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Der rote Salon

Der rote Salon

Titel: Der rote Salon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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war ja vor wenigen Jahren hier und spielte bei ihm und fand doch keine Anstellung. Vielleicht hat Felicien mehr Glück. Er hofft, dass der König ihm eine Beihilfe für den Druck des Werkes gibt, das er der Kronprinzessin gewidmet hat.«
    »Wird der König wirklich seine Mätresse zum Konzert mitbringen?«
    »Wieso nicht? Sie ist auch kunstliebend«, sagte Beatrice de Grève mit gespielter Naivität.
    »Nun ... der König liebt auch die Geister. Er kommt nicht zuletzt ihretwegen, glaube ich, nicht nur wegen der Musik. Sie, Madame, wollen die unruhigen Geister besänftigen. Der König aber will sie zitieren lassen, glaube ich, die Spektren ...«
    »Wollen Sie auch dabei sein, wenn es geschieht?«, fragte sie nach einer Kunstpause.
    Also wusste die de Grève von der Séance!
    »Ich glaube, mein Mann wäre dagegen, wenn ich mich darauf einließe ... Aber ... wenn es denn ginge?«, sagte ich, so unbeeindruckt wie möglich.
    »Sie dürfen es sich nicht entgehen lassen! Auch das Feuerwerk wird Sie beide begeistern! Kasachische Feuerwerker, frisch aus Dresden angekommen, werden vor dem König ihr Können zeigen. Bereden Sie Ihren Gatten, dass er sich überwindet! Es wird ein herrliches Silvester. Mir ist, als schwämme ich im Reichtum!«
    »Ich werde ihn überreden!«, sagte ich und zeigte auf dasPäckchen in meiner Hand. »Ist Monsieur Dampmartin im Haus? Ich habe etwas für ihn.«
    Sie bejahte, und ich konnte ihr die Neugier ansehen. Ich tat sehr geheimnisvoll und lächelte.
    »Er beaufsichtigt sicher die Ankunft der Stühle.«
    Livrierte königliche Diener fluteten in den roten Salon, Sitzmöbel in den Armen. Wie von Zauberhand verteilten sie sie im Raum und hinterließen drei Ringe von weichen Stühlen. Flügel und Harfe standen bereits in der Mitte des Raumes: die Harfe aus der Wohnung der de Grève und ein weiteres, schweres kastenförmiges Instrument mit Pedal.
    Philipp Dampmartin lehnte am Kamin und schien über ein schwerwiegendes Problem nachzudenken, als ich durch die große, weit geöffnete Flügeltür eintrat. Seine schwarzen Haare glänzten. Er sah mich erstaunt an. Die buschigen Augenbrauen wurden zu einem Strich, der parallel zur breiten Stirnfalte verlief. Dann lächelte er breit, doch seine Freundlichkeit wirkte unecht und kalt.
    »Madame – erlösen Sie mich Unwissenden! Sollten wir uns schon einmal gesehen haben? Ich bin in der allergrößten Verlegenheit ...«
    »Gesehen ja – am Abend der Feier des Beilagertages Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin zuletzt. Wir sahen uns auch zuvor schon einmal, an einem wenig einladenden Ort.«
    Er erinnerte sich. Das Eis in seiner Miene verriet es.
    »Mein Gatte und ich werden morgen Abend am Konzert teilnehmen. Auch für mich ist dieser Ort von höchst schmerzlicher Bedeutung. Ich wünsche sehr, dass sich die unheilvollen Geister dem Banne unterwerfen, den Sie hier mit so großem Aufwand ins Werk setzen.«
    Er sah fragend auf die Pappschachtel in meinen Händen. Ich nahm den Deckel ab, und eine Schreckenslaterne kam zum Vorschein.
    »Oh!«
    »Der Kronprinz wollte die schönsten Szenen seiner Hochzeit in einem Bildstreifen verewigt sehen, und so kam mir die Idee, ihn morgen Nacht in der Anwesenheit der Majestät und der Hoheiten vorführen zu lassen.«
    »Merveilleux! Eine herrliche Idee! Dürfte ich den Streifen einmal ...«
    Ich zündete die Lampe an, wartete einige Momente und schob das Gespenst ein. Dampmartin lächelte. Dann den Hochzeitsstreifen. Henriette-Felicité Tassaert hatte mir die Freundlichkeit einer Fingerübung erwiesen. Das Brautpaar war getroffen, auch der ungestalte König und die formlose Königin konnten sich freuen, die Künstlerin hatte tüchtig geschönt.
    »Wie zauberhaft! Damit werden Sie alle in Erstaunen setzen. Was wäre wohl der geeignete Ort, um die Bilder zu projizieren? Vielleicht dort? Oder neben dem Kachelofen?« »Die Laterne braucht einen hohen Stand, eine Art Stativ«, sagte ich. »Oder ein Blumenpostament!«
    »Nun, wir werden etwas Passendes finden«, schloss er.
    Ich hatte mich schon verneigt und zum Gehen gewendet, als ich mich noch einmal umdrehte und ihn fragte:
    »Glauben Sie an die Realität der Geister?«
    Er erblasste, basser erstaunt als zuvor, und meinte kühl:
    »Welch seltsame Frage! Selbstredend weiß ich um die Gläubigkeit meiner Vermieterin in dieser Frage. Und Sie müssen wissen: Auch ich bin diesen Materien gegenüber aufgeschlossen.«
    »Aber Sie

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