Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
Vom Netzwerk:
die Gesellschaft wie immer. Aber natürlich, reflektierte er nach dem zweiten warnenden Prickeln, nicht mehr wirklich gegen die Gesellschaft. Nein, jetzt war er für die Gesellschaft auf der Erde – mit ihr gegen Verbrechen und Ungerechtigkeit. Also sprach das Übergewissen.
    Das Pflaster war jetzt bei Tageslicht ein beruhigendes Schwarz, und die hohen Gebäude befanden sich in ausgezeichnetem Zustand. Er war auf Boden-Ebene, aber in der Ferne konnte er vielfältige Transport- und Fußgänger-Ebenen erkennen und die Menschen sich vor den hochgelegenen Einkaufszentren drängen sehen. Er wußte, daß es unter der Erdoberfläche ähnliche Komplexe gab. Der Untergrund wurde nicht nur von Park-Ebenen gebildet. Er konnte in diesem eleganten Teil der Stadt, in diesem „Oberstadt“-Bezirk, gehen oder fahren, wohin er wollte. Doch am sichersten fühlte er sich hier auf dem Boden, wo es am wenigsten hektisch war.
    Er zwang sich, die Straße hinunterzuschlendern und sich nach dem mechanischen Polizisten, der ihm vermutlich folgte, nicht umzudrehen. Er blieb vor einem Schaufenster stehen, in dem ein reichhaltiges Angebot an Spielzeugwaffen ausgestellt war; Bomben, Koffer mit Marter-Instrumenten und andere kindliche Freuden, die an die gute alte Zeit erinnerten. War das die Art, in der die Erde ihre Jugend auf den Bürger-Status vorbereitete? Vielleicht hätten auch eine Wahr-Wahr-Spritze und ein Ring noch dazu gehört.
    Er wartete auf den Stich in seinem Finger, aber es kam keiner. Offensichtlich stimmte das Übergewissen darin mit ihm überein.
    Er blickte aus den Augenwinkeln in die Richtung, aus der er gekommen war, sah aber keinen Bullen. Und warum sollte ihm überhaupt einer folgen? Er war jetzt garantiert ein reines Lämmchen.
    Mit Ausnahme alter Leute war die Straße vor ihm leer. Reichlich seltsam. Es sah so aus, als seien Fahrzeuge hier nicht gestattet. Oder doch – da kam ihm ein Kreiselbus entgegen, und Taxis kreuzten vorsichtig umher. Er sah Männer in Umhängen von konservativem Schnitt und Frauen in farbenfrohen Kleidern, die dicht unter dem Knie auseinanderfielen … außer einigen, die von Schenkelmitte an aufwärts durchsichtig waren.
    Er sah einem Mädchen nach, das sich von ihm entfernte. Ihr bemerkenswerter Popo bewegte sich unter dem durchsichtigen Stoff hin und her … und noch immer hatte der Ring nichts gegen seine Gedanken. Den Mädchen nachzusehen, war also wohl ein gesundes Vergnügen. Zum Glück. Oder wurde er nur deshalb nicht bestraft, weil er wußte, daß er in Wirklichkeit gar nichts sah? Er hätte gern gewußt, ob noch irgendwo modebewußte Damen von Natur her gut genug ausgestattet waren, um echtes Fleisch als künstliche Auspolsterung ihrer Kleider gelten zu lassen … Und da verwarnte ihn der Ring wegen dieser lüsternen Grübelei. Allerdings nur mild. Ja.
    Er erschauerte und fragte sich wieder, wie die Erdbewohner, die hier geboren waren, dieses Klima aushielten. Wie kalt mochte es hier draußen sein – zwanzig Grad Celsius? Und in Nord-Kanada erst, wo sein Vater gewohnt und wo die Allgemeine Kreiselmotoren GmbH ihre erste, primitive Fabrik errichtet hatte, war die Temperatur nach manchen Berichten auf einen Punkt gefallen, der fünfzig Grad darunter lag! Dunkel erinnerte er sich an eine Schneeballschlacht, die er irgendwo mit Pammie veranstaltet hatte. Sie hatten sich gegenseitig mit zusammengebackenen Wasserkristallen beworfen. Es schien unglaublich, daß er sich in einer solchen Kälte wohlgefühlt hatte; und während er noch entschiedener zitterte, fragte er sich, ob er sich je wieder daran werde gewöhnen können.
    Er schritt kräftig aus und versuchte sich so zu erwärmen. Pamela. Sollte er versuchen, auf legale Weise Verbindung mit ihr aufzunehmen, wie der Richter es ihm nahegelegt hatte? Dieses Recht hatte er sicher, und zu verstecken hatte er auch nichts mehr. Sie hatte seine Aussage unter dem Einfluß der Wahrheitsdroge gehört. Es war sehr peinlich, aber wenigstens hatte es die Sache ans Tageslicht gefördert. Er konnte sie anrufen, und wenn sie sich weigerte, mit ihm zu sprechen – nun, dann hatte er es mindestens versucht. Er konnte den Versuch machen, sich für seine Träume zu entschuldigen. Er wußte, daß sie weit über alledem stand. Verstandesmäßig hatte er das immer gewußt. Daß er sie in Gedanken benutzt hatte, gab ihm ein Schuldgefühl. Dazu hatte er nicht das Recht gehabt.
    Er sah sich nach einer Fernsehtelefonzelle um. An der Ecke war eine – besetzt von

Weitere Kostenlose Bücher