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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    Die Kirche war Mr Ho zufolge verweltlicht worden – eigentlich hatte man sie aber nur dem Verfall preisgegeben. Es gab Reihen von zerbrochenen, wurmzerfressenen Kirchenbänken, zerbrochene Fensterscheiben aus Buntglas, beschädigte Statuen in moderigen Nischen, kaputte Bodenfliesen und, das war das Beste, einen verstaubten Altar. Darauf lag sogar noch ein fadenscheiniges Altartuch in Silber und Gold.
    Brimstone schleppte sein Gepäck aus der Vorhalle, in die der Fahrer es gestellt hatte, schloss die Vordertür wieder ab und machte sich ans Auspacken. Die Arbeit, die er für Beleth zu erledigen hatte, konnte eine Weile dauern; also fing er am besten gleich an. Er sah im Buch nach, dann ging er zum Altar nach vorn. Er wusste, was zu tun war. Er musste sich geistig einstimmen, sich in den richtigen Bewusstseinszustand bringen.
    Allein vor dem Altar der kaputten Kirche stehend, begann Silas Brimstone laut seine Sünden zu bekennen.
    Es würde wohl eine ganze Weile dauern.
     
    Angeblich handelte es sich bei dem Zimmer um den Raum zur OP-Vorbereitung, aber das nahm Chalkhill ihnen keine Sekunde lang ab. Die Ausstattung war minimal, die Tür verriegelt. Er wurde hier festgehalten – und zwar in einer besseren Zelle –, damit er ihnen bis zu der gruseligen Operation nicht abhaute. Und was das Ganze noch schlimmer machte: Cyril war wieder aufgewacht.
    Der Wurm war stinksauer. Ihm war klar, dass er eine chemische Keule verpasst bekommen hatte, aber wegen der Lethe-Beimischung konnte er sich an nichts erinnern. Und da er Chalkhill die Information nicht direkt aus dem Bewusstsein hatte entnehmen können, versuchte er, sie ihm jetzt zu entlocken.
    »Aber wir sind Freunde!«, rief Cyril. »Zumindest dachte ich das. Du weißt, was passiert ist, stimmt’s? Warum sagst du es mir nicht? Ich bin es doch, der dich zum Purpurkaiser machen wird. Hast du das schon vergessen? Hast du denn keinen Sinn für Loyalität? Für mich? Für die Revolution?«
    »Eure Revolution ist ein Witz«, sagte Chalkhill verdrießlich. »Ihr seid doch seit Jahrhunderten nicht ernsthaft damit vorangekommen.«
    Plötzlich war es still in seinem Geist. Dann fragte der Wangaramas: »Wie hast du das herausgefunden? Wer hat es dir erzählt?«
    »Du jedenfalls nicht.«
    »Das ist doch Schnee von gestern«, kreischte Cyril. »Diesmal werden wir nicht scheitern!«
    »Nein, werdet ihr nicht«, sagte Chalkhill. »Aber das spielt keine Rolle. Weil unser Freund, Lord Hairstreak, nämlich beschlossen hat, dich chirurgisch aus meinem Po zu entfernen und in Kaiser Apaturas Körper zu verpflanzen.«
    Der Wangaramas gab die mentale Entsprechung eines Aufschreis von sich. »In den alten Purpurkaiser? Aber der ist wiedererweckt worden!«
    »Deswegen ja«, sagte Chalkhill. »Anscheinend soll er mit dir in seinem Innern wesentlich lebendiger daherkommen.«
    »Du weißt, dass mich das umbringen wird, ja?«, fragte Cyril.
    Als ob das irgendwen interessierte. Chalkhill sagte: »Sei nicht albern, Cyril. Das wird dich selbstverständlich nicht umbringen. Tot wärest du Hairstreak wohl kaum noch von Nutzen.« Ihm kam ein Gedanke und er überlegte laut: » Ich frage mich allerdings, warum er dem Kaiser nicht einfach einen neuen Wurm in die Nase steckt…«
    Cyril stieg sofort darauf ein. »Das funktioniert bei wiedererweckten Wirten nicht. Es muss ein Transplantat sein.«
    »Nun«, sagte Chalkhill lammfromm, »ich fühle mit dir, Cyril, ganz ehrlich. Ich denke, Lord Hairstreak benimmt sich abscheulich, und das nicht zum ersten Mal, möchte ich hinzufügen. Wenn es in meiner Macht stünde, dir zu helfen, würde ich das tun, aber bedauerlicherweise verhält es sich nicht so – ich bin ebenso ein Gefangener dieses abscheulichen Zwergs wie du.«
    »Ach, heb dir dein Mitleid für dich selbst auf«, sagte Cyril verächtlich. »Du wirst nämlich die Operation wahrscheinlich auch nicht überleben.«
     

Neunundsiebzig
     
    S ie bewegten sich im Schneckentempo durch den letzten Teil der ersten Ebene. Die meisten Fallen waren tödlich, aber leicht zu umgehen, vorausgesetzt man war vorsichtig und behielt einen klaren Kopf.
    Schließlich, als ihre Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren, erreichten sie die Treppe, die zur zweiten Ebene hinunterführte.
    Henry lief hinterher. Er war sauer und ängstlich zugleich. Sauer war er, weil Blue ihn aufgefordert hatte, dicht bei Comma zu bleiben (der aus Sicherheitsgründen lieber hinterherdackelte), wodurch

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