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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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gewesen für ein Mittagsschläfchen?«
    »Paula hat in der Nacht wenig geschlafen. Sie hatte wohl schlecht geträumt und deswegen lange geweint. Als ich sie endlich beruhigt hatte, war es fast Morgen.«
    »Sie müssen doch schockiert gewesen sein, als sie den Inhalt des Briefes zur Kenntnis genommen haben«, sagte Dieter verwundert. »Hatten Sie nicht das Bedürfnis, sofort mit irgendjemandem zu sprechen?«
    »Paula musste schlafen«, murmelte Simone Schöllen.
    »Nach Ihren Angaben haben Sie das Schreiben gegen acht Uhr im Briefkasten vorgefunden und sind anschließend zum Kindergarten gefahren. Wenn ich davon ausgehe, dass Hin- und Rückweg zusammen etwa 30 Minuten gedauert haben und ich zusätzlich noch einmal 15 Minuten einrechne, bis Sie den Brief geöffnet und gelesen hatten, frage ich mich, womit Sie sich beschäftigt haben, ehe Sie uns informierten.«
    »Ich habe mit Paula einen Spaziergang gemacht«, flüsterte sie.
    Dieter runzelte die Stirn und sah Michel an. Frau Schöllens Verhalten war nicht nachzuvollziehen.
    Die Frau hielt ihren Blick wieder starr aus dem Fenster gerichtet und flüsterte: »Ich nehme an, er hat irgendjemanden gebeten, mir diesen Brief zukommen zu lassen.«
    »Wer ist Ralph Snieders?«, fragte Michel.
    Sie zuckte die Schultern.
    » Wegen der finanziellen Dinge wendest Du Dich am besten an Ralph Snieders, der Dir auch mein Testament überreichen wird «, zitierte er.
    »Unser Steuerberater heißt Snieders.«
    »Sie haben gesehen, dass der Text nicht handschriftlich verfasst wurde«, sagte Dieter. »Wo bewahrt Ihr Mann seinen Rechner oder Laptop auf?«
    Simone Schöllen zog ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, tupfte damit über ihre Lider und wies schweigend, mit einer flüchtigen Bewegung ihres Kopfes, auf eine geschlossene Tür, die sich neben der Schrankwand befand. Anschließend knüllte sie das Taschentuch zusammen und steckte es zurück in ihre Hosentasche, ehe sie leise erwiderte: »Gerald hat ihn unterschrieben, und das reicht mir.«
    »Sie sind sicher, dass es sich bei der Unterschrift um die Ihres Mannes handelt?«
    »Ja.«
    »Wir würden uns gerne sein Arbeitszimmer ansehen. Sind Sie damit einverstanden?«, fragte Dieter. »Falls Sie die Zustimmung zu einer Hausdurchsuchung verweigern, Frau Schöllen, werden wir Ihnen in weniger als zwei Stunden einen Durchsuchungsbeschluss vorlegen. Sie ersparen sich und uns sehr viel Zeit, wenn Sie freiwillig einer Durchsuchung des Arbeitszimmers zustimmen. Möglicherweise können wir nachweisen, dass der Brief auf seinem Rechner verfasst wurde. Es ist außerdem nötig, einem Schriftgutachter ein handschriftlich gefertigtes Dokument vorzulegen, damit wir sichergehen können, dass die Unterschrift von Ihrem Mann stammt.«
    Simone Schöllen warf Dieter einen skeptischen Blick zu. »Ich möchte diesen Beschluss sehen«, erwiderte sie laut und deutlich.
    »Nimmst du Kontakt mit Dr. Junge auf, Michel?«, bat Dieter, ohne Richard Wanner zu beachten, der den Raum betreten hatte und sich flüsternd mit seiner Freundin unterhielt.
    Michel Haila öffnete eine der breiten Glastüren, betrat die Terrasse, schloss die Tür hinter sich und drehte ihnen, das Telefon bereits am Ohr, den Rücken zu. Dieter kannte das Prozedere, das eingehalten werden musste, sobald sie ein Haus oder eine Wohnung durchsuchen wollten. Wobei in diesem Fall höchstwahrscheinlich keine große Überzeugungsarbeit zu leisten war. Im Moment sprach Michel sicherlich mit dem zuständigen Untersuchungsrichter, den er von der Notwendigkeit des Beschlusses überzeugen musste, um die Genehmigung für die Durchsuchung zu erhalten. Dieter war lange genug im Dienst, um ziemlich sicher zu wissen, dass Torben Cinke spätestens in zwei Stunden mit dem unterschriebenen Beschluss und einem Pulk Kollegen vor der Haustür stehen würde. Sie würden jeden Raum des Privathauses und auch die der Fitnessstudios unter die Lupe nehmen. Bis dahin würden sie beide sich keinen Schritt aus Schöllens Privathaus fortbewegen und weder Simone Schöllen noch Richard Wanner aus den Augen lassen. Jetzt hatte Wanner einen Arm um ihre Schultern gelegt, hielt den Blick durch die Glasscheibe auf Michels Rücken geheftet und beobachtete ihn.
    Michel telefonierte lange, fuhr sich mehrere Male mit der Hand durchs Haar und lachte kurz auf, ehe er das Gespräch beendete und den Wohnraum betrat. »Staatsanwältin Margit Spellmann wird während der Hausdurchsuchung anwesend sein. Sie bringt den Beschluss mit«,

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