem weißen Kleid, von den Blumenmädchen, der Kirche, dem Menü und davon, wie wundervoll und märchenhaft alles sei, weil es sehr

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