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Der Ramses-Code

Der Ramses-Code

Titel: Der Ramses-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Klonovsky
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zwei Herrschern Ägyptens, nämlich jenem, unter dem Joseph zum Wesir aufsteigt und seinen Stamm ins Nilland nachholt, sowie jenem, der die Kinder Israels später mit harten Frondiensten bedrückt, so daß sie sich zum Exodus entschließen. Und die Stadt, die sich Pharao von den israelitischen Sklaven erbauen läßt, heißt Ramses, wie der bekannte Herrscher. Ich nehme an, daß eine Stadt nach dem König benannt wird und nicht umgekehrt. Dann hätten wir noch einen weiteren Pharaonennamen in der Heiligen Schrift.«
    »Diese Schrift ist nichts weniger als heilig«, versetzte der Junge. »Ich wüßte nicht, was am Aufstieg eines Hirtenstammes zum Miniaturstaat, der von Verbrechen und Gaunereien begleitet ist, heilig sein soll. Mir scheint auch die Verbindung zwischen Altem und Neuem Testament auf sehr wackligen Beinen zu stehen. Jedenfalls ist die Bibel ein sehr profanes Opus. Unsere Geistlichen können sich nicht vorstellen, daß die Ägypter, das dumme, zwiebelanbauende Volk, von der Gottheit höhere und reinere Begriffe hatten als seine Heiligkeit der Papst!«
    Fourier, als Naturwissenschaftler kein sonderlicher Freund der Kirche, schmunzelte über soviel Emphase. »Das beantwortet meine Frage nicht. Wie datiert Manetho die Bedrükkung Israels?«
    »Gar nicht.«
    »Clemens von Alexandrien behauptet, wenn ich mich recht entsinne, daß die Israeliten zwischen 1700 und 1600 aus Ägypten zogen.«
    »Ich kenne die Stelle«, erwiderte Jean-François, »ich frage mich nur, ob er damals nicht noch weniger genau wußte, was sich 2000 Jahre vor ihm ereignet haben soll, als wir heute wissen, was 2000 Jahre vor uns geschehen ist. Ich habe zum Exodus meine eigene Theorie.«
    »Erzählst du sie mir?«
    »Laut Manetho herrschten drei Dynastien sogenannterHirtenkönige über Ägypten, nämlich die 15., 16. und 17. Dynastie. Josephus zitiert nämlich aus Manethos Bericht die Beschreibung ihrer Machtübernahme …«
    »Das ist merkwürdig«, unterbrach ihn der Präfekt, »ich habe die beiden großen Schriften des Flavius Josephus genau gelesen und kann mich an diese Beschreibung nicht erinnern.«
    »Sie steht nicht dort«, erklärte der Junge. »Sie finden sie in einer relativ unbekannten Streitschrift des Josephus: ›Contra Apionem‹.«
    »Woher kennst du bloß diese vielen alten Texte?«
    »Mein Bruder besorgt mir alles. Ohne ihn wäre ich ein Schafskopf.«
    »Dein Bruder ist ein bemerkenswerter Mann. Erzähl bitte weiter. Wer waren die Hirtenkönige?«
    »Es waren Menschen aus östlichen Gegenden – also augenscheinlich semitische Stämme. Sie sollen während der Herrschaft eines Königs namens Timaos in Ägypten eingedrungen sein und Teile besetzt haben, den Norden vor allem. Dieses Volk, berichtet Manetho, trug den Namen Hyksos, wobei ›Hyk‹ ›König‹ und ›Sos‹ ›Hirt‹ heiße. Jahrhundertelang – hier schwanken die Angaben der verschiedenen Manetho-Zitierer – hätten diese Hirtenkönige geherrscht, dann habe sich von Theben aus der Widerstand der Ägypter organisiert. Schließlich habe ein ägyptischer König die Fremden vertrieben. Dieser König hieß laut Josephus Alisphragmuthosis, Syncellus und Eusebius nennen ihn Misphragmuthosis« – der Junge brachte diese Namensungetüme ohne Stottern über die Lippen und fuhr fort: »Sein Sohn Thutmosis belagerte dann den letzten Zufluchtsort der Hirten, besiegte sie und schloß einen Friedensvertrag, der die Fremden verpflichtete, Ägypten zu verlassen und sich anderswo anzusiedeln. Und jetzt wird es spannend: Josephus zufolge, der das hohe Alter des jüdischen Volkes beweisen will, hat Manetho berichtet, das Hirtenvolk sei gen Osten gezogen, durch die syrische Wüste, habe sich in dem Land, welches später Judäa hieß, niedergelassen und eine Stadt namens Jerusalem gegründet. In seinen heiligen Büchern habe sich dieses Volk als ehemalige Gefangene Ägyptens dargestellt.«
    »Das ist ja höchst interessant«, sagte Fourier. »Und stimmt die Datierung des Manetho mit der Behauptung von Clemens überein?«
    »Ja, das würde passen – und auch mit meiner Theorie übereinstimmen, daß die Karriere Josephs nicht am Hofe eines echten Pharaos, sondern eines Hirtenkönigs stattfand und daß die Moses-Geschichten nachträgliche heroische Umdeutungen einer schmählichen Vertreibung sind. Pharaos Truppen sind nicht im Roten Meer ertrunken, sondern sie haben die Fremden verjagt. Natürlich ist es auch möglich, daß die Israeliten nicht zu den Hyksos gehörten, sondern von

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